Neil Gaiman: Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard (Buch)

Neil Gaiman
Der lächelnde Odd und die Reise nach Asgard
(Odd and the Frost Giants, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Andreas Steinhöfel
Mit Illustrationen von Brett Helquist
Arena, 2010, Hardcover, 116 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-401-06553-3

Gunther Barnewald

Odd ist ein zehnjähriger Wikingerjunge, der zuerst viel Pech in seinem Leben hat. Erst stirbt sein Vater auf einer Kaperfahrt an einer Lungenentzündung, als er ein mit Beute beladenes Pony aus dem Meer fischt, dann fällt dem Buben beim Fällen eines Baumes dieser auf sein Bein und zerschmettert es, und zu allem Unglück hat sein neuer Stiefvater mit dem prosaischen Namen Elfred der Fette kein Interesse an dem verkrüppelten Kind und behandelt ihn schlecht.

Trotzdem lächelt Odd noch immer und beschließt, seinem Elend zu entfliehen. So zieht er in das alte verfallene Haus, in dem er früher mit seinen Eltern wohnte.

Sein Unglück wendet sich, als am nächsten Morgen ein Fuchs vor seiner Tür steht und ihm durch sein Verhalten suggeriert, dem Tier zu folgen. Odd beschließt, dies zu tun und gelangt zu einem Baum, in dessen zusammengesunkenem Stamm die Pfote eines riesigen Bären eingeklemmt ist, der dort nach Bienenhonig gesucht hatte. Spontan befreit der Junge das mächtige Raubtier und ist ganz überrascht, dass der Bär ihn nicht verspeist. Stattdessen begleiten der Fuchs, der Bär und ein riesiger Adler, der zu den beiden zu gehören scheint, Odd zu seiner Unterkunft.

Und als Odd in der Nacht erwacht, hört er, wie die drei Tiere sich miteinander unterhalten. Als der Bub nachhakt, erfährt er, dass es sich bei den dreien um nordische Götter handelt, die von einem Eisriesen übertölpelt und ausgetrickst worden sind. Dieser hat den Obergott Odin in einen Adler, den Donnergott Thor in einen Bären und den listigen Loki in einen Fuchs verwandelt und dafür gesorgt, dass sie sich in der Menschenwelt Midgard wiederfinden.

Odd beschließt, den dreien zu helfen und mit ihnen über einen Regenbogen nach Asgard zu reisen, damit sie ihre Macht und ihre Gestalt zurückerhalten. Doch wie soll ein kleiner verkrüppelter Junge einen gewaltigen Eisriesen besiegen, der sogar die Götter überlistet hat…?

Neil Gaiman ist ein überaus wunderbares (wenn auch leider sehr kurzes) Kinderbuch gelungen, welches durch seine anrührende Geschichte und die poetisch-einfache Sprache besticht, die von Andreas Steihöfel kongenial ins Deutsche übertragen wurde.

Die erstklassigen Illustrationen und die ungewöhliche Geschichte rechtfertigen den Aufwand einer Hardcoverausgabe, deren verwaschen wirkendes Outfit jedoch die Mühe, die man sich bei Arena ansonsten mit dem Buch gegeben hat, leider etwas konterkariert.

Vor allem die Art, mit der Odd seine Probleme löst und schließlich auch für seine neuen Freunde einsteht, nötigt dem Leser in Zeiten hanebüchener Kämpfe und mehrtausendseitiger Schlachtenepen in der Fantay-Literatur Respekt ab.

Schade nur, dass die schöne Geschichte so schnell endet, aber besser kurz und gut als lang und schlecht, so wohl das Motto des Autors, und dem ist nichts hinzuzufügen (außer vielleicht, dass Stephenie Meyers neuester Roman nicht „Bis(s) zum Abwinken“ heißen soll, denn dies ist wohl nur ein übles Gerücht!).