Max Monnehay: Dorf der Idioten (Buch)

Max Monnehay
Dorf der Idioten
(Géographie de la bétise, 2013)
Übersetzung: Hans-Joachim Hartstein
Eichborn, 2013, Hardcover, 256 Seiten, 17,99 EUR, ISBN 978-3-8479-0501-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Karl E. Aulbach

Eine ganz besondere Empfehlung wert ist der Roman „Dorf der Idioten“ der jungen französischen Autorin Max Monnehay. Der Roman ist schlichtweg eine kleine literarische Sensation. Die Autorin schreibt aus der Sicht von gesellschaftlichen Außenseitern, die es - und da ist was dran - wohl in jedem Dorf gibt. Geduldete Gestalten, die am Rand der Gesellschaft ein erbärmliches Leben führen, bestenfalls mitleidig von oben herab behandelt, schlimmstenfalls als Dorfidiot gepeinigt.

 

So einer ist auch Pierrot, der allerdings den Vorteil hat, dass er auf einmal ein großes Erbe erlangt, das ihn wirtschaftlich vollkommen unabhängig macht. Pierrot hat auch eine besondere Idee: Er will ein Dorf gründen, in dem nur solche Sonderlinge leben dürfen wie er. Über eine Zeitungsanzeige findet er aus ganz Frankreich Mitbegründer, die ein verlassenes kleines Dorf wieder lebendig werden lassen. Im Dorf der Idioten lebt jeder wie er mag. Fast schon ein kleines Paradies. Kein Wunder, dass plötzlich auch ‚Normale‘ Lust bekommen, da zu wohnen. Rein dürfen aber nur Leute mit entsprechenden Macken, die auch ‚geprüft‘ werden.


Eine Wahnsinnsgeschichte, die leider ein schlimmes Ende nimmt, sodass letztlich das Geschehen wie ein utopischer Traum wirkt. Monnehay ist ein sprachliches Genie. Die Geschichte ist mit einer überwältigenden Ausdruckskraft geschrieben - fast nicht fassbar, wie so etwas möglich ist. Ein ganz großer Roman!