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US-Boxoffice: Kleine Hobbitse von Kettensäge zerstückelt!

Der Januar ist traditionell in den USA ein guter Monat für Horrorfilme. Auch wenn Analysten davon ausgingen, dass die beiden Weihnachtshits, Quentin Tarantinos "Django Unchained" und der erste "Hobbit"-Film von Peter Jackson, weiter das Geschäft dominieren würden, traute man einem erneuten Remake des "Kettensägenmassakers", diesmal unter dem Titel "Texas Chainsaw 3D"; eine Menge oder gar eine Überraschung zu. Und so kam es dann auch: Mit sehr guten 23 Millionen Dollar setzte sich der Horror-Streifen spielend an die Spitze der Kinocharts und schrieb eine weitere Erfolgsgeschichte für die Horrorspezialisten von Lionsgate.

"Texas Chainsaw 3D" ist bereits der siebte Film einer Serie, die 1974 mit Tobe Hoopers legendärem "The Texas Chainsaw Massacre" begann, der bei uns unter den wohlklingend-poetischen Titeln "Blutgericht in Texas" (Kino) und "Kettensägenmassaker" (Video) ausgewertet wurde – und durch eine gerichtliche Beschlagnahme in Deutschland Jahrzehnte lang verboten war. Durch das in der deutschen Filmverleihgeschichte einmalig mutige und umtriebige Engagement des kleinen Verleihs Turbine Medien wurde Hoopers Film, der längst als Meisterwerk des modernen Horrorkinos kanonisiert ist, den Fesseln der Justiz entrissen und ist seit letztem Jahr auch in Deutschland wieder ungekürzt legal zu erwerben und zu bestaunen. Dieser Film zog zunächst drei Fortsetzungen nach sich: Hooper selbst schuf 1986 mit Dennis Hopper in der Hauptrolle den zweiten Teil, der sich durch schrägen, schwarzen Humor auszeichnete und wegen der Beschlagnahme auf einem Filmfest in Deutschland niemals offiziell ausgewertet wurde. Jeff Burr drehte 1990 den missratenen dritten Teil, "Leatherface", immerhin mit Viggo "Aragorn" Mortensen. Kim Henkel schließlich, ein Co-Produzent des ersten Teils, schuf 1997 mit "Texas Chainsaw Massacre: The Next Generation" eine Art Quasi-Remake des Originals, das sich immerhin dadurch auszeichnete, dass man dort die späteren Stars Matthew McConaughey und Renee Zellweger in frühen Rollen sehen konnte; insbesondere McConaughey als augenrollenden Psychopathen zu bewundern, ist von nicht zu unterschätzendem Unterhaltungswert. Im Jahr 2003 inszenierte der deutsche Marcus Nispel dann ein offizielles Remake, glatter und teurer als das Original, das zu einem großen Kassenerfolg wurde und 2006 das Prequel "TCM: The Beginning" von Gore-Spezialist Jeff Burr nach sich zog, das zwar angenehm viehisch brutal war und an der Kinokasse durchaus ordentlich reüssierte, die Reihe aber trotzdem vorerst beendete. Das erneute Remake des ersten Teils im Jahr 2013 beginnt nun wieder von vorne, ignoriert alle bisherigen Filme außer dem Original und setzt unmittelbar nach dem legendären Ende des ersten Teils an, als das Mädchen Heather verstört, mit blutverschmiertem Gesicht und mit letzter Kraft der Kannibalen-Familie entkommen war. Regie führt der bisher eher durch Krimis ("Lockdown", "Takers") bekannte John Lussenhop. Horror-Fans wird bei den Drehbuch-Credits der Name Adam Marcus auffallen, der vor langer Zeit einmal den neunten Teil der "Freitag, der 13."-Serie inszenierte hatte ("Jason goes to Hel0"l, 1993). Die hauptsächlich aus jungen, unverbrauchten Gesichtern bestehende Besetzung kann für Teenager immerhin mit Tremaine Neverson aufwarten, der unter seinem Künstlernamen Trey Songz ein R&B-Superstar ist. Nach ersten Kritiken setzt dieses erneute Remake eher auf Spannung, denn auf Blutorgien und kann natürlich auch mit dem Pfund wuchern, dass man durch das 3D-Verfahren erstmals die Kettensägen in den Kinosaal hineinragen sieht.

Vom ersten auf den dritten Platz zurück fällt der erste Teil von Peter Jacksons "Hobbit"-Verfilmung, die in den USA nach vier Wochen bei sehr guten 263 Millionen Dollar steht und die 300 Millionen Grenze noch schaffen sollte. Weltweit sind insgesamt bereits exzellente 826 Millionen Dollar eingenommen, der fünfterfolgreichste Film letztes Jahr. Die Milliarden-Dollar-Einspielgrenze, die der letzte "007"-Film, "Skyfall", gerade erreicht hat, ist für den Hobbit auch noch nicht völlig außer Reichweite.

Eigentlich ist der Januar der typische Monat für Spukhaus-Gruselfilme in den USA, und dort stehen auch zwei neue Filme die nächsten beiden Wochen auf dem Spielplan: Die Komödie "A Haunted House" und der eher ernste "Mama".

Text: Oliver Naujoks