Frank Rehfeld: Der Weg des Inquisitors (Buch)

Frank Rehfeld
Der Weg des Inquisitors
Titelbild: Melanie Korte
Blanvalet, 2016, Paperback, 480 Seiten, ISBN 978-3-7341-6056-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Frank Rehfeld entstammt dem Freundeskreis von Wolfgang Hohlbein und wandelt daher auch ein wenig in dessen Spuren, was seine Geschichten angeht. Die bisher erschienenen Romane sind meisten Low-Fantasy-Abenteuer, die für die kurzweilige Unterhaltung geschrieben sind, was man auch an „Der Weg des Inquisitors“ merkt, dem Auftakt einer neuen Saga.

 

Torin wächst in einem Kloster in der Wüste auf. Er gehört zu den vielen Waisen, die dort untergebracht sind, um ein gottgefälliges Leben zu führen, aber er merkt auch, dass er nicht so ganz in die Gemeinschaft zu passen scheint. Denn in vielem denkt und fühlt er anders. Das macht sich vor allem in dem Moment bemerkbar, in dem der Inquisitor Balosta das Kloster besucht, um eine in der Nähe gefangene Hexe zu befragen und zu beurteilen. Der Junge weckt sein Interesse und darf den erfahrenen Jäger tatsächlich nach Aurelia begleiten, auch wenn die Reise dorthin voller Gefahren ist.

In der Heiligen Stadt beginnt Torin durch die Fürbitte seines Gönners die Ausbildung zum Inquisitor und muss schon bald feststellen, dass er auch hier nicht sonderlich geduldet ist, gerade weil die meisten anderen Schüler aus reichem und adligen Hause stammen und einige sogar ein Hühnchen mit ihm zu rupfen haben. Aber Torin ist stark in seinem Glauben, so dass er sich den Herausforderungen mit Entschlossenheit stellt.


Geschichten wie diese funktionieren immer. Da ist der Waisenjunge, der seine Herkunft nicht kennt, und die vermutlich in späteren Bänden auch noch für Konflikte sorgen könnte. Der Außenseiter, der anders als die meisten seiner Schicksalsgenossen tickt und dadurch eben die Chance erhält, mehr aus sich zu machen.

Und auch Ausbildungsgeschichten wie die Torins folgen einem vertrauten Schema: Der Held ist natürlich zunächst einmal der Underdog, der nicht in die Gemeinschaft der Reichen passt und sich entsprechend durchsetzen muss, aber durch sein Verhalten dennoch ein paar Freunde findet, auch wenn er es sich mit diesen gelegentlich verscherzt. Seine Feinde setzen ihm zu, werden aber nach und nach auch von den Lehrern in die Schranken verwiesen.

All diese Versatzstücke, auch die archetypischen Figuren, kennt man als erfahrener Leser gut, aber sie werden mit all den verbundenen Klischees zu einer netten, unterhaltsamen Handlung ohne Längen verbunden. Vor allem junge männliche Leser dürften sich mit dem Helden und seinem schulischen Weg gut identifizieren können. Denn allzu viele Gefühle werden in der Geschichte nicht breit getreten, auch die sich natürlich am Rande entwickelte Romanze zu einer Mitschülerin wird eher nur am Rande abgehandelt.

Routiniert und flüssig geschrieben, wenn auch mit einem blassen und etwas zu schematisierten Hintergrund, kann der Roman für den Moment fesseln, ist aber nichts, was man lange im Gedächtnis behält.

„Der Weg des Inquisitors“ ist daher ideale Urlaubslektüre, die keine besonderen „geistigen Anforderungen“ an erfahrene Leser stellt, aber auf der anderen Seite auch ein wunderbarer Einstieg für alle jungen männlichen Leser ist, die erstmals mit der Fantasy in Berührung kommen und Lust auf ein kerniges Abenteuer mit einem gleichaltrigen Helden haben.