Tanja Bern: Das Tal im Nebel – Die Sidhe des Kristalls 1 (Buch)

Tanja Bern
Das Tal im Nebel
Die Sidhe des Kristalls 1
Titelillustration und Illustrationen im Innenteil von Daniela Berghold
Papierfresserchens MTM-Verlag, 2008, Paperback, 334 Seiten, 12,50 EUR, ISBN 978-3-940367-23-5

Von Alexandra Balzer

Jack ist neunzehn, hat das Abitur bestanden, aber noch keine rechte Vorstellung von Studium oder Beruf. Darum hilft er seinen Eltern mit der Bewirtschaftung einer Pension in Irland. Eines Tages gerät er in Lebensgefahr: Er droht in einen tiefen Abgrund zu stürzen. Im letzten Moment wird er von einem jungen Mann gerettet, dessen Äußeres ihm irgendwie merkwürdig erscheint. Da Jack sofort das Bewusstsein verliert und beim Erwachen allein ist, kann er dem Geheimnis nicht auf den Grund gehen.

Am nächsten Tag führt er einige Gäste der Pension zu den örtlichen Sehenswürdigkeiten. Während er gelangweilt wartet, hört er einen Schrei im Wald. Dort findet er seinen Lebensretter, der nun selbst in höchster Gefahr schwebt: Lórian, der König der letzten Elfen von Irland, ist in eine Tierfalle getreten. Dass sein Fuß verletzt ist, spielt keine große Rolle, schlimmer ist das Eisen, das für Sidhe ein tödliches Gift darstellt. Lórian muss dem jungen Menschen vertrauen, was schwerfällt, nachdem sein Volk so viele Jahrhunderte lang vor Menschen fliehen musste und bei seltenen Zusammenstößen nur das Schlimmste erfahren durfte. Es waren Kelten, die die Sidhe beinahe ausgerottet hätten und sogar zu einer Entzweiung des Volkes führte. Ein Großteil ist aus Irland geflohen, der Rest hat sich in ein Tal gerettet, das von Nebel und Illusionen beschützt wird.

Jack gibt seine ganze Kraft, um Lórian zu seinem Volk zu bringen und darf deswegen das Tal im Nebel betreten. Hier lernt er die Sidhe kennen und lieben. Doch Gefahren lauern bereits, die das friedliche Idyll zu zerstören drohen…

Tanja Bern erzählt mit dem Auftakt ihrer High-Fantasy-Serie eine märchenhafte Geschichte, die sich eng an die Überlieferungen irischer Sagen hält. Die Elfen sind langlebige, wunderschöne Geschöpfe, die im friedlichen Einklang mit der Natur leben. Das könnte langweilig sein, weil es Ähnliches schon hundertfach gibt. Doch die Autorin verbindet ihre Sidhe geschickt mit Irlands Vergangenheit und Gegenwart. Die Elfen mögen in einem fernen Tal leben, abgeschnitten vom Rest der Welt, doch sie leben ohne Zweifel hier.

Mit viel Gefühl werden die Freundschaftsbande geschildert, die sich rasch zwischen Lórian und Jack bilden. Auch Lórians Bruder Eryon hat eine besondere Beziehung zu diesem scheinbar so normalen Teenager. Es werden Geheimnisse aufgedeckt, es gilt Abenteuer zu bestehen, ein wenig Romantik fehlt genausowenig wie die notwendige innere Wandlung der Helden. Die Gegner überzeugen, es sind gebrochene Geschöpfe, die viel Leid erdulden mussten und Grund für ihre Taten haben. Da die Ereignisse häufiger eine überraschende Wendung nehmen, bleibt die Spannung erhalten. Dennoch ist Spannung und Abenteuer nicht der Grund, dieses Buch lesen zu müssen, sondern tatsächlich die tiefen Gefühlsebenen und die bezaubernde Atmosphäre. Man kann in die Geschichte hinein tauchen und sich in Irland wieder finden. Ein gründlicheres Lektorat wäre aber gut gewesen, da die Masse an Wortwiederholungen und unnötigen Füllworten den Lesefluss ein bisschen hemmen.

Ein Buch zum Wohlfühlen und Genießen für Fantasy-Fans ab ca. 12 Jahre!