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US-Boxoffice: Halloween ist nicht mehr weit – kleiner Horrorfilm "Sinister" ein Überraschungshit

Trotz Ethan Hawke in der Hauptrolle und mit Scott Derrickson ("Der Exorzismus von Emily Rose", "Der Tag an dem die Erde still stand" (2008)) auf dem Regiestuhl kostete der kleine Horrorfilm "Sinister" keine drei Millionen Dollar – und konnte sich trotzdem mit erstaunlichen 18,2 Millionen Dollar auf Platz 3 der aktuellen US-Kinohitparade einfinden. Nur die beiden großen, aufwändigen Action-Thriller "96 Hours – Taken 2" (mit Liam Neeson) und "Argo" (von und mit Ben Affleck) waren noch erfolgreicher. Der zweite Teil der Verfilmung von Ayn Rands kolossalem liberalen Manifest "Atlas Shrugged" ging dagegen mit nur 1,7 Millionen Dollar zum Start auf Platz 12 unter.

"Sinister" handelt von einem Krimi-Schriftsteller (gespielt von Hawke), der mit seiner Familie in ein Haus zieht, in welchem vorher dessen Bewohner, eine Familie, ermordet wurde. Er findet auf dem Dachboden eine Kiste mit alten Super-8-Spulen, die alle das Massaker an einer Familie zeigen – und eine dämonische Figur, die immer an unterschiedlichen Stellen dieser Filme auftaucht. Plötzlich geschehen rätselhafte Dinge in dem Haus. Mit der interessanten Prämisse irgendwo zwischen "Shining", "Ring – Das Original" und "Paranormal Activity" traf Regisseur Scott Derrickson offensichtlich sieben Jahre nach "Der Exorzismus von Emily Rose" wieder einen Nerv. Zwar waren weder Kritiken noch Zuschauerumfragen zu dem Film sonderlich gut, wenn aber alleine das Brutto-Startergebnis das sechsfache des ursprünglichen Budgets beträgt, muss man sich als Filmproduzent um so etwas keine Sorgen mehr machen.

Der privat finanzierte zweite Teil der Verfilmung von Ayn Rands über 1.000 Seiten starkem, 1957 veröffentlichen liberalen Manifest "Atlas Shrugged" (auf Deutsch übersetzt als "Atlas wirft die Welt ab" oder "Wer ist John Galt?") um einen Streik der Arbeitgeber, das auch deutliche SF-Elemente enthält, tauschte aus Geldgründen die gesamte Besetzung aus dem ersten Teil aus. Im Falle der Hauptdarstellerin Taylor Schilling ist das vielleicht sogar durchaus verständlich, die in der Zwischenzeit Karriere gemacht hat und eine deutlich höhere Gage verlangen kann. Auch wenn es schon Wunder nimmt, dass die 28jährige Schilling durch die schon 42jährige Samantha Mathis ("Broken Arrow") ersetzt wurde. Freunde macht man sich mit solchen Darstellerwechseln natürlich unter den Zuschauern nicht, und da wohl nicht wenige Besucher des ersten Teils wegen des Besetzungswechsels von der Fahne gingen und wohl kaum jemand sich in diesen Film verirrte, der den Vorgänger nicht gesehen hatte, verwundert das magere Startergebnis auch nicht. Wenig hilfreich für den Film war auch, dass die linksliberale Presse, für die Ayn Rand eine starke Reizfigur ist, den Film mit Häme und Spott übergoss, aber selbst wohlmeinende, neutrale Kritiker erneut bescheinigten, dass der gegenüber dem Vorgänger deutlich aufwändigere zweite Teil immer noch billig aussähe. Ob den Produzenten jetzt überhaupt der Kraftakt gelingt, den abschießenden dritten Teil noch fertig zu stellen, wird sich zeigen. Vermutlich wird er dann erst recht nur noch von wenigen Menschen herbeigesehnt.

In der Zwischenzeit krebst Tim Burtons liebevolle Hommage "Frankenweenie" bei nur 22 Millionen Dollar nach zwei Wochen herum (sein zweiter großer Flop dieses Jahr nach "Dark Shadows", während das Horror-Remake "House at the End of the Street" sich mit 30 Millionen Dollar aufgrund der geringen Kosten ganz passabel schlägt.

Nächste Woche startet nicht nur der Reboot von James Pattersons Alex-Cross-Serie mit einem deutlich jüngeren Hauptdarsteller (Tyler Perry statt Morgan Freeman), sondern auch eine der wenigen garantierten Lizenzen zum Gelddrucken in Hollywood: "Paranormal Activity 4".

Text: Oliver Naujoks