Blame! - Master Edition 2 (Comic)

Tsutomu Nihei
Blame! - Master Edition 2
(Blame!, Kapitel 10-20, 2005)
Übersetzung: Janine Wetherell
Cross Cult, 2017, Hardcover, 400 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-95981-449-2

Rezension von Christel Scheja

Tsutomu Nihei zählt durch seine Serie „Blame!“ heute noch zu den wichtigsten Künstlern für dystopische Science-Fiction-Mangas, egal ob diese im fernen Weltraum oder auf der Erde in einer fernen Zukunft spielen. Er entfesselt auch in dieser Geschichte eine beklemmende Atmosphäre, die weit über die übliche Action hinausgeht.

 

Killy, ein wortkarger Wanderer, der die unterirdischen Megastrukturen durchstreift, ist auf der Suche nach den sogenannten Netzwerkgenen, reiner menschlicher DNA, mit der es endlich wieder gelingen kann, Kontakt mit der Megastruktur aufzunehmen, um endlich deren unkontrolliertes Wachstum zu stoppen. Aber bisher sieht es schlecht damit aus, auch wenn er inzwischen in der geheimnisvollen Kämpferin Cibo eine Verbündete gefunden hat, die mindestens genau so gut kämpfen kann wie er und in einer eigenen Mission unterwegs ist, die seiner nicht unähnlich scheint.

Nun endlich verlassen sie auch die kaum bewohnten Gefilde und mischen sich unter die Menschen einer Stadt, um sich dort genauer umzusehen, doch als sie dem Gelände der Tôa-Schwerindustrie nahe kommen, werden sie überraschend von Menschen angegriffen. Um der Übermacht zu trotzen, entwickelt der einsame Wanderer Fähigkeiten, die er bisher noch nicht hatte, und genau das rettet Cibo und ihm im letzten Augenblick das Leben. Doch das ist erst der Anfang.


Cibo bringt zwar Killy dazu, etwas mehr zu reden, aber die Unterhaltungen zwischen den beiden werden immer durch Seiten unterbrochen, in denen es keine Textblasen gibt. Wie im ersten Band sind Dialoge eher selten und der Manga spricht vor allem durch seine Bilder - und die setzt der Künstler sehr sorgfältig in Szene. Die Welt ist immer noch kalt und nüchtern, aber auch voller seltsamer Wesen, deren Verhalten schwer einzuschätzen ist.

Immerhin gelingt es den Beiden, mit dem einen oder anderen zu kommunizieren, so dass der Leser auch die Ahnung bekommt, es mit Auswüchsen der Megastrukturen zu tun zu haben, die immer noch wünschen, dass die Menschen endlich wieder Kontrolle gewinnen. Aber wie man sich denken kann, gibt es vermutlich genug Leute, die am aktuellen Status Quo nicht wirklich etwas verändern wollen und deshalb auch keine Skrupel haben, die Helden irgendwie auszubremsen.

Die Geschichte bleibt weiterhin voller Geheimnisse, denn auch Cibo hat noch lange nicht alles von sich erzählt. Und selbst Killy enthüllt diesmal neue Facetten seines Wesens von denen er noch nicht wusste.

Wie immer bietet der Künstler genug Action, um die Leser zufriedenzustellen, die das haben müssen, aber er bleibt auch sehr nahe bei seinen Figuren und lädt diejenigen, die daran interessiert sind, dazu ein, zwischen den Zeilen zu lesen. Denn anders lässt sich der Hintergrund, der immer noch kryptisch und unvollständig wirkt, auch nicht wirklich verstehen.

Alles in allem ist die Serie dadurch anspruchsvoller als man denkt und fordert den Leser, auch wenn es mehr zu sehen als in Worten zu erfassen gibt.

„Blame!“ lässt in erster Linie seine Bilder sprechen und die Helden eher handeln als reden. Auch wenn die Dialoge zahlreicher sind als im Band vorher, so werden die Fans dystopischer Science Fiction auch hinter die ganze Action blicken müssen, um wesentlich mehr von den Geheimnissen der Protagonisten und des Hintergrunds zu erfassen, denn die enthüllen sich erst auf den zweiten Blick.