Jeaniene Frost: Dunkle Flammen der Leidenschaft (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 19. August 2016 17:54

Jeaniene Frost
Dunkle Flammen der Leidenschaft
(Once Burnt - Night Huntress World 3, 2012)
Übersetzung: Sandra Müller
Blanvalet, 2014, 382 Seiten, 8,99 EUR, ISBN 978-3-442-26992-1 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Irene Salzmann
„Die Geschichte von Vald und Leila“ spielt im „Cat & Bones“-Universum. Sie besteht aus gegenwärtig drei Teilen: „Dunkle Flammen der Leidenschaft“, „Im Feuer der Begierde“ und „Im Bann der Sehnsucht“. Nachdem bereits je ein Spin-off um Spade und Denise sowie um Mencheres und Kira veröffentlicht wurden, die man ebenfalls unabhängig von der Hauptserie lesen kann, folgt mit dieser Nebenreihe ein weiterer, der Vlad und Leila gewidmet ist. Die Handlung, die sich um besagte Charaktere rankt, verläuft zeitlich parallel zu den Geschehnissen, die Cat und Bones betreffen.
Aufgrund ihrer besonderen Begabungen - sie kann Stromstöße aussenden und die Vergangenheit und Zukunft von Personen, einschließlich Toten, sehen, wenn sie diese berührt - gerät Leila Dalton zwischen die Fronten zweier verfeindeter Vampire. Sie wird entführt und soll den Aufenthaltsort von Vlad Dracul ausfindig machen. Statt ihn auszuliefern, bittet Leila ihn, der sie durch Telepathie wahrnimmt, jedoch um Hilfe und führt ihn zu dem Versteck seiner Gegner.
Vlad hält Wort, aber er nimmt nicht nur den einzigen überlebenden Entführer mit, sondern auch Leila und ihren väterlichen Freund Marty, der ebenfalls ein Vampir ist und auf eine Gelegenheit gewartet hatte, die junge Frau zu befreien. Von dieser Wende der Ereignisse sind die beiden gar nicht erfreut, aber sie haben keine andere Wahl, als Vlad auf der Suche nach demjenigen zu unterstützen, der aus dem Hintergrund die Fäden zieht und auch das Leben von Leila und ihren Angehörigen bedroht.
Tatsächlich stößt Leila auf eine Spur, aber sie führt zu einem Vampir, von dem Vlad seit Jahrhunderten dachte, er sei tot, von ihm selbst verbrannt. Kann es sein, dass Mihaly Szilagyi tatsächlich dem Feuer entkommen konnte?
Die uralte Feindschaft zweier Vampire liefert den Aufhänger, eine junge Frau mit speziellen Talenten in die Arme eines der beiden zu treiben, nämlich in die von Vlad Dracul (Tepesch), dem historischen Vorbild der Romanfigur Dracula. Die Autorin orientiert sich bei der Charakterisierung an seinem Lebenslauf und lässt ihn entsprechend brutal, aber auch ehrbar agieren, um ihn nicht jeglichen Leser-Sympathien zu berauben. Nichts, was er tut, geschieht ohne triftigen Grund. Ohne seine ausgeprägte Skrupellosigkeit wäre er auch nicht in der Lage, seine Leute, zu denen bald auch Leila und Marty zählen, zu beschützen, denn der Gegner ist nicht minder rücksichtslos und gewalttätig.
Teils aus Ahnungslosigkeit und Selbstüberschätzung, teils aus Sorge und Rachewunsch, weil ihr nahestehenden Personen Schlimmes angetan wurde, bringt sich Leila regelmäßig in heikle Situationen, aus denen sie sich nicht immer selbst befreien kann, sondern die Hilfe von Vlad und anderen benötigt. Was ihr und den übrigen dabei widerfährt, ist extrem, verdeutlicht einerseits, wer ‚die Bösen‘ sind, doch andererseits werden die regelmäßigen Gewalttaten (unter anderem Folter) zunehmend zu Selbstläufern, die keine Spannung, sondern nur Abscheu auslösen, unabhängig davon, dass Vampirblut vieles oder sogar alles heilt (bei Leila).
Wenn einmal nicht gejagt, gefoltert oder gekämpft wird, kabbeln sich Vlad und Leila. Oft liest sich das so, als würde ein Generationenkonflikt ausgetragen, da unterschiedliche Anschauungen - finsterstes Fürsten-Macho-Mittelalter und zeitgenössischer „Buffy“-Gören-Jargon - aufeinandertreffen, wobei die Missverständnisse meist hausgemacht sind, da keiner sagt, warum er so handelt. Obwohl Leila Mitte zwanzig ist, erscheint sie bei den Streitgesprächen wie ein pubertierender Teenager, aber so viel abgeklärter wirkt der ca. 600 Jahre ältere Vlad, der sich teilweise an die Morderne angepasst hat, nicht.
Dass dieses Geplänkel nichts anderes als das Vorspiel einer leidenschaftlichen Romanze ist, braucht man nicht zu betonen. Leila wird nicht müde, den ‚supertollen Vlad‘ ständig anzuhimmeln und seine Attraktivität wiederholt zu beschreiben, und er selber lässt keine Zweifel daran, dass er sie eins-zwei-drei ins Bett bekommen wird. Romantic Mystery der Sorte 08/15, wie man sie von Lara Adrian, Kresley Cole, Lynsay Sands & Co. kennt.
Allerdings hat die Lovestory einen Haken, der Leila immer wieder übel aufstößt: Vlad will sie als Geliebte, nicht aber als Gemahlin, und er behauptet, dass er sie nie wird lieben können. Letztendlich passiert das Unvermeidliche, und Leila lässt sich trotzdem mit ihm ein, rätselnd, ob von seiner Seite nicht doch tiefere Gefühle im Spiel sind. Von daher überrascht es nicht, dass der Ansatz zu einer ménage à trois mit Maximus, Vlads Freund und Vertrautem, schon im Keim erstickt wird.
Emotionale Irrungen und Wirrungen wären möglich gewesen, aber sie werden vom ersten Moment an abgehakt und der Fokus auf die feindlichen Attacken gelenkt. Leila, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, hat keine anderen Gedanken als Vlad und Rache, und so gibt es zwischen all den brutalen und mäßig erotischen Szenen keine nennenswerten Überraschungen.
„Dunkle Flammen der Leidenschaft“ ist wieder mal ein Horror-Roman der Sorte ‚Verliebte Vampire‘, der sich leider nur durch sehr viel Grausamkeit auszeichnet, aber weder dem Genre eine neue Facette hinzufügt, noch wirklich spannend und romantisch zu unterhalten weiß. Die Story ist zu banal und bloß ein erneuter Aufguss vergleichbarer Titel, die man, wenn man schon einige davon gelesen hat, eher nervig als interessant findet, weil sich alles nur noch wiederholt, wiederholt, wiederholt…