Dan Simmons: Eiskalt erwischt (Buch)

Dan Simmons
Eiskalt erwischt
Joe Kurtz 1
(Hardcase, 2001)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Michael Plogmann
Festa, 2012, Taschenbuch, 332 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 978-3-86552-186-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Vor zwölf Jahren gehörte Joe Kurtz zu den besten Privatdetektiven der Stadt. Dann wurde seine Partnerin vergewaltigt und ermordet, er fand den Mörder und warf ihn aus dem Fenster – im 5. Stock. Nach dem Abbüßen der Haftstrafe wurde er auf Bewährung aus dem Knast entlassen. Von irgendetwas muss er leben – und das Einzige, das er wirklich beherrscht, gut kann, das ist zu ermitteln und aufzuklären. Zwar wird er nie wieder eine Zulassung als Detektiv bekommen, doch darum scheren sich seine neuen Auftraggeber, mit denen er bereits im Knast Verbindung aufgenommen hat, wenig.

Mr. Farino gehörte einst die Stadt. Als Mafiosi war er ganz oben. Seitdem ihn eine verirrte Kugel an den Rollstuhl fesselt, sind die Zeiten vorbei. Die Mafia hat ihn aus dem großen Spiel genommen. Doch nun bestiehlt ihn jemand – etwas, das er nicht tolerieren kann. 50.000 Doller ist es ihm wert, wenn Joe Kurtz ihm den Täter bringt; dafür aber muss Joe sich eine große Zielscheiben auf den Rücken malen – denn wie heißt es so treffend: Nur mit Speck fängt man Mäuse…

Es ist schon erstaunlich, dass die großen Verlage einmal mehr einen potentiellen Bestseller übersehen haben. Drei Romane um den kauzigen, zynischen Detektiv Joe Kurtz hat Bestsellerautor Dan Simmons verfasst, und Heyne hat diese, wie weitere tolle Bücher des Autors, schlicht übersehen. Des einen Leid, des anderen Freud, heißt es so treffend, und Frank Festa hat die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, sich die Trilogie für seine neu gestartete Crime-Reihe gesichert. Wie gewohnt in edler Lederoptik bietet sich das Taschenbuch in einem etwas größeren Format als üblich an, die kurzen Kapitel werden jeweils durch die schwarzweiße Reproduktion des Titelbildes getrennt.

Und, wie bei Simmons nicht anders zu erwarten, liest sich das Buch flüssig, spannend auf einen Rutsch durch. Ein Hardboiled-Thriller ist es geworden, in dem der Autor den klassischen Vorbildern eines Philip Marlowe seine Referenz erweist, dabei auch Noir-Einflüsse einbaut und uns einen Schnüffler der alten Schule vorstellt. In den stakkatoartigen, kurzen Kapiteln begegnet uns ein Mann mit Ecken und Kanten, der vom Leben desillusioniert der Welt voller Zynismus und Misstrauen begegnet. Er hat die Niederungen menschlichen Leids gesehen, hat die Bestie Mensch gejagt, sich selbst dabei aber nie aufgegeben. Aller Desillusion zum Trotz hat er sich seinen moralischen Kompass bewahrt, agiert, im Rahmen seiner selbst gesetzten Grenzen, moralisch integer, scheut sich aber auch nicht, den Bösen sprichwörtlich in den Arsch zu treten. So ist er ein ebenso intelligenter, wie sympathischer Protagonist, dem wir auf seinem holprigen Weg als Leser gerne folgen.