Star Trek Beyond (Film)

Star Trek Beyond 
USA 2016, Regie: Justin Lin, mit Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana u.a.

Von Christel Scheja

Im Jubiläumsjahr von „Star Trek“ ohne einen neuen Film zum Franchise da zu stehen - undenkbar! Deshalb haben die Macher vermutlich auch alles daran gesetzt, den dritten Film der Reboot-Reihe in diesem Jahr ins Kino zu bringen, auch wenn die Produktion mit einigen Schwierigkeiten verbunden war. Denn durch die Übernahme von „Star Wars“ musste J. J. Abrams den Regiestuhl an jemand anderen weiterreichen: Justin Lin, der für die „Fast & Furious“-Filme bekannt ist. Auch das Drehbuch entsprach zunächst nicht ganz den Vorstellungen der Macher und wurde noch einmal ordentlich umgearbeitet. Und der erste Trailer ließ nicht wirklich ahnen, was den Zuschauer erwarten würde. Doch haben sich die Befürchtungen bewahrheitet, dass „Star Trek Beyond“, der am Donnerstag in den Kinos anläuft, gegenüber seinen Vorgängern abfallen würde?

 

Die Crew der „Enterprise“ hat inzwischen etwas mehr als die Hälfte ihrer Fünfjahresmission hinter sich gebracht. Der Euphorie ist mittlerweile Ernüchterung und Langeweile gewichen. Denn auch in dem bisher nicht kartografierten Gebiet am Rande des Förderationsraumes haben sie nicht so viele aufregende Dinge entdeckt, wie erhofft. Selbst diplomatische Missionen erweisen sich schon bald als langweilige Routine oder arten gar in ein schmerzhaftes Fiasko für den Captain aus. Artefakte unbekannter Herkunft lassen sich an Bord erst einmal nur schwer untersuchen und werden deshalb nur erfasst und dann archiviert.

Besonders James T. Kirk fühlt sich müde und durch den immer gleichen Alltag ausgelaugt, hofft, dass er auf dem Zwischenstopp an der neuen, hochmodernen Sternenbasis Yorktown Abstand von den ganz persönlichen Fragen, die ihn schon eine ganze Weile quälen, nehmen kann und vor allem wieder Abwechslung und neue Abenteuer findet.

Die Abwechslung erwartet ihn schneller als gedacht, denn ein unbekanntes Schiff havariert bei der Raumstation, dessen Passagierin die Förderation verzweifelt um Hilfe bittet. Ihre Forschungscrew und sie sind auf der anderen Seite eines bisher noch unbekannten Nebels durch den Angriff einer fremden Macht auf einem Planeten gestrandet. Kirk erklärt sich gerne zu der Rettungsmission bereit und startet mit frischem Mut in das Unbekannte. Doch was er dort findet ist mehr, als er geahnt hat. Die „Enterprise“ wird plötzlich aus dem Nichts angegriffen. Der Gegner hat es in sich - und er scheint genau zu wissen, was er von den Menschen eigentlich will. Ohne viel dagegen machen zu können muss Kirk mitansehen, wie Viele in dem entstehenden Inferno sterben und die „Enterprise“ schließlich auf dem Planeten havariert.

Er selbst entkommt mit knapper Mühe und Not und muss auf der lebensfeindlichen, zerklüfteten Welt nicht nur herausfinden, was mit den Überlebenden seiner Crew passiert ist, sondern auch dem Netz aus Verrat und Intrigen entkommen, das sein brutaler Gegenspieler Krall bereits um ihn und seine Leute gesponnen hat.

 

Im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Filmen verlässt die „Enterprise“ die bekannten Gefilde und wagt sich in „Regionen die noch nie zuvor ein Mensch gesehen hat“. Und dafür hat man sich Einiges einfallen lassen, das die Hintergründe und Szenarien zu einem Augenschmaus machen.

Weit entfernt von der Erde zeigt sich aber auch, dass das Gemüt des Feindes schon wie im zweiten Film nicht so einfach gestrickt ist, wie es zunächst aussehen mag, wenngleich das zu erkennen leider seine Zeit dauert. Das ist wohl das Einzige, was man „Star Trek Beyond“ wirklich vorwerfen kann. Denn lange Zeit bleibt der Gegenspieler relativ blass gezeichnet und wirkt extrem klischeehaft, reiht sich ein in die Schar der vielen Monster, die die Lust am Töten mit der Muttermilch aufgesogen zu haben scheinen.

Krall mag zwar nicht den Ehrenkodex der Klingonen haben, ist diesen aber doch vom Gemüt her erschreckend ähnlich. Erst in der letzten halben Stunde des Films zeigt sich, dass auch er eine komplexe Hintergrundgeschichte hat und sein Handeln nicht nur aus einer puren Laune oder Machtgier heraus resultiert, sondern einen ganz anderen, fast schon tragisch zu nennenden Hintergrund hat, der sogar die Grundfesten der Förderation erschüttern könnte, wenn man genauer darüber nachdenkt.

