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Robert Jackson Bennett: Die Stadt der tausend Treppen (Buch)
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- Kategorie: Film- & Serien-News
- Veröffentlicht: Sonntag, 20. Januar 2019 17:14

Robert Jackson Bennett
Die Stadt der tausend Treppen
(City of Stairs - The Divine Cities 1)
Übersetzung: Eva Bauche-Eppers
Titelbild: Katarzyna Oleska
Bastei Lübbe, 2017, Taschenbuch, 620 Seiten, 11,00 EUR, ISBN 978-3-404-20861-6 (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Der amerikanische Autor Robert Jackson Bennett wurde 1984 in Baton Rouge, Louisiana, geboren und lebt heute mit seiner Familie in Texas. „Die Stadt der tausend Treppen“ war unter anderem für den World Fantasy Award nominiert.
Die Stadt Bulikov zehrt immer noch von dem Ruhm vergangener Tage, denn damals als noch die Götter in ihr wandelten und sie beschützten, warf sie ihren Schatten über die ganze Welt.
Inzwischen ist das anders, die Stadt nur noch eine wenig beachtete Kolonie des mächtigen Reiches Saypur, deren Herrscher dafür gesorgt haben, dass die Götter verschwanden und der Glauben an sie verboten wurde.
Eines Tages kommt nun die junge Shara Tivani in die Stadt, vordergründig eine weitere und eher unbedeutende Verwaltungsangestellte, die die Reihen verstärken soll. Tatsächlich ist sie aber eine geheime Ermittlerin, die herausfinden will, warum ihr Mentor sterben musste, der als Gelehrter die Geheimnisse in der Stadt erforscht hat.
Im Zuge ihrer Ermittlungen taucht sie immer tiefer in die Mysterien ein, die die Saypurer bisher nur angekratzt haben und stellt schnell fest, dass es dort viele Geheimnisse gibt, die nicht nur tödliche Gefahren bieten, sondern alles ändern könnten, an was sie bisher geglaubt hat.
Der Roman durchbricht die Schranken die das Fantasy-Genre bietet, denn was vordergründig wie ein weiterer Kriminalroman vor exotischer Kulisse aussieht, ist eigentlich viel mehr. Tatsächlich geht es mehr um den Weg als das Ziel. Shara mag zwar den Mörder ihres Mentors suchen, wird dabei aber zur Identifikationsfigur in einem Labyrinth aus Phantasien und Unmöglichkeiten, seltsamen Enthüllungen und Bildern, die vor allem den Leser zum Nachdenken anregen sollen.
Der Roman verzichtet bewusst auf Action, ist seine Heldin doch nicht als Kämpferin angelegt, sondern eher eine Frau des Geistes.
Ein wenig fühlt man sich an die britische Kolonialzeit in Indien erinnert, in der die Engländer ja auch über ein Land herrschten, deren Mysterien und Glauben sie nur oberflächlich verstanden oder verstehen wollten. Und damals wie auch hier sorgt genau diese Ignoranz immer wieder für Konflikte.
Die Heldin ist nun diejenige, die die Geheimnisse zu verstehen versucht und als verbindendes Element durch die Handlung wandert. Allerdings bleibt sie als Figur erstaunlich blass, und noch mehr gilt das für die Nebenfiguren, an die man sich am Ende so gut wie überhaupt nicht mehr erinnert. Spannung entsteht eher durch die vielen Andeutungen und Hinweise, denen Shara nachgeht, weniger durch handfeste Auseinandersetzungen. Und nicht zuletzt durch das komplexe Konstrukt an Ideen, durch das der Autor seine Leser jagt.
„Die Stadt der tausend Treppen“ ist mehr als eine schlichte Kriminalgeschichte vor einem schrägen Hintergrund. Der Roman fordert den Leser und seine Phantasie heraus, bietet viele Elemente, über die es sich nachzudenken lohnt, und das mehr als einmal.