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Tim Curran: Grimweave - Das Monster der grünen Hölle (Buch)

Tim Curran
Grimweave - Das Monster der grünen Hölle
(Grimweave, 2015)
Übersetzung: Michaela Rink
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2019, Taschenbuch, 208 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95835-393-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Michael Spiers darf seinem Vaterland als Soldat in Vietnam dienen. Eine Ehre, die ihm reichlich egal ist, auch wenn er in den letzten Monaten gelernt hat, den Vietkong zu hassen. Als Scharfschütze hat er schon so einige der verhassten Reisfresser ausgeschaltet, als er an der Seite seines Ausbilders zu einer Zwei-Mann-Mission aufbricht. Sie haben einen Charlie angeschossen, jetzt verfolgen sie ihn, allen Befehlen zum Trotz, in die grüne Hölle. Dass hier etwas ganz anderes als der Vietkong auf unsere GIs wartet, können sie nicht wissen.

Als ersten Hinweis finden sie ausgesaugte, gepfählte Leichen, dann verfolgt sie etwas Riesiges, Lautloses und schnappt sich den Vorgesetzten von Michael. Das Letzte was er hört, ist ein grauenhafter Schrei, danach nur Stille.

Als der Vietkong ihn gefangennimmt und in ein Lager in Korea entführt, ist es schon fast eine Erlösung. Warum aber wird er gut versorgt, sogar seine Wunden werden verbunden, er bekommt frisches Wasser und genießbares Essen?

Als die ersten Mitgefangenen verlegt und ihre Bambuskäfige zerstört zurückkommen, ahnt er Böses. Als ihn ein Force-Recon-Team befreit, glaubt ihm niemand.

Bis ein Offizier mit Omega-Geheimhaltungsstufe ihn dann doch anhört und auffordert, mit ihm und seinen Männern auf die Jagd nach den mysteriösen Angreifern zu gehen - eine Selbstmordmission. Doch dafür sind die Marines ja ausgebildet.


Tim Curran gehört für mich zu den interessantesten der modernen Horror-Autoren. Zwar erfindet auch er das Rad nicht neu, doch stilistisch liegen seine Texte weit über dem, was uns die Fear- und Gore-Autoren sonst so kredenzen.

Auch vorliegend gelingt es ihm scheinbar mühelos, seine Leser in die grüne Hölle des Vietnam-Krieges zu entführen. Geschickt baut er sukzessive das Grauen der zunächst diffus bleibenden Bedrohung durch die Bestie(n) auf, konzentriert sich zu Beginn auf den Kommando-Einsatz seiner Marines.

Nach gut der Hälfte der umfangreichen Novelle kippt dann der Plot. Mit der Benennung der Bedrohung, der Inaugenscheinnahme des Nests, aus dem die Wesen zum Beutefang ausziehen, ahnen wir, dass das Ende nicht gut ausgehen wird für unsere Kämpfer für Gott, Mammon und Vaterland.

Jetzt fährt Curran auf, was gut, erprobt und widerlich ist in Sachen Bestien versus Mensch. Das reißt den Leser dann mit hinein in das Nest. Dass das Finale nicht wirklich überraschend - aber in sich folgerichtig ist - sei konstatiert, wobei der Kurzroman sicherlich zum einen von der sehr bildhaften und realistisch wirkenden Beschreibung der grünen Hölle des Dschungels lebt, später dann durch die Jagd durch das Nest für das übernatürliche Grauen sorgt.