X-Men 3 (Comic)

Jeff Lemire, Ollie Masters, Brandon Montclare
X-Men 3
(Extraordinary X-Men 13-16 + Annual 1, 2016)
Übersetzung: Jürgen Petz
Titelbild: Ron Lim
Zeichnungen: Carlo Barberi, Victor Ibáñez, u.a.
Panini, 2017, Paperback, 164 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-7416-0127-9

Rezension von Irene Salzmann

Die X-Men sind vor den verheerenden Auswirkungen des Terrigen-Nebels (Sterilität, Krankheit, Tod) nach X-Haven in den Limbo geflohen. Auf der Suche nach 600 Mutanten-Embryonen gelangt ein Teil des Teams in eine Zukunft, in der Apokalypse herrscht, die Welt nach seinen Vorstellungen geformt und alle Mutanten ausgelöscht hat. Colossus opfert sich, um seinen Freunden die Flucht zu ermöglichen, und wird gezwungen, zum Apokalyptischen Reiter des Krieges zu werden. Um Colossus, der nun loyal zu seinem Meister steht, seine ursprüngliche Persönlichkeit zurückgeben zu können, nehmen die X-Men Apokalypse mit in den Limbo.

Dort versucht er, neue Helfer zu rekrutieren, und Technik-Genie Forge, der unzufrieden mit seiner scheinbar untergeordneten Rolle innerhalb der Gruppe und der Beziehung zu seiner Ex Storm ist, könnte ein geeigneter Kandidat für die Einflüsterungen sein. Derweil suchen Iceman und Nightcrawler nach Colossus, der sich auf der Erde verbirgt und auf eine Gelegenheit wartet, seinen Herrn zu befreien.

Eine weitere Gefahr geht von Sapna aus, die X-Haven verlassen hat nach einer Vision, in der sie sieht, dass sie Magik mit deren Seelenschwert tötet. Magik und Storm folgen dem Mädchen durch zahlreiche Portale, kommen aber immer wieder zu spät. Schließlich begegnen sie einer Gruppe Krieger, von denen sie vor dem „Weltenverschlinger“ gewarnt werden, der ihre Heimaten bereits zerstört hat und irgendwann den Limbo finden wird. Gemeinsam kehren sie zurück, doch Sapna trägt das Übel in sich und bringt es nach X-Haven. Wird sich ihre Vision nun bewahrheiten?


„X-Men“ 3 setzt die Handlungsstränge der beiden vorherigen Bände fort. Zusätzliche Probleme kommen auf die Mutanten zu, indem sie Apokalypse in ihr Refugium bringen. Zwar ist er ein Gefangener, aber nach wie vor ist er mächtig und weiß, welcher Preis gezahlt werden muss, um jemanden zu korrumpieren. Außerdem ist er nicht gewillt, Colossus wieder zu dem zu machen, der er einst war, wenn er im Gegenzug nicht das bekommt, was er fordert. Nicht minder gefährlich ist Sapna, die X-Haven freiwillig verließ, um Magik und ihre neuen Freunde nicht zu gefährden, jedoch die Falle nicht zu durchschauen vermochte, in der sie landete. Und noch andere Aufgaben stellen sich den X-Men.

Mehr möchte man nicht verraten, auch nicht über den Ausgang der erwähnten Konflikte, um dem Leser einige dramatische Überraschungen zu bewahren. Freuen dürfen sie sich auf jeden Fall über die Auftritte zahlreicher Sympathieträger, die gegenwärtig die Richtung der „X-Men“ bestimmen, darunter Old Man Logan, das junge Marvel Girl aus der Vergangenheit, Storm, Magik, Nightcrawler, Forge und etliche andere. Es wird frisch kombiniert mit älteren und jüngeren Charakteren aus verschiedenen „X“-Serien, wodurch sich neue Möglichkeiten bei Kampfhandlungen und privaten Ereignissen ergeben.

Mehrere Zeichner sind am Werk, doch das Gesamtbild ist homogen und gefällig.

„X-Men“ ist derzeit einer der packendsten und zeichnerisch ansprechendsten Titel von Marvel. Gespannt fragt man sich, ob die Mutanten im Limbo für längere Zeit in Sicherheit sind (man erinnert sich unwillkürlich an zum Beispiel die 80er Jahre, als sie - in teilweise anderer Besetzung - für tot gehalten wurden und vom australischen Outback aus operierten), oder welche Mittel sie ergreifen wollen, um die drohende Auslöschung ihrer Spezies, bedingt durch den Terrigen-Nebel der eigentlich verbündeten Inhumans, zu verhindern. Für die einen geht es ums nackte Überleben, für die anderen um ein Mutagen, dem sie ihre Fähigkeiten verdanken und das einige weitere Effekte zeigt. Der große Knall zwischen beiden Gruppen früher oder später scheint unausweichlich. Bleibt das hohe Niveau der Storys und Illustrationen gewahrt, wird man dies kaum versäumen wollen.