Vampirella 1: Die alten Götter (Comic)

Eric Trautmann
Die alten Götter
Vampirella 1
(Vampirella 1-7, 2010/2011)
Aus dem Amerikanischen von Bernd Kronsbein
Titelillustration von Garrie Gastonny
Zeichnungen von Wagner Reis, Walter Geovani, Fabiano Neves u.a.
Panini, 2012, Paperback mit Klappenbroschur, 172 Seiten, 19,95 EUR, ISBN 978-3-86201-306-7

Von Irene Salzmann

Ihren ersten Auftritt hatte Vampirella 1969 im gleichnamigen Schwarz-Weiß-Comic von Wagner Comics. Bis 1983 erschienen 112 Hefte. Ihre Wiederauferstehung erlebte sie 1991 bei Harris Comics. Es erschienen Mini- und fortlaufende Serien bis 2007. 2010 gingen die Rechte an Dynamite Entertainment, das mit „Vampirella: Die alten Götter“ eine in sich abgeschlossene Story in sieben Teilen auf den Markt brachte. Weitere Hefte sind seither publiziert worden.

Ursprünglich stammte die Titelheldin von dem Planeten Draculon. Nachdem dort die Blutströme versiegt waren, begab sie sich auf die Erde, um nicht verhungern zu müssen. Dort wurde sie zur Jägerin einer ganz anderen, tödlichen Art von Vampiren, die von Dracula angeführt wurden. Später deklarierte man Draculon zu einer Welt, die lediglich in Vampirellas Phantasie existierte und machte sie zur Tochter Liliths, Adams erster Frau und Mutter dämonischer Kreaturen.

Eric Trautmann verknüpft im vorliegenden Paperback beide Entstehungsgeschichten Vampirellas und macht sie zu einer modernen Vampirjägerin im Stil von Blade. Man darf sie zwar auf einigen Panels in ihrem klassischen Kostüm sehen, doch nun trägt sie die meiste Zeit Hose und Jackett und führt Waffen mit sich. Der Mann, den sie einst liebte, Adam van Helsing, ist tot, doch findet sie unerwartet einen neuen Sidekick.

Vampirella stößt in der Disco ‚Carmilla‘ auf ein Nest durstiger Vampire, das von Le Fanu, einer Gespielin Draculas, angeführt wird (Joseph Thomas Sheridan Le Fanu, 1814-1873, schrieb unter anderem die Gothic Novel „Carmilla“). Allerdings ist etwas an diesen Vampiren anders – wie anders sie sind, erfährt Vampirella, als sie von ihren Gegnern gefangengenommen wird und in einer Traumwelt zu sich kommt. Zwar kann sie sich befreien, doch gerade dadurch weckt sie das Interesse einer uralten Gottheit, die auf die Erde zurückzukehren versucht und sich eine starke Braut wünscht. Le Fanu hatte gehofft, erwählt zu werden, und verfolgt die Rivalin nun mit glühendem Hass. Unerwartet bietet Dracula, der mehr weiß, seine Hilfe an. Zum einen will er die abtrünnigen Vampire bestrafen, zum anderen sieht er in der unheimlichen Macht auch für sich selbst eine Bedrohung. Darf Vampirella ihm vertrauen?

Natürlich ist die Handlung reich an Action: Es wird gebissen, geblutet, gepfählt und gestorben – manchmal auch nicht. Die Künstler setzen die Titelheldin dynamisch und attraktiv in Szene. Leider gab es einen Zeichnerwechsel, der zwar nicht krass ausfällt, aber auch nicht zu übersehen ist. Welcher Stil besser gefällt, ist Geschmackssache.

Die Story ist nicht tiefgängig – was man aber auch nicht erwartet –, dafür spannend und zugleich mit Hommagen gespickt, beispielsweise an Vampirellas Tage bei Wagner und Harris, auf Werke von Stoker, Le Fanu, Eddison und Lovecraft. Dies alles ist eingebunden in die vordergründige Horror-Erzählung, die vor allem unterhalten will und dies auch schafft.