Perry Rhodan NEO 1: Sternenstaub, Frank Borsch (Buch)

Perry Rhodan NEO 1
Sternenstaub
Frank Borsch
Cover: Dirk Schulz
VPM, 2011, Taschenheft mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 3,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Von Olaf Menke

1961 erschien der erste Roman der „Perry Rhodan”-Serie und startete damit ein Phänomen, welches heute über 2600 Romane nebst diversen anderen Artikeln wie Taschenbüchern, Comics, Hörbüchern Und so weiter umfasst. Es handelt sich dabei um die längste fortlaufende Geschichte der Welt, welche im September schon ihr 50-jähriges Jubiläum feierte.

Wie viele andere lang laufende Serien kämpft aber auch „Perry Rhodan” damit, dass die Altleser zahlenmäßig abnehmen und durch die neuen Medien (TV, Internet) immer weniger Neuleser dazu kommen. Ein weiterer Hemmschuh ist dabei, dass die ursprüngliche Geschichte hoffnungslos altmodisch geworden ist: die Serie startete mit dem fiktiven ersten Mondflug 1971, später wurde zum Beispiel eine von einem dichten Dschungel bewachsene Venus geschildert. Wenn die Backstory zu umfangreich und altmodisch wird, startet man entweder ganz neu in einer Alternativwelt (siehe zum Beispiel „Ultimate Spider-Man”), oder man sprengt das aktuelle Universum und startet ganz neu (wie etwa bei „Star Trek” geschehen). Der Vorteil dabei ist immer, dass sich die neuen Autoren die angesammelte Historie nicht aneignen und berücksichtigen müssen und neue Stories frisch von der Leber weg erzählen können. Wie man aus den USA sieht, ist so ein Neustart in der Regel außerdem recht profitabel, die mit einem neuen „Spider-Man” gestartete „Ultimate”-Serie meldete so etwa gerade Rekordverkäufe der ersten Heftnummer, speziell auf dem Digitalmarkt. Begleitet wird das Ganze ebenfalls von Meckerern, speziell eingefleischten Fans der ersten Stunde, die eine Neuorientierung nicht nachvollziehen können und ihr Original von den Schöpfern verraten sehen. Mit „Perry Rhodan NEO” versucht die „Rhodan“-Redaktion also hierzulande etwas Ähnliches, die bekannte, alte Geschichte wird dabei von 1971 in das Jahr 2036 verlegt, statt Kaltem Krieg (womit die Jugend von heute überhaupt nichts mehr anfangen kann) werden Überbevölkerung, Klimawandel und Terrorismus zum Hintergrund der Story.

Die NASA ist hier ein herabgewirtschaftetes Unternehmen, dass ein Start zum Mond überhaupt stattfindet, erklärt sich damit, dass der Kugelraumer auf dem Mond längst entdeckt wurde und als Bedrohung wahr genommen wird. Rhodan und seine Crew sollen in dieser Version nicht nur nachschauen, wer da auf dem Mond sein Unwesen treibt und die verschiedenen Mondstationen außer Gefecht gesetzt hat, sondern der STARDUST wurde sogar eine Bombe untergeschoben, welche bei entsprechender Gelegenheit einfach alles ins All pusten soll. Auf dem Mond trifft die Besatzung schließlich auf Thora und Crest. Thora lehnt den Kontakt zur Menschheit ab und will die Crew beseitigen, Crest hat Zweifel und sein Zustand und Rhodans Beobachtungsgabe ändert dann alles.

Eine neue Handlungsebene dreht sich um John Marshall, der sich in einem Shelter um obdachlose Kinder kümmert. Seine Lage spitzt sich zu, als zunächst die Pleite droht und später eines der Kinder mit seltsamen Fähigkeiten für Unruhe sorgt...

Frank Borsch hat die Exposé-Redaktion für dieses Projekt übernommen, welches komplett unabhängig von der „Originalserie” im Taschenheft laufen wird. Die Nacherzählung der beginnenden Handlung um Rhodan ist ihm gut gelungen, es wurden von ihm teilweise ganze Sätze aus dem Original zitiert, wo nötig, wurde die Handlung an das Jahr 2036 und die Gegebenheiten angepasst. Etwas verwundert hat mic, dass dabei „Großrussland” wieder eine Rolle spielt, ich hätte eher auf USA/China/Arabische Liga als Machtfaktoren getippt. Im Text wird an einer Stelle der 1983 verstorbene „Perry Rhodan”-Initiator Kurt Bernhardt mit einer nach ihm benannten Figur gewürdigt, der Autor des ursprünglichen ersten Romans, K.H. Scheer, wird diesbezüglich dagegen nicht im Roman oder anderweitig erwähnt.

Die zweite Handlungsebene um Marshall und seine Kinder deutet darauf hin, dass die Mutanten-Story in dieser Version anders gehandhabt wird, Mutationen als positives Ergebnis von Atomstrahlung zu präsentieren wie in der Originalserie geschehen, dürfte hier vermutlich aber auch keine Option sein.

Insgesamt ist der Roman schnell und leicht zu lesen und man kann jetzt auf die mindestens sieben noch anstehenden Taschenhefte gespannt sein. Bei Erfolg wird die Serie übrigens erweitert, die Exposés für eine zweite Staffel sollen in der Redaktion schon vorliegen.