Prinzessin Fantaghirò - Komplettbox (DVD)

Prinzessin Fantaghirò - Komplettbox
I 1991-1996

Rezension von Irene Salzmann

Die zehnteilige TV-Märchenreihe „Prinzessin Fantaghirò“ basiert auf einem toskanischen Volksmärchen aus dem 9. Jahrhundert, das der italienische Schriftsteller Italo Calvino (1923-1985) unter dem Titel „Fantaghiro Persona Bella“ nacherzählte. Die Serie wurde in den Jahren 1991 bis 1996 in Italien, Tschechien und der Slowakei gedreht. Regie führte Lamberto Bava, der unter anderem auch die Märchenfilme „Die falsche Prinzessin“ und „Prinzessin Alisea“ inszenierte.

 

Zwei Königreiche führen schon so lange Krieg gegeneinander, dass keiner mehr weiß, worum es eigentlich geht. Als der König des einen Landes stirbt, will sein Sohn und Nachfolger Romualdo das sinnlose Töten beenden, indem er einen Zweikampf der Herrscher vorschlägt. Der andere König weiß nicht, ob er sich darauf einlassen soll, da er sich gegen den starken, jungen Mann kaum Chancen ausrechnet. Die weiße Hexe lässt ihn wissen, dass allein seine Nachkommen siegen könnten - bloß hat er keinen männlichen Erben, sondern drei Töchter.

Eine von ihnen, Prinzessin Fantaghirò, ist ein richtiger Wildfang. Sie widersetzt sich den Erzieherinnen, die ihr beizubringen versuchen, was eine junge Frau können muss, und widerspricht auch ihrem Vater. In Konsequenz wird sie regelmäßig in den Brunnen verbannt, wo sie Bücher liest. Einmal reizt sie ihren Vater derart, dass er sie aus der Burg jagt. In der Wildnis begegnet ihr der weiße Ritter, der ihr den Umgang mit dem Schwert lehrt.

Nach ihrer Rückkehr überredet Fantaghirò ihre Schwestern Caterina und Carolina, sie als Ritter zu begleiten und sich Romualdo zu stellen, um die Prophezeiung zu erfüllen. Aber eigentlich will sie den jungen König, dem sie schon mehrmals begegnete und der rätselt, ob der Graf von Waldorf wirklich ein Ritter oder vielleicht eine Frau ist, gar nicht töten. Auch Romualdo möchte seinen Gegner nicht erschlagen, obwohl es von ihm erwartet wird…


Diese zwei Teile stellen den Auftakt der Familienserie dar, die vor etwa zwanzig Jahren viele Zuschauer vor den Bildschirm lockte. Danach ging es munter weiter mit den nächsten Abenteuern von „Prinzessin Fantaghirò“:


Der alte König wird von der schwarzen Hexe entführt. Sein Schwiegersohn König Romualdo bricht mit seinen Freunden Cataldo und Ivaldo sowie einigen Soldaten auf, um den Gefangenen zu befreien. Fantaghirò folgt ihnen heimlich. Nachdem sie viele Gefahren überwunden haben, fällt Romualdo auf eine List der schwarzen Hexe herein, küsst sie im Glauben, es sei Fantaghirò und vergisst daraufhin seine Frau (Teile 3 und 4).
Der böse Zauberer Tarabas entführt alle Königskinder in sein verborgenes Schattenreich, da er fürchtet, eines könnte ihm seine Macht nehmen. Prinzessin Fantaghiròs Schwestern flüchten mit ihren Babys zu ihr und Romualdo, deren Burg wenig später angegriffen wird. Fantaghirò findet heraus, dass Tarabas’ Soldaten versteinern, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Romualdo lockt sie zum Fluss und versteinert ebenfalls. Um ihn zu erlösen, sucht Fantaghirò Tarabas auf, doch der magische Kuss, den sie benötigt, würde ihn in einen Werwolf verwandeln, der sie fressen wird (Teile 5 und 6).
Fantaghirò schließt sich Prinz Parsel an, der gegen die Teufel kämpfen will, die er für die Hungersnot in seinem Reich verantwortlich macht. Als sie den wahren Verursacher finden, wird Fantaghirò von ihm tödlich verletzt. Darken will sie nur dann wiederbeleben, wenn der gewandelte Tarabas, der in Fantaghirò verliebt ist, erneut zum bösen Zauberer wird (Teile 7 und 8).
Fantaghirò wird von der schwarzen Hexe entführt und von der Hexe Asteria gerettet, die eine Helferin benötigt, um das Reich des Anderswo vom Terror des Namenlosen zu befreien. Als Fantaghirò erfährt, dass sie nicht mehr in ihre Heimat zurück kann, ist sie sehr unglücklich, doch ein Zauber lässt sie ihre Gefühle für Romualdo und all die anderen vergessen. Sie schenkt ihr Herz Aries (Teile 9 und 10).


