Douglas Preston & Lincoln Child: Ice Limit - Abgrund der Finsternis (Hörbuch)

Douglas Preston & Lincoln Child
Ice Limit - Abgrund der Finsternis
Ice Ship 2/Gideon Crew 4
(Beyond the Ice Limit, 2016)
Nach dem gleichnamigen Roman
Übersetzung: Michael Benthack
Sprecher: Simon Jäger
Argon, 2017, 6 CD, ca. 431 Minuten, ca. 15,95 EUR, ISBN 978-3-8398-1537-3

Rezension von Irene Salzmann

Eine ambitionierte Expedition versuchte, in der Antarktis einen Meteorit zu bergen. Die Mission endete in einem Desaster, bei dem viele Menschen ihr Leben verloren. Einige Jahre später will Eli Glinn, der Leiter des damaligen Unternehmens, die Mission besser ausgerüstet wiederholen, teils um Wiedergutmachung an den Toten zu leisten, teils um detailliertere Kenntnisse zu erlangen, denn er hat die Umgebung des im Meer versunkenen Meteoriten beobachten lassen und Erstaunliches entdeckt. Infolgedessen stellt er ein Spezialisten-Team zusammen, zu dem auch der Nuklear-Experte Gideon Crew gehört.

Gideon Crew, der unheilbar krank ist, wird damit geködert, dass man ihm womöglich helfen könne, aber er gibt sich dieser Illusion nicht hin. Wenn man einen wie ihn benötigt, steht mehr auf dem Spiel, als offiziell verraten wird, und der Ausgang des Auftrags  ist ungewiss. Tatsächlich entpuppt sich der Meteorit als Samenkapsel, aus der in den vergangenen Jahren ein intelligentes, zur Kommunikation fähiges Alien geschlüpft und dramatisch gewachsen ist - und das zweifellos ein bestimmtes Ziel verfolgt.

Noch während das Baobab genannte Alien untersucht wird, eskaliert die Situation, denn es gibt erste Tote, und Gewebeproben entwickeln ein Eigenleben. Die Teile des Baobab befallen immer mehr Crew-Mitglieder und manipulieren sie, sodass sie sich gegen jene wenden, die das Alien eliminieren wollen, weil es die Erde in absehbarer Zeit zerstören wird wie schon andere Planeten davor. Aber ob es tatsächlich von einer Atombombe unschädlich gemacht werden kann? Und derjenige, der die Bombe in die Nähe des Aliens bringen soll, muss vom Leben Abschied nehmen…


„Ice Limit“ ist die in sich abgeschlossene Fortsetzung von „Ice Ship“, in dem die Katastrophe geschildert wird, die Eli Glinn und wenige andere überlebten. Diese Geschichte wurde mit den Büchern um den Agenten Gideon Crew verknüpft, der in erster Linie mit dabei ist, um das Alien, das am Tod vieler Menschen schuld ist und die Erde vernichten wird, zu zerstören.

Natürlich verläuft die Handlung keineswegs direkt und glatt, denn zunächst werden die Akteure vorgestellt, bei denen es sich nicht bloß um Spezialisten sondern auch um krude Einzelgänger, ja, Spinner handelt. Nicht alle kommen miteinander klar, und persönliche Animositäten komplizieren die Zusammenarbeit. Dabei wäre Kooperation wichtig, weil der Baobab sehr schnell seine Gefährlichkeit beweist.

Gideon Crew ist die Hauptfigur, wenngleich andere Charaktere ähnlich wichtige Rollen und Handlungsanteile innehaben. Meist ist er Beobachter, in entscheidenden Phasen und vor allem im wesentlichen Moment wird er jedoch aktiv. Aufgrund seines Jobs und der Erkrankung ahnt man früh, dass er der Mann fürs Grobe ist, er sich opfert oder geopfert wird. Die kurze Romanze ist nur ein Indiz dafür und mit eine Motivation für seine Entscheidungen.

Die Geschichte wird langsam aufgebaut, und die Geheimnisse des Baobabs werden ebenso häppchenweise enthüllt. Stellenweise wirkt die Story etwas langatmig, wenn auf bereits Bekanntes immer wieder Bezug genommen und geredet statt gemäß der Erkenntnisse gehandelt wird. Einige Szenen fallen drastisch aus und garnieren die SF-Handlung mit Horror-Elementen, die jedoch nicht wirklich die Spannung steigern. Die Erforschung des Aliens ist tatsächlich faszinierender als die Metzeleien. Aber eine solche Einschätzung ist bekanntlich Geschmacksache.

Der Vortrag von Simon Jäger ist routiniert und kann auch jene Zuhörer einfangen, die sich das langatmige Buch eher nicht gekauft hätten.

Kennt man die Bücher des Autoren-Duos Douglas Preston und Lincoln Child und ist von ihnen angetan, wird man sich diesen in sich abgeschlossenen Band/das Hörbuch als Fortsetzung ihrer anderen Romane gewiss zulegen. Hat man noch nie etwas von den beiden gelesen, kein Problem, Vorkenntnisse werden für „Ice Limit“ nicht benötigt. Man sollte SF-Horror und einen etwas ausschweifenden Stil schätzen, wenn man dem Titel eine Chance geben will. Das Hörbuch dürfte im Zweifelsfall das Publikum eher bei der Stange halten als der Roman, wenn es an manchen Stellen zu theoretisch und ausführlich wird.