Jens Lossau & Jens Schumacher: Der Elbenschlächter - Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll 1 (Buch)

Jens Lossau & Jens Schumacher
Der Elbenschlächter
Ein Fall für Meister Hippolit und Jorge den Troll 1
Titelbild: Oliver Graute
Feder & Schwert, 2016, Taschenbuch, 324 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86762-269-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Es gibt da ein altes Sprichwort der Trolle, das lautet: Ein bisschen Jack the Ripper geht immer! Stets mit einem (mehr oder minder) weisen Spruch auf den Lippen heftet sich Jorge der Troll zusammen mit seinem Vorgesetzten, Meister Hippolit, auf die Spur eines Serienmörders, der sich durch das Rotlichtviertel der Stadt Nophelet meuchelt und es dabei auf elbische Lustknaben abgesehen hat. Erste Untersuchungen haben ergeben, dass der Täter offenkundig magiebegabt ist. Deshalb wird das IAIT, eine Art Sonderbehörde zur Bekämpfung magischer Straftaten, hinzugezogen. Deren fähigsten Agenten, eben Jorge und Hippolit, werden nun auf den Fall angesetzt.

Die beiden Protagonisten könnten dabei gegensätzlicher nicht sein: Auf der einen Seite steht Jorge, ein stattlicher Troll, wie er im Buche steht. Groß, muskulös und eher mit einer gewissen Bauernschläue denn einem analytisch vorgehenden Verstand gesegnet. Wenn der Troll nun den Mann fürs Grobe darstellt, steht Hippolit auf der anderen Seite für den gelehrten Part des Duos. Er ist ein hochbegabter Magier von stolzen 107 Jahren. Allerdings machte die mit dem Alter einhergehende Gebrechlichkeit seinen Vorgesetzten bei IAIT Sorgen, sodass man den fähigen Agenten einer magischen Verjüngung unterzog. Dummerweise schossen die Zuständigen ein wenig über das anvisierte Ziel hinaus, sodass sich der hochgelehrte Zauberer nun im Körper eines pubertären Heranwachsenden gefangen sieht - ärgerlich!

 

Diese beiden Ermittler machen sich also auf, den gefährlichen Serienmörder zur Strecke zu bringen. Sie führen den Leser dabei quer durch alle sozialen Schichten einer fesselnd beschriebenen Fantasy-Stadt, angereichert mit einigen Steampunk-Elementen. Lossau und Schumacher schreiben dabei keine standardisierte Mischung aus Fantasy und Krimi, sondern räumen mit gängigen Klischees auf und würzen ihren Plot mit einer ordentlichen Portion Humor. Das beginnt schon bei den Elben: Die in einschlägigen Genre-Vertretern doch zumeist als überirdisch rein, wunderschön und stark beschriebenen Gesellen befinden sich in Nophelet eher auf einem absteigenden Ast. Vorbei ist ihre glorreiche Vergangenheit; ihre körperlichen Vorzüge müssen sie nun gar nutzen, um sich als Lustknaben zu verdingen.

Das Cover kommt dunkel gestaltet daher und zeigt den ominösen Elbenschlächter. Auch wenn der Killer natürlich möglichst düster und böse daherkommen muss, wäre eine kleine Aufhellung des Ganzen doch nett gewesen, so geht die Kapuzengestalt nämlich ziemlich im Hintergrund unter. Auf der Rückseite des Umschlags weisen dann drei Straßenschilder darauf hin, dass es der Leser hier mit einem „brutalen“, „schonungslosen“ und „unzensierten“ Machwerk zu tun habe. Es ist nun schon richtig, dass die Autoren in ihren Schilderungen des Öfteren nicht wirklich zimperlich zu Werke gehen, ein Niveau der exzessiven Gewaltanwendung à la Edward Lee sollte man hier aber nicht erwarten. Wer so etwas mag, der greife doch lieber zu den einschlägigen Publikationen des Festa-Verlags.

Auch wenn die Auflösung des Romans schlussendlich nicht wirklich zu überraschen vermag, und sich ebenso die eine oder andere kleinere Ungereimtheit findet: „Der Elbenschlächter“ bleibt ein ziemlich lesenswertes Buch. Die beiden Protagonisten sind in ihrer Gegensätzlichkeit wirklich witzig und heben sich wohltuend vom genretypischen Einheitsbrei ab. Der erste Band der Reihe stößt die Tür in eine faszinierende Welt auf, die Lust auf mehr macht. Es gibt da nämlich ein altes Sprichwort der Trolle, das lautet: Wer eine gute Reihe beginnt, dem sind viele Fortsetzungen vergönnt. In diesem Sinne, auf zu den Folgebänden!