Ars Amoris 3: Die Herrin der Dornen, Karl-Georg Müller (Buch)

Ars Amoris 3
Karl-Georg Müller
Die Herrin der Dornen
Titelbild und Innenillustrationen von Crossvalley Smith
Sieben, 2009, Paperback, 194 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-940235-80-0

Von Carsten Kuhr

Willkommen in einer archaischen Welt, die anders als viele der Schauplätze der modernen Fantasy-Epen nicht klinisch rein wirkt, sondern einen dunklen, einen gefährlichen, ja morbiden Anstrich ihr eigen nennt.

Mercia, das Reich der sechs einander misstrauisch anfeindenden Dornen, ist vom Niedergang bedroht. Seit Jahrhunderten nähren sich die Adeligen von den Schwarzen Schmetterlingen, verlängern so ihre unsterbliche Existenz. Der Handel mit den Nachbarreichen, die Freiheit ihrer Bürger und Sklaven aber ist zum Stillstand gekommen. Nicht zählt mehr, als die perverse Befriedigung ihrer unheiligen Gelüste. Die Scotas, geachtete Sklavinnen der Lust, werden hofiert und erniedrigt, verehrt und missbraucht.
Morna LeFay lebte abgeschieden aber glücklich zusammen mit ihrer Familie auf einem Hof. Dass sie Feen und Kobolde beschwören kann weiß niemand, ihr betörendes Äußeres erweckt nicht nur die Aufmerksamkeit der Burschen im Wirtshaus, sondern auch das Interesse eines Jägers aus Mercia, der sie gefangennimmt.
In der Küstenstadt angekommen, durchläuft sie in Windeseile eine mehr als verkürzte Ausbildung zur Scota, um ihre dunkle Lust zu wecken – zusammen mit ihrer Leidensgenossin Kayla soll sie schon am nächsten Abend Cwen, der Herrscherin, vorgestellt werden – und diese meucheln …

»Ars Amoris«, so hat Herausgeberin Alisha Bionda ihre Reihe dunkel-phantastischer Erotik getauft. Als dritter Band nach zwei Anthologien erscheint nur auch der erste Roman.
Äußerlich passt sich das Buch in die Reihe der Titel aus dem Sieben Verlag ein. Sorgfältig redigierter Text, dazu Originaltitelbilder und diverse Innenillustrationen zieren das vom Format her sehr angenehm in der Hand liegende Buch. Da kann sich so mancher Großverlag eine dicke Scheibe abschneiden!

Karl-Georg Müller war mir bis dato zumindest als Autor ein unbekannter Name. Das Gebotene liest sich flüssig, ohne dass stilistisch Besonderheiten positiver wie negativer Art auffallen. Es geht um zwei junge, hübsche Frauen, die entführt und als Liebesdienerinnen in einer dekadenten Gesellschaft angelernt werden. Dass eine der Beiden nicht nur körperlich missbraucht, sondern auch als Mordwerkzeug missbraucht wird, sorgt für die nötige Dramatik und das Tempo.

Der Titel deutet schon an, dass es in der Buchreihe nicht unbedingt jugendfrei zugeht. Müller macht das aber recht geschickt. Zwar schildert auch er den Akt als solchen, überschreitet dabei die Grenze zur Pornographie nicht. Alles ordnet sich den Vorgaben der Handlung unter, die Sado-Maso und Erziehungsspiele ebenso, wie der Bäumchen-Wechsel-Dich-Sex mit und zwischen den unterschiedlichen Geschlechtern.

Die Gesellschaft, die der Autor uns in Mercia präsentiert ist dekadent, ist rein auf den das Lebensfluidum der Schwarzen Schmetterlinge auslösenden dunklen Sex konzentriert. Insofern ist die Beschreibung, ja Konzentration auf die fleischliche Lust nachvollziehbar und überzeugend dargestellt.
Ich hätte mir gewünscht, dass dem Autor ein wenig mehr Raum zur Verfügung gestanden hätte. Gerade zum Finale hin zieht das so schon hohe Tempo nochmals an, wirkt die Handlung ein wenig überhastet. Dass ein offenes Ende die Möglichkeit zu einer Fortsetzung bietet, macht Hoffnung, dass es ein Wiedersehen mit Morna und Kayla geben wird.