Grusekabinett 124/125: Der Krieg der Welten, H. G. Wells (Hörspiel)

H. G. Wells & Marc Gruppe (Script)
Der Krieg der Welten
Gruselkabinett 124/125
Sprecher: Georg Tryphon, Bruno Winter, Kathryn McMenemy u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2017, 2 CDs, ca. 108 Minuten, ca. 15,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5457-3

Rezension von Christel Scheja

H. G. Wells (1866-1946) wird gerne als einer der „Väter der Science Fiction“ gesehen, denn wie Jules Verne spann er mit seiner Phantasie die Entwicklung von Wissenschaft und Technik weiter, betrachtete auch den Himmel mit anderen Augen. „Der Krieg der Welten“ ist vermutlich eine der ersten Invasionsgeschichten, deren Gegner aus dem All stammen.

 

Julian lebt mit seiner Frau Margret in den ländlichen Außenbezirken von London und geht dort seiner Arbeit nach. Allerdings ist er als Gentleman auch an den neuesten Nachrichten über Entdeckungen, Forschungsreisen und Beobachtungen interessiert und horcht deshalb auf, als das nahegelegene Observatorium in Ottershaw von seltsamen Aktivitäten rund um den Mars berichtet.

Doch niemand kann sich das erklären, bis ein riesiger Meteorit in der Hosell-Heide niedergeht. Neugierig schauen Julian, Margret und ein Nachbar nach dem Rechten, nur um die ersten zu sein, die das Grauen hautnah mitbekommen. Der Meteorit ist ein außerirdisches Raumschiff, dem seltsame dreibeinige Maschinen entsteigen und anfangen Angst und Schrecken zu verbreiten. Und sie bleiben nicht die einzigen.

Eine außerirdische Version verwandelt die Welt, die Julian und seine Frau kannten - und bald geht es nur noch um das Überleben, denn die Bewohner des Mars kommen nicht ohne Grund auf die Erde, wie sich schon bald in den Trümmern Londons offenbart.


Viele Male ist „Der Krieg der Welten“ verfilmt worden und hat vor allem Schauwerte geboten. Der Originalroman wie auch das Hörspiel sind vor allem eines - der akribische Bericht einer Welt, die durch die Invasion eines übermächtigen Gegners nicht nur in Schutt und Trümmer sinkt, sondern auch die Menschen an den Rand ihrer Existenz treibt.

Alles fängt noch recht friedlich an, doch schon die erste Begegnung mit den Monstern zeigt, dass mit diesen nicht zu spaßen ist. Nach und nach wird immer offensichtlicher, dass der Feind aus dem All keine Probleme hat, die Waffen der Menschen auszuschalten und auch ein so mächtiges Staatengebilde wie das Britische Empire in die Knie zu zwingen.

Die Angst und Agonie der Figuren, vor allem des Hauptdarstellers, werden in dem Hörspiel deutlich spürbar. Es bedarf gar nicht so vieler Sprecher, um die Welt in Trümmern vor dem geistigen Auge lebendig werden zu lassen, eher im Gegenteil - gerade weil der Zuhörer alles aus der Sicht eines Menschen erlebt, wird er immer tiefer in das Szenario gezogen und ist dem Grauen hilflos ausgeliefert. Musik und Geräusche sorgen ebenfalls dafür, das Kino im Kopf anzuwerfen und dafür zu sorgen, dass man mit den Helden zittert und hofft, dass sie entkommen. Die Phantasie jedenfalls macht große Sprünge.

Die Handlung selbst ist sauber gerafft und wie aus einem Guss, deckt all die wichtigen Stationen ab, auf die es in der bedrückenden Geschichte ankommt, so dass man am Ende mehr als zufrieden sein kann. Auch die Sprecher sind in Spiellaune und sorgen dafür, dass man sich ihre Figuren sehr gut vorstellen kann.

Das alles macht „Der Krieg der Welten“ zu einer mehr als gelungenen Doppelepisode, die den Krieg mit Aliens spürbarer macht als manch ein Effektgewitter, das man im Kino oder Fernsehen präsentiert bekommt. Das Hörspiel ist eine adäquate Umsetzung des Originalromans, der auch heute noch seine ganz eigene Aktualität besitzt.