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Fred Ink: Hexenhaus - Die Akte Arkham 1 (Buch)

Fred Ink
Hexenhaus
Die Akte Arkham 1
KOVD, 2022, Taschenbuch, 256 Seiten, 13,99 EUR

Rezension von Elmar Huber

Kaum hat Walter Dekker seine neuen Räumlichkeiten in Arkham bezogen, stolpert schon der erste Klient in sein Büro. George Banson, ein Physik-Professor an der Miskatonic-Universität, macht sich Sorgen um eine seiner Studentinnen. Das Mädchen, das sich für die Geschichten von H. P. Lovecraft interessiert, ist verschwunden, nachdem er ihr vom „Hexenhaus“ erzählt hat. Ein Gebäude in Arkham, um das sich einige merkwürdige Geschichten ranken und das Lovecraft als Vorbild für seine Geschichte „Träume im Hexenhaus“ gedient haben soll.

Walter lässt sich breitschlagen, George zu dem Gebäude zu begleiten. Neben der Studentin stoßen die beiden Männer im Hexenhaus noch auf zwei Mitglieder der „Loge der gleißenden Morgenröte“, mit denen der Detektiv schon unliebsame Bekanntschaft gemacht hat (siehe Fred Ink: „Hinter den Winkeln“), und zwei Beamte der Arkhamer Polizei. Sehr schnell wird klar, dass das Haus ein Eigenleben führt und seine Gäste nicht wieder gehen lassen will.

Gemeinsam muss die Gruppe einen Ausgang aus diesem Gebäude finden, das sich dauernd verändert und - wie in Lovecrafts Geschichte - diverse Zugänge zu anderen Dimensionen bietet.


„Hexenhaus“ führt die Abenteuer von Walter Dekker weiter, den der geneigte Leser bereits aus Fred Inks „Hinter den Winkeln“ kennt. Gleichzeitig eröffnet der Autor „Die Akte Arkham“, die mit „Kriechzeug“ fortgeführt wird.

Dass Horror-Autoren H. P. Lovecraft nacheifern ist wahrlich keine Seltenheit. Auch dass Elemente aus Lovecrafts Geschichten direkt verwendet und weitergesponnen werden, kommt häufig vor. Fred Ink reiht sich mit der „Akte Arkham“ ebenfalls hier ein. Für „Hexenhaus“ leiht er sich Keziah Masons Behausung, ihren Gefährten Brown Jenkin und einige Plot-Punkte aus „Träume im Hexenhaus“ und spinnt daraus eine neue Geschichte, wie es bereits Graham Masterton in „Die Opferung“ (Festa, 2001) getan hat.

Der Figur Walter Dekker, die einen gewissen Humor in diese Welt einbringt, folgt man wirklich gern. Der Detektiv resigniert beinahe angesichts seines Schicksals, nachdem ihn eine Roma verflucht hat (ebenfalls „Hinter den Winkeln“), sodass ihm das Pech an den Hacken klebt; ganz nach dem Motto: ‚Wieso etwas anderes erwarten als das Schlimmste‘. Das hat aber auch eine tragische Note, denn so geraten immer wieder Menschen, die Walter nahestehen, in tödliche Gefahr, und das geht nicht immer gut aus. Mit dieser Bezugnahme auf Elemente aus dem Vorgänger-Roman ergibt sich auch ein schönes Serien-Feeling, das später in „Kriechzeug“ noch weiter gefestigt wird.

So weit, so gut. Leider muss man feststellen, dass „Hexenhaus“ trotz der willkommenen Skurrilität insgesamt zu lang geraten ist und sich damit Ermüdungserscheinungen einstellen. Bei der Hatz durch verschiedene Dimensionen bleiben die Charaktere und deren Entwicklung auf der Strecke. Stattdessen packt Fred Ink zu viele Dinge in den Roman, die am Ende belanglos sind, während eine Figur wie Brown Jenkin einfach verheizt wird. Überhaupt bietet „Hexenhaus“ eher aktionsbetontes „John Sinclair“-Flair als klassische Lovecraft-Atmosphäre. Wer sich dessen bewusst ist, kann mit dem Roman eine gute Zeit haben.

Erschienen ist das Buch im KOVD Verlag, dessen Alleinstellungsmerkmal in Handarbeit gefertigte Bücher sind, sodass selbst ein normales Taschenbuch eine bemerkenswerte Wertigkeit aufweist.