Heroes 2 (Comic)

Heroes 2
(Heroes TPB: Volume 2)
Autor: Joe Kelly, u.a.
Zeichnungen: Michael Gaydos, u.a.
Farben: Edgar @ Studio F, u.a.
Übersetzung: Steve Kups
Lettering: Lucia Truccone
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 224 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-86607-795-9

Von Frank Drehmel

Der vorliegende Sammelband basiert auf der gleichnamigen TV-SF-Mystery-Show des US-Fernsehsenders NBC, in der seit 2006 Menschen mit besonderen, sehr unterschiedlichen Kräften und Fähigkeiten versuchen, ihr eigenes Schicksal zu meistern und eine Katastrophe zu verhindern, die das Antlitz der Erde nachhaltig verändern würde.
Doch nicht alle Protagonisten handeln altruistisch, sondern einige – wie der Mörder Sylar, der in der Serie von dem charismatischen Zachary Quinto gespielt wird – nutzen ihre Fähigkeiten, um Verbrechen zu begehen, während andere ihre Kräfte so wenig beherrschen, dass eine tödliche Gefahr von ihnen ausgeht.
Zudem agiert im Hintergrund eine Organisation, die Firma, über deren mittel- und langfristige Ziele fast nichts bekannt ist, die jedoch auf Grund des skrupellosen Vorgehens ihrer Agenten für Helden wie Anti-Helden gleichermaßen eine potenziell tödliche Gefahr darstellt.

Begleitend zur Fernsehaustrahlung erschien und erscheint auf der Homepage von NBC ein sogenanntes Webcomic, in welchem in kurzen Kapiteln Informationen zu den Charakteren geliefert werden, die merklich über den TV-Episoden-Gehalt hinaus gehen.
Der vorliegende Sammelband enthält die Kapitel 35 bis 80 dieses Webcomics in Printform, wobei es sich – entgegen der Werbung des Panini-Verlags – nicht um 46 abgeschlossene Erzählungen handelt, da einige der Storys aus mehreren Kapiteln bestehen. Doch auch wenn es deutlich weniger als 46 Geschichten sind, so sind es doch zu viele, als dass sich die Inhalte in angemessener Form zusammenfassen ließen. Daher soll lediglich auf drei der mehrteiligen Storys kurz eingegangen werden.

In »Die Schlange und der Kranich« steht der Haitianer im Mittelpunkt, dessen Fähigkeit darin besteht, das Gedächtnis von Personen zu löschen, und in dessen Nähe die Kräfte anderer »Heroes« versagen. Während des Terrorregimes der Duvaliers und ihrer monströsen Milizen, den Tontons Macoutes, leistet der Vater des Haitianers dank seiner Fähigkeiten in der Rolle eines Voodoo-Priesters gegenüber dem Regime Widerstand. In der Gegenwart seines kleinen Sohnes jedoch verliert er sein Macht, so dass er eines Tages den Folterern Duvaliers in die Hände fällt und seine Gemeinde zu glauben beginnt, die Geister hätten sich von ihm abgewandt. Aus diesem Grund beschließt der Priester, seinen Sohn zu töten.

Eine zweite Geschichte, »Betty«, rankt sich um die Vergangenheit von Candice Willmer, die ihre Fähigkeit, Illusionen zu erzeugen, im Auftrag der Firma dazu nutzt, andere Menschen zu manipulieren. Wir erfahren, dass Candice mitnichten die junge, attraktive Frau ist, als die sie auftritt, sondern dass ihr Äußeres nur die Fassade für einen hässlichen Körper und eine verletzte Seele darstellt.

»Der Goldene Handschlag« schließlich beleuchtet die Beziehung von Claude Rains, dem Unsichtbaren«, und seinem ersten Partner Haram. Gemeinsam jagen sie im Auftrag der Firma einen Mann namens Rollo Fusor, der die Fähigkeit haben soll, Menschen vollständig das Wasser zu entziehen. Dabei tauchen zwei Probleme auf: Fusor ist nicht der, für den ihn die beiden halten, und Harams Loyalität gegenüber der Firma steht in Frage.

In weiteren Storys treten viele der Figuren in Erscheinung, die der Zuschauer aus der Serie kennt, angefangen bei Adam, dem Unsterblichen, über den Gedanken lesenden Parkman bis hin zu Noah Bennet und Ando Masahashi. Während die längeren Geschichten durchaus auch ohne Vorkenntnisse unterhaltsam sind, setzen gerade die kurzen Kapitel soviel Wissen voraus, dass nur TV-Zuschauer auf ihre Kosten kommen. Unterm Strich ist dieses umfangreiche Tradepaperpack damit also nur etwas für Fans, wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass für das Verstehen der TV-Show das Comic keineswegs notwendig ist, sondern lediglich seinen Teil zur Interpretation der Charaktere beiträgt, ohne sie dabei in ein fundamental anderes Licht zu rücken.
Auch wenn die Vielzahl kurzer und kürzester Storys zunächst etwas ungewohnt erscheint, so kommt dieser schnelle Rhythmus dem Grundkonzept und -aufbau der TV-Vorlage so nahe, dass sich Freunde der Serie sofort heimisch fühlen werden.

Auf Seiten des sehr unterschiedlichen Artworks gibt es etwas Schatten, etwas Licht und viel gut erträgliches Grau. Künstlerisch setzt keine der Story Maßstäbe, sondern Layout, Grafik und Kolorierung folgen konventionellen Ansätzen. Lediglich eines der Kapitel – eine vierseitige, grafisch halbgare, missglückte Mangavariation – fällt negativ aus dem künstlerischen Rahmen.

Fazit: Für Fans der Serie ein Muss! Alle anderen sollten wenigstens einen Blick riskieren und überlegen, ob sie mit den Figuren und dieser Art des Geschichtenerzählens etwas anfangen können.