Das Schema wird schnell deutlich. Jedes der fünf Abenteuer ist in zwei Teile gegliedert. Im jeweils ersten wird Fantaghirò mit einer Gefahr konfrontiert, ihre Lage wird immer bedrohlicher und verzweifelter, bis auf den Höhepunkt der Eskalation die Erlösung gegen Ende des zweiten Teils erfolgt. Auf ihrem Weg erhält sie Unterstützung von vielen treuen Helfern, die ihr mit Rat und Tat beistehen, doch auch sie selbst kann kämpfen und, was noch wichtiger ist, ihren Verstand gebrauchen.

Dadurch unterscheidet sie sich von ihren Schwestern, welche die Prinzessinnen-Klischee-Rollen innehaben, und bleibt auch als Frau von Romualdo die treibende Kraft. Von daher wundert es nicht, dass sie ihn besiegen sowie Frieden für zwei Reiche bewirken kann und dass sie ihn später immer wieder rettet, wenn böse Mächte ihr gemeinsames Glück zerstören wollen. Zwar wird einmal der Spieß umgedreht, doch als Fantaghirò stirbt, teilen sich Tarabas und der verwandelte Romualdo (mit neuem Schauspieler) die Rolle des Beschützers (= es braucht mehr als zwei Männer für eine Fantaghirò…).

Allerdings gibt es kein wirkliches Happy End am Schluss, weder mit dem einen noch dem anderen, sondern der unverhofft auftauchende ‚lachende Dritte‘ macht Fantaghirò glücklich. Wertet man besagten Schauspieler-Wechsel als Zeichen, musste es wohl so kommen, obschon die Protagonistin zuvor bloß Augen für Romualdo hatte und ihr Leben gegeben hätte, um ihn vor allem Übel zu bewahren.

Was zu Beginn noch ganz nett, durchaus spannend und stellenweise witzig inszeniert wurde, nutzt sich leider mit jeder Folge, die sich vom Thema und Handlungsaufbau her praktisch an das schon bewährte Schema der Teile 1 und 2 hält, mehr und mehr ab. Die Story wird immer dünner, und die letzte Doppelepisode stellt gar noch das Bisherige auf den Kopf, indem sich die Titelheldin für eine neue Heimat und einen neuen Mann entscheidet.

Für jüngere Zuschauer dürfte die Märchenreihe dennoch sehr schön anzuschauen sein. Aufgrund einiger etwas harter Szenen wurde die ursprüngliche Altersfreigabe, die bei 6 Jahre lag, auf 12 Jahre angehoben, was trotzdem etwas zu hoch angesetzt erscheint (vom „Wolf und den sieben Geißlein“, von denen sechs gefressen und wieder befreit werden, hernach der Wolf in den Brunnen stürzt, erzählt man schon den Kleinen im Kindergartenalter…).

Auch die Trick-Technik ist merklich in die Jahre gekommen, woran man sich aber nicht stören sollte. Die Märchenfilme aus der Tschechoslowakei und der DDR, die noch älter sind, werden ebenfalls immer wieder gern gesehen. Wenn man das weiß und mit nicht zu hohen Erwartungen an die Filme von einst herantritt, wird man kaum enttäuscht.

Cineasten finden innerhalb der Schauspieler-Riege einige bekannte Namen: Bond-Girl Ursula Andress, „Red Sonja“ Brigitte Nielsen, „der große Bellheim“ Mario Adorf und Chico Horst Buchholz von den „glorreichen Sieben“.

Hauptdarstellerin Alessandra Martines begann ihre Karriere als Bühnendarstellerin, bevor ihr mit „Prinzessin Fantaghirò“ der Sprung auf die Leinwand gelang. Anschließend wirkte sie hauptsächlich in französisch-italienischen Produktionen mit, darunter „Les Misérables“, „Begegnung in Venedig“ und „Kommissar Rex“. Romualdo alias Kim Rossi Stuart ist unter anderem zu sehen in „Im Namen der Rose“, „Jenseits der Wolken“ und „Die Gärten Eden“. Tarabas alias Nicholas Rogers arbeitete als Jeans-Model, bevor er für diese Rolle entdeckt wurde und in „Die falsche Prinzessin“ sowie „Die Piraten der Karibik“ (ebenfalls Filme von Lamberto Bava) mitwirkte.

„Prinzessin Fantaghirò“ ist eine etwas in die Jahre gekommene Märchen-Serie, die zu ihrer Zeit viele Fans hatte und auch heute noch jungen TV-Sehern und Nostalgikern Spaß bereitet.


DVD-Facts:
Bild: 1,66:1
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0
Untertitel: keine

DVD-Extras:
keine