Die Dresden Files 1: Willkommen im Dschungel (Comic)

Die Dresden Files 1
Willkommen im Dschungel
(The Dresden Files: Welcome to the Jungle)
Autor: Jim Butcher
Zeichner: Ardian Syaf
Tusche: Nick Nix, e.a.
Farben: Digikore Studios
Übersetzung: Oliver Hoffmann & Astrid Mosler
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbrochur, 144 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-386607-853-6

Von Frank Drehmel

Die Figur des Harry Blackstone Copperfield Dresden – seines Zeichens Berufsmagier und Berater der Polizei in übernatürlichen Fällen – entstammt einer bislang elf Bände umfassenden Roman-Serie des US-amerikanischen Autors Jim Butcher, deren erster Teil, »Sturmnacht« (»Storm Front«), im Jahr 2000 erschien. Nachdem eine TV-Show im Jahre 2007 nur wenig Erfolg zeitigte, wagte Butcher 2008 die Expansion des Franchises in Richtung Comic mit einer Story, die unmittelbar vor »Sturmnacht« angesiedelt ist.

Im Zoo von Chicago geht Seltsames vor: man findet ein verstümmelte männliche Leiche und mutmaßt von offizieller Seite, dass Gorilla Moe hinter der Tat stecken könnte. Harry Dresden jedoch mag dieser Version ebenso wie der zuständige Veterinär Dr. Reese und dessen Assistentin Wilhelmina »Will« nicht folgen und vermutet übernatürliche Kräfte hinter dem Massaker. Schnell zeigt sich, dass Dresden mit seiner Ahnung richtig liegt, denn Will und er werden von Raubkatzen mit grün glühenden Augen angegriffen, die der Detektiv trotz des Einsatzes seiner Magie nur mit Mühe abzuwehren vermag.
Eine Verdächtige für die Vorgänge ist schnell ausgemacht: Dr. Dana Watson, in deren Büro Dresden Rückstände magischer Rituale entdeckt. Als Harry seinen alten Adlatus Bob, einen in einem Schädel gefangenen Luftgeist, befragt, offenbart der ihm das ganze Ausmaß des Schlamassel: hinter den Vorkommnissen steckt eine Hexe des Hekate-Kultes, die mittels magischer Zeremonien und unter Verwendung dubioser Ingredienzien den Aufstieg zur Dämonin plant. Als sei das nicht übel genug, beschließt die Hexe, den Ermittler auszuschalten. Und hierfür stehen ihr machtvolle Zauber und gefährliche Verbündete zur Verfügung.

Obgleich »Harry Dresden«, betrachtet man die positive Resonanz des breiten Publikums, in Romanform gut zu funktionieren scheint, ist die Figur in der vorliegenden Comic-Geschichte ein regelrechter Totalausfall. Zunächst ist die Story selbst trivial, voller banaler Textpassagen und so vorhersehbar konstruiert, dass die Spannung zu keinem Zeitpunkt der Rede wert ist. Zum Zweiten erweckt der Hauptprotagonist von Beginn an den Anschein eines Sprücheklopfers, eines Möchtegern-Posers ohne jegliche Tiefe oder Substanz, der bei näherer Betrachtung wie eine vordergründige, uninspirierte Mischung aus John Constantines Grim-n-gritty- bzw. Hardboiled-Attitüde, Dr. Stranges mystizistischem Gebrabbel und Harry Potters laxer Zauberstabschwingerei erscheint.

Das Mainstream-Artwork Syafs und seiner Co-Künstler ist mit seiner tendenziell eher dunkleren Koloration und der dynamischen Inszenierung des Geschehens unterm Strich zwar in Ordnung, allerdings fehlt die visuelle Prägnanz, um ihm einen Wiedererkennungswert zuzusprechen. Insbesondere die Mimiken der Figuren Dresden und Will wirken auf die Dauer geradezu eintönig und stereotyp: verkniffener Gesichtsausdruck des Magiers, entsetzter der Assistentin.

Drei Steckbriefe – von Harry Dresden, Lt. Karrin Murphy und Sgt. Ron Carmichael (die beiden Letzteren sind in diesem Comic unbedeutende Nebenfiguren) – sowie eine Cover-Galerie komplettieren in editorischer Hinsicht das Tradepaperback.

Fazit: Ein langweiliger Charakter in einer lahmen Story und das 0815-Artwork machen dieses Tradepaperback höchstens für »Harry Dresden«-Fans empfehlenswert. Alle anderen sind mit »John Constantine«-Comics deutlich besser bedient.