Das Schwarze Auge 112: Der Kreis der Sechs – Drachenschatten 1 (Buch)

Michael Masberg
Das Schwarze Auge 112
Der Kreis der Sechs
Drachenschatten 1
Titelillustration von Arndt Drechsler
Karte von Daniel Jödemann
Drachenchronik-Logo von Mia Steingräber
FanPro, 2009, Taschenbuch, 352 Seiten, 9,00 EUR, ISBN 978-3-89064-169-0

Christel Scheja

Ein Vorteil der „DSA“-Autoren, die bereits an Regionalbeschreibungen und Abenteuern mitgearbeitet haben, ist, dass sie bei ihren Romanen auf Wissen und Hilfen zurückgreifen können, die Außenstehenden versagt bleiben, was ihren Geschichten ein wenig mehr Gewicht verleiht. Das trifft auch auf Michael Masberg zu, der bereits seit 1993 auf der Welt des „Schwarzen Auges“ unterwegs ist und daher einige Entwicklungen im Hintergrund kennt. Seine zweibändige Saga „Drachenschatten“ greift daher Themen aus der fernen Vergangenheit Aventuriens auf, die nun in der Jetztzeit wieder Bedeutung erlangen könnten. „Der Kreis der Sechs“ ist der erste Band der Duologie.

Kaum ist der Erbfolgekrieg nach dem Tod der Amenes beendet und wieder Frieden im Horasreich eingekehrt, erschüttert ein neues Ereignisse die Hesindekirche. Ausgerechnet der Umbiculus ist verschwunden, das heiligste Artefakt des Glaubens, das auch als Nabel der Welt bezeichnet wird. Vor den Gläubigen verborgen sucht der Draconiter Borson Erantes nach dem kostbaren Gegenstand und muss feststellen, dass dieser mehr als nur der Nabel der hesindianischen Lehre zu sein scheint. Seine Geschichte führt weit in die mythische Vergangenheit Aventuriens, als noch ganz andere Völker das Land beherrschten und die Menschen nicht mehr als Diener und Sklaven waren.

Etwa zur gleichen Zeit werden ein gewisser Magister Valberto und seine Haushälterin ermordet. Der angesehene Gelehrte und Magier hat in Avesa Farfara eine begabte Schülerin, die, gerade weil sie aus sehr einfachen Verhältnissen stammt, sehr ehrgeizig und fleißig ist. Sie sieht es nun als ihre Aufgabe an, den Mörder zu suchen und ihn der Gerechtigkeit zuzuführen. Unterstützt wird sie dabei von ihrem Geliebten, dem Stadtgardisten Horadan, und einem Freund aus ihrer Jugend – dem langfingrigen Dartan.

Nach und nach kommen sie dem Geheimnis auf die Spur, auch wenn man ihnen immer wieder Steine in den Weg legt. Und schon bald sind sie wie Borson in ein grausames und tödliches Spiel verwickelt, das gut zwanzig Jahre zuvor von einem Bund mächtiger Magier, dem „Kreis der Sechs“, in die Wege geleitet wurde.

„Drachenschatten“ ist ein Zyklus, der sich in erster Linie an die Leser richtet, die sich schon seit Jahren selbst auf Aventurien bewegen und Interesse an den verborgenen Geheimnissen der Welt haben. Der Autor setzt sehr viel Wissen über die Geschichte der Welt und ihrer Mythen voraus; auch der Kult der Hesindekirche und einige magische Theorien sollten dem Leser bekannt sein, wie auch die eine oder andere historische Figur. Nur wenn diese Kenntnisse vorhanden sind, kann man sich ohne Abstriche in das interessant miteinander verwobene Abenteuer auf zwei Handlungsebenen (in Gegenwart und Vergangenheit) ziehen lassen. Wie nicht anders zu erwarten war, endet der Roman natürlich an der spannendsten Stelle.

Die Figuren selbst bleiben ein wenig oberflächlich, auch wenn der Autor ihnen einige Charaktereigenschaften und Hintergrund zu geben versucht. Beides ordnet sich allerdings ziemlich der Abenteuerhandlung unter.

Alles in allem ist „Der Kreis der Sechs kein Roman für Einsteiger in die Welt von „DSA“, eher für die altgedienten Experten, die viele kleine Hinweise und Andeutungen aus den Zeilen heraus lesen können.