Wolfgang Hohlbein: Der Machdi – Die Chronik der Unsterblichen 13 (Buch)

Wolfgang Hohlbein
Der Machdi
Die Chronik der Unsterblichen 13
Titelillustration von Thomas von Kummant
Lyx, 2011, Hardcover, 720 Seiten, 19,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8494-7 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Seit dreizehn Jahren schon erscheint jeden Herbst, pünktlich wie die Maurer, der neue Band aus der „Chronik der Unsterblichen“. Zwar wartet der Leser nach wie vor vergebens darauf, dass die Geheimnisse der scheinbar unsterblichen Seelentrinker wirklich aufgelöst werden, dass Andrej und Abu Dun nicht nur letztlich ziellos durch die Welt zu reisen, doch verschlägt es unsere beiden Abenteurer ein ums andere Mal in faszinierend exotische Gegenden.

Vorliegend reisen wir zunächst nach Konstantinopel. Im Topkapi-Palast regiert nach wie vor Sultan Süleyman der Zweite mit despotischer Hand. Das müssen auch unsere beiden Helden nur zu bald schmerzhaft erfahren. Auf der Suche nach Agenten des Machdi, der als Anführer der Rebellion gegen den Herrscher die Bevölkerung auf seiner Seite hat, werden Andrej und der Nubier in den Konflikt verwickelt und verhaftet. Als Abu Dun den besonderen Kräften, die die Agenten des Mahdi aus dem Genuss des süchtig machenden Kat ziehen, auf den Grund gehen will und die grünen Blätter zu sich nimmt, verfällt auch er der Sucht. Dass sich Andrej – wieder einmal – in eine handlungsrelevante junge Frau, die Tochter des Sultans und Helferin des Rebellen, verliebt, trägt zur weiteren Spannung bei. Ihr Weg führt unsere beiden Helden von der Hagia Sophia bis zu den Pyramiden des Nils. Im Land der Pharaonen und ägyptischen Götter kommt es zum Aufeinandertreffen der Truppen des Sultans und der Rebellen – während Abu Dun und Murida immer mehr unter dem Entzug der sie tötenden Drogen leiden, kommt Andrej dem geheimnisvollen Mahdi immer näher…

Wenn man als Leser einen Band der „Chronik der Unsterblichen aufschlägt, dann weiß man, was einen erwartet. Der Plot läuft immer nach Schema F ab; unsere beiden Abenteurer kommen in eine neue Metropole, werden in einen Kampf – vorliegend die Rebellion des Mahdi gegen den Sultan – verwickelt, Andrej verliebt sich in eine junge Frau und dann sind die Schwerter im Dauereinsatz.

So schematisch die Handlung auch aufgezogen ist, so oberflächlich die Beschreibungen der eigentlich faszinierenden Handlungsorte – vorliegend Konstantinopel und der ägyptische Nil – auch ausfallen, der Unterhaltungsfaktor ist unbestritten. Dabei dominieren die handgreiflichen Auseinandersetzungen, wird gekämpft, dass „der Fluss aussah, als ob er kochte“ – eine der oft verwendeten Lieblingsausdrücke des Autors. Auffällig auch, dass der Autor offensichtlich seine eigene Historie nicht ganz verinnerlicht hat. So wird, in einem unterirdischen Bau aus Pharaonenzeit, über die ägyptischen Götter gerätselt, ohne dass Andrej, der selbige ja kennt, darauf Bezug nimmt.

Vordergründig und oberflächlich, das trifft den Plot ebenso wie schematisch und vorhersehbar, doch gleichzeitig taucht man als Leser und Fan gerne in vertrautes Terrain ein. Die Handlung selbst ist spannend und geheimnisvoll aufgezogen, die Kämpfe werden blutig und voller Elan geführt. Gerade in Letzteren nimmt der Autor dann bei der aktuellen Realität Anleihen.

Selbstmordattentate mittels am Körper getragenen Sprengsätzen, Menschen, die sich als lebende Fackeln auf ihre Widersacher stürzen, die um ihr Ziel zu erreichen bereit sind, sich selbst zu opfern – das erinnert an Terroristen und ist nicht nur für die Chronik ein Novum. Weidlich nutzt Hohlbein die Möglichkeit, ganze Schiffe durch Selbstmordattentate in Flammen aufgehen zu lassen, die Besessenheit der Dank der Droge schmerzunempfindlichen Kämpfer zu schildern und die Kämpfe dadurch noch dramatischer zu gestalten. Das ist nichts für schwache Gemüter, da werden Gliedmaßen und Köpfe abgeschlagen, Menschen verbrannt, dass es eine „wahre Pracht“ ist.

Fans der Reihe werden nicht nur Vieles wiedererkennen, sondern auch begeistert die ewig ähnlichen Abenteuer ihrer Helden verfolgen, allerdings täte der Reihe ein wenig mehr an neuen Ideen, mehr charakterliche Tiefe der Personen und ein detailreicheres Setting gut.