Neandertal 2: Der Lebenstrank (Comic)

Neandertal 2
Der Lebenstrank
(Neandertal: Le Breuvage de vie)
Text & Artwork: Emmanuel Roudier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-940864-87-1

Von Frank Drehmel

Während man sich im Stamm der Rotrippen damit abgefunden hat, Laghou nicht wiederzusehen, befindet sich der junge, hinkende Mann in Begleitung der schönen Mana auf dem Weg zum Lager der Moosmenschen, um dort den Heiltrank zu erbitten, der das Siechtum, das den Clan der Mondmenschen dahin rafft, beenden kann. Zum Leidwesen der beiden Bittsteller wurde jedoch neben einigen anderen Frauen die alte U-Toh, diejenige also, die als einzige das Geheimnis des Lebenstranks kennt, von den kannibalischen Blutmenschen entführt. Für die Moosmenschen kann dieser Verlust uralten Wissens den Untergang bedeuten, sodass sich der mutige Ossai sowie Laghou und Mana entschließen, die Flammenmenschen zu bitten, ihnen bei der Befreiung der Frauen zu helfen, zumal eine der Geraubten – Lygrah – einem der Ihren – Narok – versprochen war.

Obgleich Narok als herausragender Jäger für eine große Jagd gebraucht wird und sein Ausfall die Existenz des Flammen-Clans gefährden könnte, entscheidet sich der Mann dafür, die drei Stammesfremden zu begleiten.

Als die kleine Schar nach einigen Tagen und Streitigkeiten das Lager der Blutmenschen ausmacht, fassen die Retter den Plan, die Kannibalen des Nachts nach Guerilla-Taktik zu überfallen. Zwar gelingt die Befreiung einiger Frauen, doch die alte Heilerin – U-Toh – ist schon längst tot.

Mit „Der Lebenstrank“ erfährt Roudiers Alben-Reihe eine durch und durch stimmige Fortsetzung. Obgleich sich die Story zunächst wie eine mäßig originelle Aneinanderreihung von – um im Rollenspieler-Jargon zu sprechen – Einzelquests ausnimmt, sind es gerade diese speziellen Herausforderungen, durch welche die fiktiven Lebensbedingungen und Abhängigkeiten innerhalb der prähistorischen Gesellschaft bei aller notwendigen erzählerischen Überzeichnung in Bezug auf die extremen Spezialisierungen der einzelnen Clans durch und durch plausibel illustriert werden.

Ebenfalls rundum gelungen ist Roudiers leichtes, klares Artwork. Nicht nur dass auch in diesem zweiten Album die Landschaftsbilder von beeindruckender Atmosphäre beziehungsweise Intensität sind, es gelingt dem Künstler die Physiognomien der einzelnen Protagonisten sowie die unterschiedlichen Stammesmerkmale – „Kleidung“, Körperschmuck – einerseits differenziert individuell, anderseits so einheitlich darzustellen, dass Laghou und seine Verbündeten sofort als Neandertaler zu identifizieren sind.

Fazit: Spannend, authentisch, originell und beeindruckend gezeichnet. Was will man mehr von einem Comic verlangen?