Jörg Herbig: Der lachende Totenschädel 1 + 2 (Buch)

Jörg Herbig (Hrsg.)
Der lachende Totenschädel 1+2
Autoren und Künstler: Bettina Sternberg, Sybille Lengauer, Andromedar Nebel, Uwe Voehl, Markus K. Korb, Sebastian Brückner, Markus Hintzen, Hermann Borgerding, Jerk Götterwind, Kai, Rona Walter, Tobias Bachmann, Vincent Voss und Jörg Herbig
2014, A5 Heft, je ca. 60 Seiten

Von Christel Scheja

Sie sind selten geworden, die kleinen Magazine, die „aus Spaß an der Freud’“ entstehen und bei denen es den Herausgebern und Autoren nicht darauf ankommt, Geld und Ruhm durch hohe Auflagen zu ernten, sondern einfach ihre Texte denen zu präsentieren, die sich wirklich dafür interessieren. „Der lachende Totenschädel“ ist von Jörg Herbig daher bewusst als Liebhaberprojekt konzipiert und daher vermutlich gegen einen kleinen Obolus nur über ihn zu beziehen.

Drei Bereiche deckt jedes Heft ab. In „Wahre Begebenheiten“ erzählen die Autoren von unheimlichen Begebenheiten, die sie selbst erlebt haben oder erlebt haben wollen. So fühlt sich jemand bei einem Besuch im Sherwood Forest in die Kulissen eines Horror-Films versetzt, nur dass dieser eigentlich in Kanada gedreht wurde. Burgruinen haben ohnehin immer schon etwas Unheimliches an sich – schlimmer noch, wenn es genug Geschichten gibt, die schon vorab Angst machen. Und ein Baum erwacht des Nachts zu unheimlichem Leben – wenn auch nicht ohne Grund. Auch die Ferien bei den Großeltern können zu einem Abenteuer-Urlaub der besonderen Art werden, wenn man als Kind neugierig genug ist, den unheimlichen Geschichten nachzugehen oder später bei einer Reise in einen Wald abtaucht, in dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Natürlich gehören auch Spukhäuser zum Ensemble der grusligen Orte und nicht zuletzt können Naturgewalten ein Szenario schaffen, durch das sich die Betroffenen in die unwirkliche Welt eines Horror-Films versetzt fühlen. „Veranstaltungsberichte“ erzählen von Besuchen auf makabeen Ausstellungen oder besonderen Festen – teilweise mit sehr detaillierten Beschreibungen. Hinter „Wissenswertes“ verstecken sich Artikel wie zum Beispiel einer über Anneliese Michel, die in den 70er Jahren durch einen Exorzismus zugrunde ging.

Jörg Herbig spricht in seinem Magazin vor allem die Freunde gepflegten Horrors aus deutschen Landen an, denen das Unheimliche in all seinen Facetten wichtig ist, weil sie nicht nur auf blutige Schockeffekte setzten. Aus diesem Grund sind die Geschichten bewusst sehr nahe an der Realität gehalten, bleiben überwiegend subtil und zurückhaltend, es sei denn die Einflüsse von außen, wie ein katastrophales Unwetter, bestimmen den Takt der Handlung. Allerdings sollte man nicht unbedingt überraschende neue Ideen oder Wendungen erwarten; nur selten können die Autoren den Erwartungen des Lesers ein Schnippchen schlagen. Letztendlich stimmt aber bei allen Erzählungen die düstere und unheimliche Stimmung.

Man merkt zwar gelegentlich den Unterschied zwischen den erfahrenen Autoren und denjenigen, die ihren ersten Text veröffentlichen – aber der ist eher minimal. Immerhin haben viele bekannte Namen aus der Szene Texte beigesteuert, wie etwa Uwe Voehl, Markus K. Korb und Tobias Bachmann.

Die Hefte werden auf jeden Fall der Intention des Herausgebers gerecht, Gruselgeschichten zu erzählen, die so geschehen sind oder geschehen sein könnten, und deutlich zu machen, dass das Grauen auch subtil daherkommen und hinter jeder Ecke lauern kann.

Die Aufmachung ist minimalistisch und sehr textlastig – passt aber zum Inhalt, der in erster Linie die Phantasie der Leser anregen soll und weniger durch entsprechende Illustrationen diese vorgeben soll.

Die beiden ersten Hefte von „Der lachende Totenschädel“ sind daher allen Freunden deutscher Phantastik zu empfehlen, die nicht nur weitere Texte ihrer Lieblingsautoren lesen wollen, sondern vor allem Spaß am subtil präsentiertem, realem Grauen – verpackt in stimmungsvolle Erzählungen – haben.