Morea 2: Das Rückgrat des Drachen (Comic)

Christophe Aeleston, Thierry Labrosse & Didier Arpin
Morea 2
Das Rückgrat des Drachens
(Moréa: L’echine du dragon, 2002)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-91-9

Von Irene Salzmann

Gegen Ende des 21. Jahrhunderts ist Kuba zur führenden Wirtschaftsmacht aufgestiegen. Die DWC, einer der mächtigsten Konzerne, wird seit kurzem von einer jungen Frau geleitet: Morea Doloniac, die letzte Überlebende des Clans. Nur wenige wissen, dass sie noch sehr viel mehr ist als die ehrgeizige Chefin des Unternehmens, nämlich ein Drache und damit so gut wie unsterblich. In einem geheimen Krieg zwischen Drachen und Engeln, der über das Wohl und Wehe der ganzen Welt entscheiden wird, nimmt sie eine wichtige Position ein und könnte zum Zünglein an der Waage werden.

Die einzige Person, der Morea ohne Vorbehalte vertrauen darf, ist Ritter Terkio, ebenfalls ein Drache, der sie zu beschützen versucht. Als Touristen getarnt reisen sie illegal in die Christlichen Staaten von Amerika ein, um einen Mörder aufzuspüren, der der DWC wertvolle Forschungsunterlagen gestohlen hat. Sie finden jedoch nur seine Leiche und werden prompt verhaftet. Der Freispruch kommt nach all den Repressalien, die sie als Ausländer erdulden müssen, unerwartet – und tatsächlich erweist er sich als Falle ……

Der ewige Kampf von Gut und Böse wird in „Morea“ durch Drachen und Engel, zwei beliebte Spezies der phantastischen Literatur, repräsentiert. Auf brutale Weise erfährt die Titelheldin von ihrer wahren Natur und Bestimmung. Von da an überschlagen sich die Ereignisse, denn die Engel geben nicht so leicht auf. Der Bakterienstamm, der entwendet wurde, könnte die Marswüsten in blühende Gärten verwandeln und so neuen Lebensraum für die Menschheit schaffen –– eine Zukunft, wie die Drachen sie wünschen, während die Engel eine Ära der Finsternis einleiten wollen.

Die DWC entpuppt sich ebenfalls als ein Schlachtfeld, denn die drei Direktoren, die Morea unterstellt sind, lauern nur auf eine Chance, die Führung an sich reißen zu können. Als ihre Chefin in den Christlichen Staaten von Amerika verhaftet und wenig später für tot erklärt wird, scheint es soweit zu sein. Der nächste Band wird verraten, wer ein loyaler Angestellter ist und wer nur seine eigene Machtposition ausbauen will.

Seiner Version eines zukünftigen Amerikas schenkt der Autor große Aufmerksamkeit. Man hat das Gefühl, als hätten Amerika und Kuba die Rollen getauscht. Die Wirtschaftsmacht USA ist zu einem vom Rest der Welt abgeschotteten Entwicklungsland und Polizeistaat abgesunken, während die Zweite-Welt-Nation nun zu den reichsten Ländern zählt. Die Christlichen Staaten von Amerika haben sich in eine Richtung entwickelt, die nicht einfach aus der Luft gegriffen ist, denn die Doppelmoral der Reichen und Mächtigen, Dünkel und Rassismus, Brutalität und Willkür der Justizorgane sind aktuelle Themen, die immer wieder durch die Medien geistern.
\r\nDer Band endet mit einem gemeinen Cliffhanger, denn Terkio kommt zu spät, und Morea ist fort. Man darf spekulieren, welches Schicksal die Engel ihr zugedacht haben.

Die Illustrationen sind wieder sehr ansprechend und dynamisch, dazu stimmungsvoll koloriert. Dramatische Momente werden genauso gekonnt inszeniert wie die gelegentlichen humorigen Einlagen, die sich vor allem durch Situationskomik und Wortwitz ausdrücken.

Schätzt man spannende, actionreiche SF-Abenteuer mit je einer Prise Fantasy und Krimi, dann sollte man zu »„Morea“« greifen. Die Story weist Tiefgang auf, denn hinter Drama und Parodie wird die Kritik an aktuellen Problemen deutlich. die Hauptfiguren sind sympathisch und erfüllen ihre Rollen, die Schurken sind böse und gefährlich. Klare Zeichnungen runden gelungen ab.

Alles in allem eine sehr schöne Serie aus der Feder des Schöpfers von Titeln wie »„Lanfeust von Troy“« und „»Die Schiffbrüchigen von Ythaq«“!