Jan Oldenburg: Fantastik AG – Ein Epos aus den Fernen Ländern (Buch)

Jan Oldenburg
Fantastik AG – Ein Epos aus den Fernen Ländern
Titelillustration von Kevin Keele
Piper, 2012, Paperback, 348 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-492-70257-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Es gibt kaum ein Fach, das der geneigte Wissensdurstige nicht an irgendeiner Universität studieren kann. Egal ob man dabei in einem überfüllen Hörsaal am Boden sitzt, oder mit einigen wenigen Kommilitonen der Vorlesung lauscht, der Drang Wissen vermittelt zu bekommen wird gestillt. Wenn eine Fakultät dann aber bemerkt, dass sich seit Jahren nur mehr ein einziger Student in einem Zweig eingeschrieben hat, dann wird es eng für den diesbezüglich bestellten Professor.

Seit Jahrzehnten ist der altehrwürdige Zweig der wissenschaftlichen Aufarbeitung und Erforschung der Fantastik auf dem absteigenden Ast. Nun also schlägt der Rechenstift der Revision gnadenlos zu und schließt das Studienfach – fristlos. Professor Dr. Welk wird in den verdienten Ruhestand versetzt, sein Student wird nach dem 27 Semester wohl im Bahnhofskiosk zukünftig sein Augenmerk der Zubereitung der Currywurst widmen. Doch beim Ausräumen des Vorlesungssaals (na ja, Raum – kleiner Raum – trifft es eigentlich eher) findet der Professor eine Karte der Fernen Länder und beschließt sogleich eine Expedition auszurüsten und sein Studienobjekt zu erforschen. Natürlich kann solch ein in Ehren ergrauter Professor seinen Rucksack nicht selbst schleppen, und dem Studenten fehlen ja auch noch diverse Scheine, sodass auch sein junger Namensvetter mit von der Partie ist.

Kaum in den Fernen Reichen angekommen, passen sich ihre Körper dem Ambiente an. Während der Studiosus zum Troll mutiert, verwandelt sich der Gelehrte in einen Zauberer. Schon auf ihrer ersten Station aber bemerken die Beiden, dass etwas faul ist im Staate Dänemark, pardon Fernen Lande. Der Drache, dem sie im Auftrag der Zwerge den Goldschatz entreißen sollen ist aus Gummi und Stahl, Copyright Fantastik AG. Auf ihrem weiteren Weg durch die Reiche, von denen sie alles zu wissen glaubten, merken sie, dass die Abweichungen markanter sind, als zunächst angenommen. Eralkes der Unbesiegbare, Held der Reiche, untadeliger Kämpfer und Abenteurer, kommt ihnen als Ritter von traurige Gestalt entgegen, das verwunschene Tal wird per Dampflokomotive touristisch erschlossen, im verlorenen Tempel gar ein Film gedreht! Hinter all diesen Vorkommnissen steckt immer wieder die mysteriöse Fantastik AG und hinter dieser lauern die dunklen Kobolde, die nichts Gutes im Sinn haben…

Jan Oldenburg hat sich erste Meriten mit dem Verfassen von Drehbüchern und Theaterstücken verdient. Mit seinem Debütroman betritt er die phantastische Bühne, und er macht dies wahrlich nicht ungeschickt. Zwar entsendet auch er seine ungleiche Heldentruppe – vorliegend ein Heldenduo – in eine Welt, die von bekannten phantastischen Wesen bevölkert ist, doch das auf recht vergnüglich zu lesende Weise. Seine Eindringlinge aus unserer Welt sind Abziehbilder von Professoren beziehungsweise deren Eleven, wie man sie auf jeder Universität finden kann. Der Eine, vergeistigt in seiner Fachmaterie schwebend, der Andere, der ewige, arbeitsscheue Student. Schnell und gerne schlüpft der Leser in ihre Rollen, ahnt er doch, dass Beiden etwas Besonderes bevorsteht.

Nachdem der Autor uns im bekannten Alltag an deutschen Hochschulen zumindest ein wenig in Sicherheit gewiegt hat, stellt er uns seine Fernen Reiche vor. Auf den ersten Blick sind diese ganz wie erwartet wunderbar – im wahrsten Sinne des Wortes. Wir treffen auf bekannten Wesen, die dann auch noch entsprechend den Vorgaben agieren. Doch dann, oh Schreck, ist alles doch vielleicht nur Schein, hält das Böse, das Merkantile, Einzug in diese Welt. Oldenburg lässt auftreten, was uns aus Märchen und Phantastik bekannt ist. Riesen und Undinen, Zwerge und Drachen dazu Zyklopen und … das Repertoire lässt keine Wünsche offen.

Was sich anschließt, liest sich als Reminiszenz an Märchen, Sagen und Fantasy mit jeder Menge Anspielungen vergnüglich auf einen Rutsch durch. Angenehme Strandlektüre, augenzwinkernd und stellenweise zum laut loslachen.