Dave Gross: Prinz der Wölfe - Pathfinder-Saga 1 (Buch)

Dave Gross
Prinz der Wölfe
Pathfinder-Saga 1
(Prince of Wolves)
Übersetzung: Jan Enseling
Feder & Schwert, 2017, Paperback, 376 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86762-277-6 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Jan Niklas Meier

Der erste Band der Pathfinder-Saga des US-amerikanischen Autors Dave Gross liegt nun erstmals in deutscher Sprache vor. „Pathfinder“, soviel sei hier kurz erwähnt, ist ein Pen and Paper-Rollenspiel, das auf dem bekannten „Dungeons and Dragons“ basiert. Wie bei so vielen derartigen Systemen, darf der geneigte Spieler auch bei „Pathfinder“ auf begleitende Romane zurückgreifen, um sich die Wartezeit auf die nächste Spielrunde zu versüßen.

Beim ersten Aufschlagen des hier zu besprechenden Buches erwartet den Leser jedoch gleich eine (im wahrsten Sinne des Wortes) kleine Enttäuschung: Die Schriftgröße bewegt sich etwa auf Reclam-Niveau, was bei einem Roman dieses Formats schlicht nicht angemessen ist. Kann man sich an die kleinen Buchstaben gewöhnen, wartet ein durchaus gelungenes Buch, das geeignet scheint, zwiespältige Reaktionen der Leserschaft hervorzurufen.


Der halbelfische Kundschafter (engl. Pathfinder) Varian Jeggare und sein teufelsblütiger Leibwächter Radovan befinden sich auf einer Mission zum Aufspüren einer vermissten Kundschafterin. Hierfür reisen sie in die entlegene Provinz Ustalav, wo sie sich rachsüchtigen Werwölfen, abergläubischen Bauern und intrigierenden Adligen stellen müssen, um schließlich einem wohlgehüteten Geheimnis auf die Spur zu kommen. Der Plot selbst verläuft hier in gewohnten Bahnen; die beiden Protagonisten beginnen ihre Nachforschungen, treten dabei den falschen Leuten auf die Füße, was natürlich unangenehme Folgen hat, und so weiter.


Die düster angehauchte Story versteht es durchaus, den Leser in seinen Bann zu ziehen, wenngleich das Geschehen an verschiedenen Stellen ein wenig konstruiert wirkt. Der oben erwähnte Scheidepunkt der Leser-Reaktionen liegt dann auch nicht auf inhaltlicher Ebene, sondern betrifft die Erzählweise. Gross lässt seine beiden Protagonisten jeweils im Wechsel aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen berichten. Grundsätzlich ist das eine erfrischende Idee, die aber eine gewisse Eingewöhnung erfordert, an welcher wohl nicht jeder Leser seine Freude haben wird. Wirklich unerfreulich ist dagegen die heterogene Qualität der Übersetzung: Während der Soziolekt des Leibwächters Radovan durchaus passend eingefangen wird, erscheint die Ausdrucksweise des adligen Kundschafters Varian als derart hölzern und überkonstruiert, dass so mancher Dialog ins Lächerliche abdriftet. Das ist umso bedauerlicher, da Gross es durchaus versteht, seine Protagonisten mit Leben zu füllen. Gekonnt werden Informationen zum Hintergrund der Charaktere, zu ihren Stärken und Schwächen, zu Freuden und Ängsten in die Handlung eingebracht.

Ist man bereit, über die genannten Negativpunkte hinweg zu sehen, bietet „Prinz der Wölfe“ gelungene Unterhaltung, welche mit einer erfrischend unverbrauchten Erzählweise aufwarten kann.