Moore, John: Nur Drachen leben länger (Buch)

John Moore
Nur Drachen leben länger
(A Fate worse than Dragons, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Birgit Reß-Bohusch
Piper, 2009, Taschenbuch, 318 Seiten 8,95 EUR, ISBN 978-3-492-26662-8

Von Gunther Barnewald

Sir Terry und Prinzessin Gloria haben sich ineinander verliebt, doch leider ist der Ritter ein armer Schlucker und deshalb nicht in der engeren Auswahl als Bräutigam für die Thronfolgerin. Deshalb zieht er aus, um einen feuerspeienden Drachen zu erschlagen und so die Prinzessin doch noch freien zu können. Zwar klappt das Drachentöten ganz gut, nach vollbrachter Heldentat muss der konsternierte Held jedoch feststellen, dass er das Ungeheuer im Nachbarkönigreich erschlagen hat, ihm also nur die Hand der verrückten Thronfolgerin von Oblongata, so der Name des Nachbarkönigreichs von Medulla, zusteht.
Gedankenschnell verkauft Sir Terry seinen Knappen als eigentlichen Helden und entflieht.

Zurück in Medulla haben er und Prinzessin Gloria bald eine neue Idee, wie ihre Hochzeit doch noch stattfinden könnte, obwohl die Thronfolgerin inzwischen dem reichen Bäckereierben Roland versprochen ist. Dieser wiederum ist mehr an seinen Backwaren interessiert, als an seiner zukünftigen Braut.
Durch eine fingierte Entführung erhoffen Gloria und Sir Terry, ihren Willen doch noch durchzusetzen zu können. Leider wird unversehens Ernst aus der Täuschung und Gloria wirklich entführt. Deshalb bricht Sir Terry mit Roland im Schlepptau auf, die Prinzessin zu befreien, bevor diese zu Greifenfutter verarbeitet werden kann, denn eigentlich sollte gar nicht sie entführt werden …

Pleiten, Pech und Pannen, so auch wieder das Motto des vorliegenden Romans von John Moore, der zweifellos zu seinen besten zählt. Die Geschichte ist fein ausgedacht, haarsträubend komisch und alle Protagonisten geben sich Mühe, bekannte Fantasyklischees durch den Kakao zu ziehen, was hervorragend gelingt.
Besonders köstlich die Szene mit der jungen Frau, die sich erst mit ihrem Verführer nicht einlassen will, bis der Greif sie wegen ihrer Jungfräulichkeit verschlingen will, und die ihren Galan dann fast vergewaltigt, um ihrem Schicksal zu entgehen.
Überhaupt wimmelt der wunderbare Roman von solchermaßen absurden Szenen, und es ist pures Vergnügen, der meisterhaft ausgedachten Geschichte in ihren abstrusen Wendungen zu folgen, wobei kaum ein Auge trockenbleibt. Allein die witzigen Namen der Königreiche, größtenteils wohl einem Anatomielehrbuch entlehnt, rufen beim kundigen Leser Heiterkeit hervor.
Lobenswert ist aber vor allem, mit welcher scheinbaren Mühelosigkeit der Autor es schafft, allzu banale Trivialitäten zu vermeiden und fantasytypische Dummbeuteleien geschickt zu veralbern, ohne dabei auf Flachwitzniveau zu sinken. Kaum einer beherrscht die niveauvolle Blödelei so hervorragend, wie John Moore in seinen Büchern, von denen »Nur Drachen leben länger« neben »Blödprinz Charlie« ganz klar eines seiner besten bisher ist.
Bleibt nur zu hoffen, dass dem Autor die kruden Ideen und der köstlich-bescheuerte Humor niemals ausgehen mögen.