Fables: The Wolf Among Us - Der Wolf geht um 4 (Comic)

Dave Justus & Matthew Sturges
Fables: The Wolf Among Us - Der Wolf geht um 4
(Fables - The Wolf Among Us 13-17, 2016)
Übersetzung: Gerlinde Althoff
Zeichnungen: Shawn Mc Manus, Steve Sadowski, Travis Moore u.a.
Panini, 2017, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-3-7416-0114-9

Rezension von Irene Salzmann

Bigby Wolf, der Sheriff von Fabletown, ermittelt in einem Fall geköpfter Frauenleichen. Auch Snow White ist unter den Opfern, aber manche Fables sind nicht so leicht umzubringen… oder haben Doppelgänger. Es gibt mehrere Verdächtige, doch keiner will reden. Stattdessen attackieren sie Bigby und versuchen, sich einer Befragung zu entziehen.

Die Spuren führen schließlich zum Crooked Man, der eine Art Parallelgesellschaft errichtet hat für Fables, die bei den Verantwortlichen von Fabletown kaum Beachtung finden, keinen Termin erhalten… und Hilfe brauchen - bei was auch immer. Dadurch begeben sie sich jedoch in die Hand des Crooked Man, der seine Kunden wiederum für seine persönlichen Ziele benutzt.

Für Bigby ist er schwer zu fassen, da die Verstecke des Crooked Man nur mit Mühe aufzuspüren sind, er andere geschickt manipuliert, sodass sie Verbrechen an seiner Statt begehen, und selbst die ‚Richter‘ zögern letztendlich, gegen ihn zu entscheiden.
Besonders gefährlich wird Bloody Mary für Bigby, deren tragische Geschichte weit in die Vergangenheit reicht und Stück für Stück aufgerollt wird.


Obwohl es zum Showdown kommt, werden weder alle Fragen beantwortet, noch dem Leser ein zufriedenstellendes Ende geboten, ja, es gibt sogar einen Cliffhanger, was auf eine Fortsetzung hinweist (in den USA bereits erschienen).

Um zu wissen, worum es geht, sollte man die vorherigen Bände gelesen haben. Die Handlung springt ständig zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie den wichtigsten Protagonisten hin und her, und alle Details sind wichtig, um das Gesamtbild erkennen zu können.

Obwohl die Hintergründe nun aufgedeckt wurden und man zu wissen glaubt, wer alles seine Finger im Spiel hat - in einem Spiel, das weit über die Ermordung von Prostituierten und Mitwissern hinausgeht -, sind gleichzeitig neue Fragen aufgekommen, denn die Aussagen von Crooked Man bleiben an der Oberfläche; man ist sich sicher, dass es um mehr geht, und Bigby Wolf weiter ermitteln muss.

Mehr darf man nicht verraten, um weder die überraschenden Wendungen noch den Cliffhanger vorwegzunehmen.

Ein wesentlicher Punkt der Handlung ist, dass der vormals böse Wolf von den anderen Fables als Monster erachtet wurde und trotz der Generalamnestie immer noch als eines gesehen wird. Zwar hat er menschliche Gestalt angenommen (er kann sich überdies in eine Misch- und Wolfsform verwandeln). Und es besteht auch kein Zweifel daran, dass hinter der scheinbar menschlich-zivilisierten Fassade ein wilder Jäger lauert - nicht ein Monster, das Freude am Töten hat, sondern ein ‚Tier‘, das seinen Instinkten folgt und Feinde ausschaltet oder seine Beute reißt, um sich zu ernähren. Allerdings nimmt er das Gesetz und die Auflagen, aufgrund derer ihm all seine früheren Untaten vergeben wurden, sehr ernst. Bigby hält den Wolf, sein natürliches Wesen, im Zaum und bemüht sich, menschlich zu sein und das Gesetz anzuwenden, auch in diesem Fall, obwohl er weiß, dass es einfacher und vor allem sicherer wäre, den gefährlichen Gegner auszuschalten.

Obwohl er provoziert wird, damit er sich in ein Monster verwandelt, hält er durch und entlarvt dadurch andere, insbesondere jene mit menschlicher Gestalt, die in der Vergangenheit nicht annähernd so viele und grausame Verbrechen begangen haben, als die wahren Monster, weil sie sich bewusst für das Böse entschieden haben und für den persönlichen Vorteil beziehungsweise aus niederen Beweggründen auf die Amnestie pfeifen, die Gesetze brechen und schreckliche Dinge tun, die sich auch gegen Außenstehende, gegen Unschuldige wenden.

Sogar wenn er seine Misch- oder Wolfsform annimmt, geschieht dies nur in höchster Not, wenn er sein und das Leben Unschuldiger gegen einen skrupellosen, mächtigen Feind verteidigen muss. Dann zeigt sich mitunter auch, dass er der Sohn des Nordwinds ist und über besondere Fähigkeiten verfügt.

Die Illustrationen sind, bedingt durch eine Vielzahl von Zeichnern, nicht homogen. Leider beschränken sich die Wechsel nicht auf Zeit und Perspektive allein, sondern ergeben sich zudem von Heft zu Heft. Manchmal fällt es kaum auf, dann wieder macht es sich bemerkbar und lässt den Leser mehr Kontinuität wünschen.

Der vierte Band von „Fables: The Wolf Among Us - Der Wolf geht um“ ist sehr spannend, was teils an den weiteren Puzzle-Teilen liegt, die dem Leser helfen, allmählich zu verstehen, was los ist, teils an den inneren Konflikten, mit denen sich Bigby Wolf in bester ‚Detektiv des Krimis noir‘ auseinandersetzen muss. Die unterschiedlichen Stile der Illustrationen sind ein kleines Manko, aber auszuhalten. Die Fortsetzung wird sehnlichst erwartet.