H. G. Wells: Die Zeitmaschine (Hörspiel)

H. G. Wells & Oliver Döring (Script)
Die Zeitmaschine Teil 1 + 2
Sprecher: Hans Georg Panczak, Bernd Rumpf, Udo Schenk, Oliver Stenzel u.a.
Folgenreich, 2017, je 1 CD, je. ca. 59 Minuten, je ca. 8,99 EUR

Rezension von Irene Salzmann

Es gibt wohl keinen Science-Fiction-Fan, dem „Die Zeitmaschine“ von H. G. Wells (1866-1946) kein Begriff ist. Selbst wer den Roman nie gelesen hat, dürfte die Verfilmungen kennen, von denen jene von 1960 (mit Rod Taylor, Yvette Mimieux) und 1979 („Flucht in die Zukunft“, mit Malcom MacDowell) zweifellos die populärsten sind. Bei Folgenreich ist nun eine Hörspiel-Adaption erschienen, welche die Handlung in die neuere Zeit verlegt, etwa in die 80er Jahre (Stichwort: Kassettenrekorder). Leider hat man den Titel in zwei Teile zerlegt, statt die unbedingt zusammen gehörenden CDs komplett in einem Juwelcase zu veröffentlichen.

 

Einem Wissenschaftler, Jack, droht der Entzug der Finanzierung seiner Arbeiten, da er bislang nichts Konkretes vorweisen kann und sich auch über die Art seiner Forschungen in Schweigen hüllt. Auf das Drängen einiger Freunde hin beginnt er überhastet mit ersten Experimenten.

Seine Erfindung, die Zeitmaschine, funktioniert und bringt ihn schließlich in eine weit entfernte Zukunft, ins Jahr 802.701, in dem die Nachkommen einer Menschheit leben, die sich durch eine Katastrophe zugrunde richtete. Die Erde hat sich erholt und scheint nun eine friedliche Welt zu sein, denn es gibt keine gefährlichen Tiere und Nahrung im Überfluss.

Für die Eloi besteht das Leben nur aus Spiel und Spaß, aber sie sind merkwürdig empathielos. Jack ist schockiert, als niemand eingreift, als Weena am Ertrinken ist. Er kann die junge Frau retten und erfährt von ihr mehr, auch dass es Etwas gibt, vor dem sich die Eloi fürchten. Unterdessen wird die Zeitmaschine in ein von außen verschlossenes Gebäude verschleppt, und Jack muss sich in das unterirdische Reich der Morlocks hinab wagen, will er jemals wieder in seine eigene Zeit zurückkehren.


Man kennt die Geschichte und hat beim Hören durchaus den Film vor Augen, wenngleich einige Ereignisse modifiziert wurden. Beispielsweise wirkt Weena sehr viel kindlicher, die Begegnung mit den Morlocks scheint gerafft worden zu sein und kommt weniger dramatisch rüber, was vielleicht mit dem Vortrag von Jack-Sprecher Hans-Georg Panczak zusammenhängt, der etwas zu viel Übertreibung in seine Stimme legt, um die Verunsicherung und Angst des Protagonisten in heiklen Situationen auszudrücken.

Allerdings muss man im Hinterkopf behalten, dass ein Hörspiel anders funktioniert als ein Film oder Buch, und was die Umsetzung von „Die Zeitmaschine“ in dieses Format betrifft, so darf man sie durchaus als gelungen, spannend und unterhaltsam bezeichnen, denn das H- G. Wells-Feeling stellt sich prompt ein.

Die angedeutete Kritik an atomaren Waffen und den Folgen ihres Einsatzes, dem Missbrauch von überlegenen Technologien, an autoritären Gesellschaftssystemen sowie der Gleichgültigkeit großer Teile der Bevölkerung in Hinblick auf sich abzeichnende Gefahren sowohl für den Einzelnen als auch der Allgemeinheit bleibt im Hintergrund, obwohl die Themen nach wie vor aktuell sind, wenn nicht gar aktueller als in den vergangenen Jahrzehnten.

Überdies wurden von Folgenreich weitere Werke des Autors vertont: „Krieg der Welten“ und „Das Imperium der Ameisen“. Weitere Hörspiele und Hörbücher zu den Titeln H. G. Wells‘ findet man in den Programmen anderer Label.