Wonder Woman: The Hiketeia (Comic)

Wonder Woman: The Hiketeia
(Wonder Woman: The Hiketeia, 2002)
Autor: Greg Rucka
Zeichner: J. G. Jones
Übersetzung: Christian Heiß
Panini, 2017, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-74160-112-5 (auch als Hardcover erhältlich, 19,00 EUR)

Rezension von Christel Scheja

Wonder Woman ist wohl die Ikone unter den Superheldinnen. Seit sie 1942 auf der Bildfläche erschien ist sie nicht mehr aus der Comic-Szene wegzudenken. Und da 2017 ihr erster eigener Film in die Kinos kommt, veröffentlicht Panini alle möglichen Titel, die die vielen verschiedenen Gesichter der Amazonenprinzessin zeigen. Einer der interessantesten ist wohl das Crossover mit Batman, „The Hiketeia“.

 

Wonder Woman ist nicht nur eine Superheldin und Mitglied der Justice League, sie ist auch die Botschafterin ihres Volkes und vertritt die Amazonen in der Welt der Männer, der sie sich erst anpassen musste. Allerdings hat sie auch ihre Wurzeln in der langen Zeit, in der sie hier lebt nicht vergessen, und folgt dem ehrwürdigen Ehrenkodex. Das bedeutet auch, dass sie dem Hiketeia folgen muss, einem heiligen Brauch aus dem alten Griechenland, in dem sich ein Bittsteller an sie wenden kann und sich ihr voll und ganz unterwirft, sie diesen unter ihren Schutz nehmen kann, wenngleich auch bestimmte Regeln einzuhalten sind, wenn sie keinen Ärger mit den Erynnen will.

Die junge Danielle benutzt das Ritual der Hiketeia, um sich Diana zu unterwerfen und bei ihr Schutz zu finden. Diana fragt nicht, aber sie erfährt bald die Wahrheit, denn Batman fordert die Herausgabe der mehrfachen Mörderin, damit sie für ihre Taten verurteilt werden kann. Das bringt die Amazonenprinzessin in einen Zwiespalt, denn so gut sie seine Gründe nachvollziehen kann, so sehr ist sie auch dem Kodex unterworfen und weiß durchaus, dass die Wahrheit immer zwei Seiten hat.


„The Hiketeia“ ist eine beeindruckende Geschichte, in der Wonder Woman vor eine sehr schwere Entscheidung gestellt wird, denn nun steht sie zwischen zwei Welten; der, aus der sie gekommen ist, und derjenigen, in der sie nun lebt. Sie versteht ihren Kollegen Batman nur allzu gut, der sich der Wahrheit und Gerechtigkeit verschrieben hat und natürlich jedes Recht, die Mörderin dingfest zu machen - aber auf der anderen Seite ahnt sie auch, dass Danielle sich ihr nicht ohne Grund unterworfen hat. Außerdem macht ihr auch noch eine andere Seite Druck, die für die Menschen irrelevant ist, nicht aber für die Amazonenprinzessin, die selbst halb der Welt der Mythen und Sagen verhaftet ist und genau weiß, was ihr blüht.

Greg Rucka und seine Kollegen nehmen sich sehr viel Zeit, den Konflikt aufzubauen und die Gründe aller Figuren für ihr Verhalten auszubreiten. Action gibt es durch Verfolgungsjagden zwischen Batman und Wonder Woman auch, aber im Vordergrund steht immer das seelische Ringen der Helden selbst, die letztendlich bittere Entscheidungen treffen müssen, wenn sie nicht alles in einer Katastrophe enden lassen wollen.

Der Leser erhält eine ebenso spannende und unterhaltsame wie auch nachdenkliche Geschichte, bei der die Amazonenprinzessin am Ende auch mit Wunden zurückbleibt, die nicht so leicht heilen und ihr klar machen, dass ihr Weg auch manchmal bitterste Opfer fordert.

„Wonder Woman: The Hiketeia“ bietet deshalb nicht nur ein actionreiches und unterhaltsames Zusammenspiel zwischen den beiden Superhelden, sondern auch spannendes Lehrstück über Recht und Gerechtigkeit, das eigene Gewissen und alte Ehrenkodices.