Paper Girls 2 (Comic)

Brian K. Vaughan
Paper Girls 2
(Paper Girls Vol. 2, 2016/2017)
Titelbild und Zeichnungen: Cliff Chiang
Übersetzung: Sarah Weißbeck
Cross Cult, 2017, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-95981-410-2

Rezension von Christel Scheja

Weiter geht es mit der deutschen Veröffentlichung von „Paper Girls“, der Serie von Brian K. Vaughan und Cliff Chiang, die bereits Kritiker und Fans auf der letztjährigen Comic Con in San Diego verzauberte und dort einiges an renommierten Preisen abräumte.

 

Erzählt wird die Geschichte von vier jungen Mädchen, die sich ihr Taschengeld dadurch verdienen, dass sie im Jahr 1988 frühmorgens die Zeitungen in dem Stadtteil austragen, in dem sie auch leben. Damit sie sicher sind, halten sie untereinander Kontakt mit Walkie-Talkies, um die anderen herbeizurufen Eines Morgens wird ihr Leben aber ordentlich auf den Kopf gestellt, denn sie werden mehr oder weniger gegen ihren Willen nicht nur in ein außergewöhnliches Abenteuer gerissen, sondern auch durch die Zeit. Allerdings ist eine von ihnen verschwunden.

Deshalb machen sich auf die Suche nach KJ. Doch das wird zu einem schwierigen Unterfangen, hat die Welt des Jahres 2016 einige unangenehme Überraschungen für sie parat. Unter anderem begegnet Erin Tieng ihrem erwachsenen Ich, das den Mädchen aber hilfreich zur Seite steht, fangen doch nun an riesenhafte Würmer und andere seltsame Kreaturen die Umgebung zu verwüsten und nicht zuletzt taucht Erins Klon auf und erzählt ihnen ganz andere Dinge. Das Chaos ist perfekt, denn nun wissen sie überhaupt nicht mehr, wem sie trauen können, was die Suche nach KJ erschwert und sie in noch größere Schwierigkeiten bringt.


Noch einmal legt die Geschichte um die „Paper Girls“ einen Zahn zu. Anstatt erste Fragen zu beantworten werden definitiv weitere gestellt, um auch die Leser noch mehr mit rätseln zu lassen, was sie nun eigentlich glauben sollen und was nicht. Die Szenen, die sie den Protagonistinnen voraushaben, bleiben nämlich ähnlich kryptisch, deuten allerdings an, dass die vier Mädchen vermutlich in noch größere Dinge verwickelt sind, als sie bereits ahnen. Als Gegengewicht gibt es dann recht amüsante Szenen, wenn die Jugendlichen aus der Vergangenheit mit den Errungenschaften des 21. Jahrhunderts konfrontiert werden - angefangen mit Smartphones, bis hin zu ganz anders aussehenden Fernsehern und einer Wortwahl, die sie einfach nicht mehr verstehen können.

Die Geschichte hat einen besonderen Reiz, weil die Heldinnen das Geschehen aktiv mitgestalten. Es gibt immer eine von ihnen, die wachsam und vorsichtig bleibt, die die anderen warnt und damit auch die Handlung vorantreibt. Keine von ihnen ist auf den Mund gefallen, von den Erwachsenen lassen sie sich im Prinzip überhaupt nichts gefallen, sondern bilden sich recht schnell immer eine eigene Meinung. Dadurch wirken sie aber auch viel älter, als sie eigentlich sind.

Obwohl phantastische Elemente stark mit hineinspielen, bleibt die Story doch überraschend bodenständig und konzentriert sich bewusst auf die Charaktere. Action gibt es zwar auch, aber die wird eher punktuell eingesetzt. Viel wichtiger erscheint die Entwicklung der Figuren und der Intrigen im Hintergrund. Immerhin sind die Mädchen nicht so blass wie im ersten Band, vor allem Erin zeigt nun mehrere Facetten ihres Wesens.

„Paper Girls“ bleibt auch im zweiten Band mitreißend und faszinierend. Die Geschichte hat das gewisse Etwas, weil sie vor allem von den Figuren lebt, deren Schicksal man nun mehr denn je mit großem Interesse verfolgt, da sie einem deutlich an Herz gewachsen sind. Auch ist sie abwechslungsreich gestaltet, kommt der Humor ebensowenig zu kurz wie Abenteuer und Science Fiction.