DC Premium 76: Batman: Odyssee 1 (Comic)

Neal Adams
DC Premium 76
Batman: Odyssee 1
(Batman: Odyssee, Part 1 – 6, 2010/2011)
Aus dem Amerikanischen von Steve Kups
Titelillustration und Zeichnungen von Neal Adams, Michael Golden u. a.
Panini, 2011, Paperback, 148 Seiten, 16,95 EUR

Von Petra Weddehage

Bruce Wayne erzählt von seinem allerersten Auftritt als Batman. Da er ohne einen guten Plan, aber mit einer geladenen Waffe auf Verbrecherjagd ging, lief dieser erste Heldenrettung jedoch völlig aus dem Ruder. Er wurde dabei verletzt. Sein Zuhörer Robin bemerkt daraufhin, dass er die Macht der Waffen, die die Gangster benutzen, in deren Augen wiedererkennen kann. Nur dann fühlen sich diese Individuen stark und allen anderen überlegen.

Unverhofft werden Robin und Batman von Man-Bat gestört. Dieser versucht verzweifelt, sich verständlich zu äußern, scheitert aber an der Ungeduld der beiden Helden. Diese werden von Commissioner Gordon zu einem Notfall gerufen. Sie stoßen während des Falls auf Hinweise des Riddlers und geraten im Laufe ihres Abenteuers an Talia, die Tochter von Batmans ärgstem Widersacher Ra's al Ghul.

In einem Moment scheint noch alles unter Kontrolle zu sein, doch ein Moment der Unaufmerksamkeit wird einem kleinen Mädchen zum Verhängnis. Von der Pistole eines Verbrechers löst sich ein Schuss und trifft das Kind. Das bringt Batman völlig aus der Fassung, und er sieht wieder seine Eltern vor sich, wie sie ermordet auf dem Boden liegen. Batman lässt alle Zurückhaltung fahren und stürzt sich auf den Schützen, mit Mordlust in den Augen. Talia, Robin, Gordon und andere Beteiligte versuchen, den sich wie ein Irrer aufführenden Helden der Nacht zu stoppen. Sollte Batman nach all dieser Zeit doch noch zum Mörder werden? Deadman ist ebenfalls mit von der Party und rauft sich die nicht vorhandenen Haare über das üble Szenario, in das Batman geschlittert ist.

Nimmt der Leser den Band in die Hand, fällt zunächst auf, wie dick und schwer dieser ist. Das lässt einiges ahnen. Schlägt man die erste Seite auf, sieht den Betrachter ein halbnackter Bruce Wayne an. Dieser erzählt eine Geschichte. Das wiederholt sich einige Male.Dabei wird einem bewusst, dass Bruce Wayne ohne seine Maskierung deutlich menschlicher wirkt. Die Zeichner betonen dies durch die entspannte Atmosphäre, die entsteht, wenn Bruce den Leser direkt anzuschauen scheint. Sinnigerweise findet der Vortrag in der Bat-Höhle statt. Die Geschichte, die Bruce seinem Publikum schildert, wird immer wieder von in sich verschachtelt wirkenden Szenarios durchbrochen. Infolge macht sich leichte Verwirrung breit, schmälert das interessante Abenteuer aber keineswegs.

Viele bekannte Gestalten tauchen in der Story auf: Talia, die Tochter von Ra's al Ghul, Aquaman, Deadman, Robin und Commissioner Gordon. Als Widersacher erscheinen zwei der gefährlichsten Kontrahenten Batmans, der Riddler und der Joker. Man-Bat hat ebenfalls einen Auftritt. Doch nichts scheint so zu sein, wie es aussieht. Der Riddler ist in Wahrheit der maskierte Reuben Irons, und Man-Bat entpuppt sich als Ubu. Batman muss nun herausfinden, wie Ubu an das Serum von Professor Langström geriet. Die Puzzleteile scheinen nicht richtig zusammen zu passen. Talia überrascht Batman ebenfalls mit einem Album voller Bilder aus seiner Kindheit. Auf diesen ist er mit Talia zu sehen. Wie kann das sein? Fragen über Fragen, die hoffentlich im zweiten Teil von „Batman: Odyssee“ beantwortet werden.

Die Zeichnungen sind radikal und der jeweiligen Situation angepasst. Vor allem überrascht der verletzlich wirkende Bruce Wayne mit verwuschelten Haaren und einem detailreich gezeichneter Oberkörper mit Brusthaaren. Die Körperbehaarung wirkt fast echt. Hier hat sich der Zeichner besonders große Mühe gegeben. Diese Abbildungen und die Wahl der Perspektive sind schon recht interessant gestaltet. Man bekommt den Eindruck, als wolle Bruce Wayne den Leser direkt in seine Welt mitnehmen. Die ausgestreckte Hand von Bruce deutet einladend darauf hin.

Die Kampfhandlungen strotzen vor brutaler Gewalt. Das Blut spritzt massig durch die Gegend, und eine Explosion jagt die andere. Batmans Ausraster wirkt besonders eindrucksvoll, als er glaubt, ein kleines Mädchen sei getötet worden. Die inneren Dämonen, die der sonst so beherrschte Ritter der Dunkelheit eingesperrt lässt, kommen an die Oberfläche. Doch auch witzige Momente werden gezeigt. So lenkt Batman Talia mit der Frage über das Label ihres Kleides ab. Prompt dreht sich die Schönheit geschmeichelt vor ihrem ‚Liebsten‘. Das grüne Kleid von Talia wird so von allen Seiten gezeigt. Nur einige Bindfäden halten den Stoff am Körper. Dass dies keinesfalls billig wirkt, kann der nun neugierig gewordene Leser selber beurteilen. Fakt ist, Talia ist eine geheimnisvolle, sehr schöne Frau, die Batman unter die Haut geht.

Neal Adams vereint seine Talente als Autor und Künstler und zeigt einen Batman, wie er so noch nicht zu sehen war. Alle Fans des dunklen Ritters kommen hier auf ihre Kosten und können sich auf die Fortsetzung der Geschichte freuen.