Linda Nagata: Prüfungen - The Red 2 (Buch)

Linda Nagata
Prüfungen
The Red 2
(The Trials, 2015)
Übersetzung: Helga Parmiter
Titelbild: Larry Rostant
Cross Cult, 2017, Taschenbuch, 558 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-95981-154-5 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

In „Morgengrauen“, dem ersten Roman der „The Red“-Serie von Linda Nagata, lernten die Leser James Shelley kennen, einen gut ausgerüsteten und vernetzten Elite-Soldaten, der vor die Wahl gestellt wird seinen Befehlen zu gehorchen oder Loyalität gegenüber der Menschheit zu zeigen. Die Folgen seines Handelns zeigt nun „Prüfungen“, der zweite Band.

 

Lieutenant James Shelley hat Einiges durchgemacht, Er hat mit seinen Leuten ein kleines Gebiet im Nahen Osten und dessen zivile Bewohner vor Aufständischen beschützt und verlor dabei beide Beine. Dafür erhielt er zusätzlich zu seiner Schädelkappe nun auch noch andere Hochleistungstechnologie.

Mit seinen Leuten führte er zusammen die nicht autorisierte Mission „Erstes Licht“ aus, um die Person zu stellen, die die Drahtzieherin hinter einigen Atomschlägen ist, die die Welt erschütterten. Da sie aber die Befehlskette übergingen und sich dabei auch gegen klare Anordnungen verstießen, weil sie eine US-Staatsbürgerin an einen anderen Staat auslieferten, damit ihr dort der Prozess gemacht werden kann, müssen sie sich nun für ihre Taten vor dem Militärgericht verantworten.

Shelley und sein Team sind aber nicht ohne Grund zurückgekehrt. Sie wissen, dass noch mehr Leute hinter dem Komplett stecken und sind fest entschlossen, die korrupten Personen aufzuspüren, wenngleich auch nicht so wie sie erwartet haben. Denn nur auf einem Wege ist es für sie möglich, dem Tod oder langjähriger Haftstrafe zu entkommen.


In diesem Teil der Trilogie stellen sich die Hauptfiguren, so wie es aufrichtige Helden tun, ihrer Verantwortung als Soldaten und nehmen auch das Militärgericht in Kauf, immerhin haben sie gegen alle Eide verstoßen, die sie geschworen haben. Aber sie wissen auch, dass sie nur so weiter das tun können, was ihnen etwas bedeutet - für die Menschen und die Gerechtigkeit da zu sein, die weiterhin mit Füßen getreten wird.

Die Autorin nimmt sich sehr viel Zeit, diese verschiedenen Stationen im weiteren Lebensweg von Shelley zu schildern, der sich wieder einmal als ganz normaler Mensch erweist und nicht als der Held als den ihn die Öffentlichkeit sehen möchte. Er fürchtet durchaus um den Verlust seiner Prothesen und bekommt auch deutlich zu spüren, was er verloren hat, aber er bleibt dennoch seinen Prinzipien treu.

Linda Nagatas Roman unterscheidet sich in der Hinsicht von anderen Büchern, die sich ebenfalls mit Marines beschäftigen, dass bei ihr nicht die Action im Vordergrund steht, sondern die Menschen. Die wirkliche Bedrohung, das geheimnisvolle „The Red“ bleibt zwar weiterhin diffus, aber die Helden kommen auf der Suche einen Schritt weiter und lernen dabei auch eine Menge über sich selbst.
Die Figuren mögen einfach gestrickt sein, aber sie besitzen genau die Eigenschaften, die sie brauchen um sympathisch zu sein oder Abscheu zu erzeugen und entwickeln sich tatsächlich auch anhand ihrer Erfahrungen weiter. Was also will man mehr?

„Prüfungen“ spinnt nicht nur die Geschichte konsequent weiter, der Roman bietet auch weiterhin genau die Mischung, die auch schon den ersten Band zu einem Lesevergnügen für alle Fans der Military SF machte: eine in sich stimmige soldatische Atmosphäre, aber auch weitestgehend ausgereifte Figuren, an deren Schicksal man Anteil nimmt.