Konungar 1: Invasionen (Comic)

Konungar 1
Invasionen
(Konungar: Invasions)
Text: Sylvain Runberg
Artwork: Juzhen
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2011, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-451-2

Von Frank Drehmel

Astavik, das nordische Reich des einäugigen Königs Rildrig, dessen steinerner Palast auf einem Ast des Weltenbaumes Yggdrasil hoch über den Wäldern, Ebenen und Strömen seines Landes thront, ist dreifach bedroht.

Ein alter, längst besiegt geglaubter Feind – die mächtigen Zentauren – ist nach 10 Jahren des Friedens zurückgekehrt und steht nun vor den Palisaden und Befestigungen Astaviks, und Truppen unter dem keltischen König Mog Ruith machen sich daran, ins Reich einzudringen. Die größte Gefahr jedoch stellt der Zwist des Königs mit seinem älteren Bruder Sigvald dar, der Astavik zu zerreißen droht. Obgleich die emotionalen und physischen Verletzungen der beiden Brüder tief sind und bis in eine Vergangenheit reichen, in der Rildrig Sigvald um seinen Thron betrogen hat und Sigvald Rildrig ein Auge nahm, müssen sie einander vergeben und sich Seite an Seite den äußeren Gefahren entgegenstellen, wollen sie das Erbe ihres Vater bewahren.

Prinzessin Murdas, deren taktische und strategische Überlegungen bei ihrem Bruder Rildrig regelmäßig auf taube Ohren stoßen, erkennt die Notwendigkeit, ihre beiden Brüder zu vereinen, und macht sich auf den Weg zu Sigvald, obgleich in den Wäldern am Fuße des Palastes die tödlichen Dvergars lauern, blinde, humanoide Monster, die den Reisenden mehr als nur die Augen ausreißen.

Was dem Amerikaner seine Superhelden, sind dem Europäer scheinbar seine Nordmänner; und so reiht sich Sylvain Runbergs Story in die schier unendliche Phalanx mythologisch angehauchter Wikinger-Kelten-Mären ein, ohne etwas wirklich Neues zu erzählen. Dass die Geschichte, in deren Mittelpunkt ein geradezu klassisch angelegter Bruderzwist steht, dennoch recht unterhaltsam daherkommt, liegt zum einen an der Nonchalance, mit der der Autor Mythologie und Metaphysik in Form von Ungeheuern, Magie und Göttern in die Story einbindet, sie einfach da sein lässt, ohne endlos darüber zu quatschen, zum anderen ist es der weitgehende Verzicht auf pathetisches Geseiere über Heldenmut, Prophezeiungen und Bestimmungen. Zudem ist die Handlung mit einigen Rückblicken und einem netten, kleinen Wechsel der Erzählperspektive zu Beginn recht gefällig und lebendig aufgebaut und einige Rätsel sowie offene Enden tun ein Übriges, um den Leser bei der Stange zu halten.

Dennoch ist das eigentlich Faszinierende dieses Albums nicht die Geschichte, sondern das Artwork Juzhens, welcher mit „Konungar“ sein zeichnerisches Comic-Debüt gibt. Sein extrem feinstrichiger, hochdetaillierter und elaborierter Duktus schafft in der Verbindung mit der stimmungsvollen Koloration eine intensive, fast schon surreale Atmosphäre. Erdige, ins Trübe spielende Farben sowie ein grandioser Einsatz von sehr weichen Lichteffekten und einer exzellenten Farbperspektive vermitteln oftmals den Eindruck, als läge ein sanfter Dunst über den Geschehnissen, ein Dunst, der ganz nach Bedarf sowohl ins sonnig Güldene als auch ins Kühle spielt.

Fazit: Eine spannende und gefällig inszenierte Nordmänner-Story, die mit detailliertem Strich und sanfter Koloration exzellent visualisiert ist.