Ansonsten bietet Justin Lin gut getaktetes Action-Kino, in dem es fast in jeder Minute atemberaubende optische Schauwerte gibt - angefangen mit der faszinierenden Konstruktion, die sich als Sternenbasis Yorktown entpuppt und selbst Deep Space Nine in den Schatten stellt, über die bizarren Szenarien im All und auf dem Planeten bis hin zu den detailreichen Action-Szenen.

Die 3D-Fassung lohnt sich, auch wenn es keine Aha-Momente gibt, in dem einem Irgendetwas entgegen fliegt, aber gerade die daraus resultierende Raumtiefe macht sich diesmal bei allem mehr als bezahlt.

Die Möglichkeiten der modernen Tricktechnik werden grandios ausgenutzt, vor allem beim letzten Flug der „Enterprise“, oder wenn sich die Helden dann durch eine Welt kämpfen müssen, die ebenso gefährlich ist, wie Krall und seine Helfer.

Mehr noch als das Ambiente überzeugen allerdings die Darsteller in ihren Rollen. In kleinen Gruppen auf dem Planeten versprengt, müssen sich die Hauptakteure nämlich alleine, zu zweit oder dritt durchschlagen und dabei Einiges an Bewährungsproben durchleben. Das wird besonders amüsant, wenn sich so sich gegensätzliche Pärchen wie McCoy und Spock zusammenraufen müssen, was nicht ganz ohne die entsprechenden Wortwechsel abgeht, die man schon als Zuschauer in der klassischen Serie zu schätzen wusste. Sulu und Uhura sind nicht länger nur stille Mitläufer sondern bekommen genug Momente in denen sie glänzen und über sich hinauswachsen dürfen, ebenso wie Chekov und Scotty.

Vielleicht mag James T. Kirk immer noch der Held sein, auf den sich die meiste Action konzentriert, aber die Macher erinnern an den Geist der alten Serie und betonen ihn sogar noch mehr als dort. Mehr denn je funktionieren die Figuren nur als einander ergänzende Gemeinschaft richtig. Kirk kann in diesem Film nicht ohne sein Team überleben, Die Menschen, die ihn umgeben sind nicht länger nur seine Untergebenen, sondern nun echte Freunde.

Das gut aufgelegte Ensemble lässt jedenfalls vergessen, dass die Schauspieler eigentlich frisch in die durch andere Schauspieler geprägten und inzwischen ikonischen Rollen geschlüpft sind. Sie haben die Symbiose geschafft, das durch die alten Serien Bekannte mit ihrer ganz eigenen Interpretation der Figur zu verknüpfen, so dass man keinen Bruch mehr merkt und doch neue Facetten der Helden zu sehen bekommt. Gerade bei Spock, der etwas mehr zu seiner menschlichen Seite steht, aber auch immer noch über das Gefühlswirrwarr in seinem Kopf stolpert, ist das am Besten zu erkennen.

An neuen Figuren fallen nur Jaylah, quirlig und sehr athletisch verkörpert von der Tänzerin Sofia Boutella und natürlich der Bösewicht Krall ins Gewicht, der gerade in den letzten Minuten hin sehr intensiv und in seinem Motiven glaubwürdig von Idris Elba verkörpert wird.

Um die Frage vom Anfang zu beantworten: Ja, der Film kann mit seinen Vorgängern mithalten. Er mag zwar actionreicher und rasanter als die Vorgänger sein, beinhaltet aber dennoch all das, was „Star Trek“ ausmacht und vergisst auch nicht, besinnliche Momente mit ein zubringen, die auch ohne Worte das Herz rühren und den Figuren mehr Profil geben.

Der Film ist für Neueinsteiger genauso ansprechend wie für Fans. Denn die Handlung wird nicht unverständlicher, wenn man die Andeutungen und Hinweise nicht erkennen kann, weil einem das Vorwissen fehlt. Und wenn man dieses hat, wird man sehr zufrieden damit sein, wie auch wieder die Bezüge zum ursprünglichen Universum und den alten Serien gezogen werden.

Mit genau zwei Stunden hat der Film übrigens genau die richtige Länge - der Zuschauer bekommt weder das Gefühl, dass etwas fehlt, noch langweilt er sich in irgendeinem Moment.

„Star Trek Beyond“ steht seinen Vorgängern in nichts nach, ist vielleicht sogar noch ein Stück besser als diese. Denn die Macher haben es verstanden, opulentes Action-Kino mit epischen Schauwerten mit dem Geist des „Star Trek“-Universums zu verbinden und ein Werk zu schaffen, das Fans und normale Kinogänger gleichermaßen zufriedenstellt.

Action und Drama und Spezialeffekte bei dem einen die Luft wegbleiben, wechseln sich ab mit amüsanten verbalen Duellen eines gut gelaunten Ensembles, das gleichrangig nebeneinander agiert und einmal mehr denn je beweist, warum Kirk, Spock und Co. zu Ikonen der Popkultur geworden sind.