Patricia Briggs: Spur des Feuers - Mercy Thompson 9 (Buch)

Patricia Briggs
Spur des Feuers
Mercy Thompson 9
(Fire Touched, 2016)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Titelbild: Daniel Dos Santos
Heyne, 2017, Taschenbuch, 446 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-453-31832-8 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Seitdem die Fae sich offenbart und in ihre selbst gewählte Isolation zurückgezogen haben, weiß man, dass mit den mächtigen Wesen nicht gut Kirschen essen ist. Zu sehr erinnern Sagen und Märchen daran, dass die Fae beileibe nie den Menschen aber auch den übernatürlichen Wesen wohlgesonnen waren, dass sie sich immer am Leid und der Not ihrer Opfer geweidet haben.

Das Unheil nimmt seinen Lauf, als die Tri-Cities von einem Troll heimgesucht werden. Ob dieser von den Fae losgelassene Gigant nun die Menschen bedrohen oder doch die geflohenen Fae Zae und dessen Sohn Tom wieder einfangen oder gar einen seit Jahrhunderten gefangenen und gefolterten menschlichen Jungen jagen soll, bleibt zunächst unklar - denn nun geht es zunächst darum, den Troll aufzuhalten.

Menschen gegen einen Troll, das hieße Tragödie, jede Menge Leichen und Aufruhr, da ist es schon besser, wenn die Polizei gleich Adams Werwolfrudel zu Hilfe ruft. Dass Mercy Thompson dann aber medienwirksam gleich die ganzen Tri-Cities unter den Schutz des Rudels stellt, war vielleicht ein wenig voreilig. Merke, man soll nichts versprechen, was man nicht halten kann. Zumal die Grauen Lords der Fae so ihre eigenen Pläne mit den Städtchen und den Flüchtigen haben. Und dann gibt es ja noch Annwnn, das Land unter den Feenhügeln, das im Machtkampf um Einfluss und Frieden ein gehöriges Wort mitzureden hat…


Patricia Briggs geht im neunten Band ihrer Reihe andere, frische Wege. Zwar sind die Figuren bekannt, die Völker uns aus den vorhergehenden Bänden geläufig, doch der Fokus verschiebt sich. Immer deutlicher baut sie die klassischen Überlieferungen - insbesondere aus der irischen Mythologie - in ihre Handlung ein. Ich spreche von den Fae, die mit den Feen tolkienesquer Prägung nichts zu tun haben. Dies sind in aller Regel Wesen, die verführen und verleiten, missbrauchen und foltern um des Leids willen, das sie damit verursachen. Zwar gibt es auch unter ihnen Wesen von Ehre, doch ihre Maßstäbe sind deutlich andere, als wir dies gewohnt sind. Dazu gesellt sich die russische Baba Yaga und jede Menge Intrigen.

Zwar wird auch in vorliegendem Buch gekämpft, wie wir dies kennen, dennoch stehen diese Fights nicht so im Zentrum wie bislang. Sie dienen mehr dazu, das große Bild der Intrige, das Coming-out und der Suche der übernatürlichen Wesen nach einem Platz in der neuen Welt zusammen mit den Menschen zu illustrieren. Machtpolitik hält Einzug in die Handlung, ein immer weiteres Bild erschließt sich dem Leser. Das hat zur Folge, dass die Handlung immer komplexer wird, dass Neuleser sich schwer werden einfinden können.

Viel wird vorausgesetzt um dem Plot wirklich folgen zu können, gleichzeitig führt dies aber zu einer zunehmenden Intensität, mit der uns die Handlung fesselt. Ich zumindest bis sehr gespannt, wie und wohin es unsere Wer-Kojotin und ihr Rudel noch verschlagen wird. Denn eines ist sicher, langweilig wird es Mercy nie.