Austrian Superheroes 1: Rückkehr der Superhelden (Comic)

Harald Havas
Austrian Superheroes 1
Rückkehr der Helden
Titelbild: Thomas Aigelsreiter
Zeichnungen:  Thomas Aigelsreiter, Andi Paar. Lenny Großkopf u.a.
Cross Cult, 2016, Paperback, 144 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-95981-133-0

Rezension von Christel Scheja

Müssen Superhelden eigentlich immer in den USA beheimatet sein und von dort aus ihre Abenteuer erleben? Und jedes dieser Universen auf die USA fixiert sein? Diese Frage stellten sich einige Künstler aus Österreich und schufen mit Hilfe von Crowdfunding eine vierteilige Miniserie mit Helden, die nicht nur Wurzeln in der Mitte Europas haben, sondern ihre Abenteuer auch dort erleben.

Cross Cult fasst nun diese vier Ausgaben in dem Sammelband „Rückkehr der Helden“ zusammen, um mehr Leute auf die längst vergriffene Saga aufmerksam zu machen und Interesse für die Fortsetzung zu wecken.


Eigentlich haben Superhelden nach dem Ende des Kalten Krieges keine besondere und wichtige Daseinsberechtigung mehr, gibt es doch eigentlich keine Feinde mehr aus dem Osten, die es auszuschalten gilt. Deshalb agieren diejenigen, die es gibt eher im Verborgenen oder haben ihre Kostüme an den Nagel gehängt. Dann aber beginnt ein blutrünstiges Monster zu Beginn des Jahres 2016 die Straßen der Hauptstadt unsicher zu machen und Menschen zu bedrohen und schaden. Deshalb beschließen die letzten noch aktiven Superhelden des Landes, wieder in Erscheinung zu treten und sich der Kreatur entgegenzustellen. Und schon bald sind ihre Namen wieder in aller Munde, denn Captain Austria jr., Lady Heumarkt, Donauweibchen und auch der zwielichtige Bürokrat sind wieder zurück, um dem Bösen den Kampf anzusagen und herauszufinden, was wirklich hinter allem steckt. Jeder von ihnen hat auch seine eigene Vorgeschichte und die daraus resultierende Agenda, Superheld zu sein.


Müssen sich die „Austrian Superheroes“ hinter den amerikanischen Kollegen verstecken, sind sie einfach nur billige Kopien? Auf beide Fragen kann man mit einem klaren Nein antworten, denn die Helden sind nicht nur ansprechend und dynamisch in Szene gesetzt, sie zeigen auch ein ganz eigenes Profil. Ähnlichkeiten zu bereits bekannten Figuren bleiben natürlich nicht aus, da Kräfte und Archetypen schon seit Jahrzehnten bestehen, aber Autoren und Künstler geben den Figuren ein ganz eigenes Profil.

Nicht einmal Captain Austria jr. Ist so stereotyp, wie man auf den ersten Blick denken mag, ebenso wie seine Freunde und Kollegen. Denn alle vier haben ihre Eigenheiten und Macken, ihre Besonderheiten, die sie von den möglichen amerikanischen Vorbildern deutlich abheben. Die Abenteuer werden mit dem typisch Wiener Humor in Szene gesetzt, sind frech und lustig, sparen nicht mit Seitenhieben auf das Genre. Auch die Figuren nehmen sich selbst nicht so ganz ernst, was sie besonders sympathisch macht.

Dennoch verkommen die kleinen Abenteuer und Nebengeschichten auch nicht zu bloßen Aneinanderreihungen von Gags, vielmehr haben sie eine klare Geschichte, deren roter Faden sich durch alle vier Hefte zieht und am Ende auch sehr ansprechend aufgelöst wird. So gesehen stehen die Geschichten denen der Amerikaner in nichts nach, was die Spannung und die Action angeht, bewahren aber trotzdem eine ganz eigene und sehr klare Identität, die sie von dem Superhelden aus der USA angenehm abhebt.

Auch zeichnerisch müssen sich die Künstler ganz und gar nicht verstecken.

Deshalb lohnt sich ein Blick in „Austrian Superheroes“, denn die Serie zeigt mit spannenden Abenteuern und viel Humor, dass rein europäische Superhelden auch ohne starke Anlehnung an die amerikanischen Vorbilder bestehen und überzeugen können - sich sogar ansprechend von diesen abzuheben wissen!