Coco Zamis 19: Hexenwahn, Catalina Corvo & Logan Dee (Buch)

Coco Zamis 19
Catalina Corvo & Logan Dee
Hexenwahn
Titelillustration von Sandobal
Zaubermond, 2009, Hardcover, 256 Seiten, 14,95 EUR

Von Carsten Kuhr

Die Oppositionsdämonen haben Coco Zamis mit einem magischen Permit ausgestattet. Das Tattoo zeigt einen doppelgesichtigen Adler der ihr zu gegebener Zeit zu Hilfe kommen soll. Dass die Oppositionsdämonen nicht den Anführer der Sippe Michael Zamis sondern dessen missratene Tochter auserwählt haben ihr Zeichen zu tragen missfällt dem Anführer von Wien. Kurzerhand verbannt er Coco und sendet sie zu Cyrano von Behemot.

Währenddessen geht Absonderliches in Wien vor. Ein heimtückischer Plan, die Reputation Michael Zamis zu untergraben, nimmt seinen Anfang. Alles hängt mit der unrühmlichen Vergangenheit Michaels zusammen. Nachdem er Rasputin in Russland besiegt hat, begab sich Michael anno 1917 in die Donaumetropole. Sein Ehrgeiz trieb ihn dazu, den damaligen Anführer der Schwarzen Familie in Wien, Anubis von Graab auszuschalten. Nun scheint der ehemalige Herr der Ghoule zurückgekommen zu sein um Rache zu nehmen.
Hexenwahn greift um sich, die Zamis sollen auf dem Scheiterhaufen brennen.

Kaum ist diese Gefahr, natürlich nur durch das beherzte, wenn auch wenig gewürdigte Eingreifen unserer Coco gebannt, greift erneut Michael Zamis Vergangenheit nach dem Anführer der Sippe. 1932 suchte der damals noch ungestüme Zamis mit Hilfe eines Zigeunerclans den Kriegsdämon, auch Höllen-Herzog genannt, zu beschwören. Durch die Augen der durch die Zeit gereisten Coco erleben wir mit, wie die Beschwörung im Fiasko endet – der doppelköpfige Adler, in dessen Gestalt der Höllen-Herzog auftritt, nimmt grausame Rache an seinen Beschwörern – nur einer entkam, doch jetzt suchen ihn die Geister der damals geopferten Zigeuner auf ...

Nach einem Exposé von Uwe Voehl erwarten den Leser dieses Mal neue Enthüllungen aus der bislang unbekannten Vergangenheit von Cocos Vater.
Während unsere Hexe ein wenig in den Hintergrund tritt, fast nur als Erzählerin, durch deren Augen wir das Geschehen erblicken fungiert, nimmt die Vergangenheit Gestalt an.

Insbesondere Catalina Corvo die bereits mit ihrem ersten Beitrag zur »Coco Zamis«-Fortschreibung positiv auf sich aufmerksam machte, konnte mich hier in ihren Bann ziehen. Das soll nicht heißen, dass Logan Dees umfangmäßig deutlich kürzerer Beitrag nicht auch spannend zu lesen wäre, doch die einzige aktuelle Autorin im »Zamis« -Team packt ihre Leser mit einer faszinierend gruseligen Beschreibung. Geschickt lässt sie dabei die Stimmung der damaligen, von Not und Leid geprägten Zeit einfließen, trumpft mit einer überzeugenden Beschreibung von dämonischen Umtrieben und Perversitäten auf, ohne hier den Bogen zu überspannen. Das fügt sich zu einem auch in Details überraschenden Bild, das sich nahtlos in die Reihe der besten Romane aus dem »Dämonenkiller«-Kosmos einreiht.

Dee dagegen legt eine zwar routiniert geschriebene, aber eben auch dem Gewohnten verhaftete Handlung vor. Dabei ist sein Text stilistisch unauffällig, ohne allerdings die Intensität seiner Mitautorin zu erreichen.

Uwe Voehl schließlich, der die Grundzüge der Fortschreibung der »Zamis«-Historie gelegt hat – zwar ist Coco natürlich immer präsent, doch das Geschehen verlagert sich seit einigen Bänden immer mehr hin zu einer Chronik der Herrschaft Michael Zamis – hat interessante Entwicklungen und Rätsel vorgegeben. Man kann bislang nur mutmaßen, ob die optische Verwandtschaft des Permits mit dem Kriegsdämon zukünftig thematisiert wird, wie Asmodi und Thot ihren Kampf gegen die verhassten Zamis fortführen werden, und was und wer hinter den Oppositionsdämonen steckt.
Hier sind für die Zukunft Anknüpfungspunkte genug gegeben, auch wenn mir von einer schwarzen Hexe, und das ist Coco nach wie vor, ein wenig mehr erotische Freizügigkeit überzeugender anmuten würde, als die fast schon nonnenhafte Züchtigkeit, die unser aller liebste Hexe an den Tag legt.