Jan Mayen 1: Ruf in die Welt, Paul Alfred Müller (Buch)

Jan Mayen 1
Ruf in die Welt
Paul Alfred Müller
Verlag
Dieter von Reeken, 2011, Paperback, 316 Seiten, 22,50 EUR, ISBN 978-3-940679-42-0

Von Carsten Kuhr

PAM, wie seine Fans und Bewunderer Paul Alfred Müller liebevoll nennen, dem Fan der deutschsprachigen Phantastischen Literatur vorzustellen, das hieße Eulen nach Athen tragen. Ich darf hierzu auf meine entsprechenden Ausführungen in den anderen Rezensionen verweisen und nur kurz noch einmal erwähnen, dass ohne PAMs Einfluss die Erfolge von Perry und Co. nicht denkbar gewesen wären.

Nachdem der Schweizer SSI Verlag nach der erfolgreichen Neuauflage der zwanzig „Rah Norton“-Bände die großangekündigte, ultimative Neuedition der „Sun Koh“-Serie nach dem ersten Band nicht fortführte, hat der Nachlassverwalter PAMs in dem Herausgeber Dieter von Reeken einen neuen, kompetenten Partner gefunden, um die Werke Müllers dem Vergessen zu entreißen.

Nach einigen Einzelromanen begann man Anfang des Jahres mit der Herausgabe der Serie „Jan Mayen“. In zwölf Bänden werden die insgesamt 120 Hefte im Neusatz – so, dass auch Leser, die sich mit Faktur schwer tun, die Texte genießen können – in 2 bis 3 monatlichem Abstand veröffentlicht. Bislang liegen – wie von Herrn von Reeken nicht anders zu erwarten war pünktlich – bereits 4 Sammelbände vor, die neben einem informativen Vorwort auch die alten Titelbilder der Reihe(n) abbilden. Hierzu ist vorab zu erwähnen, dass die 1936 bis 1938 erstveröffentlichte Reihe kurz nach dem Krieg 1949/1950 im Backnanger Utopia Verlag eine kurze Renaissance erlebte, wo allerdings nur zehn Hefte erschienen. Auch diese Titelbilder fanden Aufnahme in die Neuausgabe.

Anders als viele Konkurrenten wurde „Jan Mayen“, ebenso wie „Sun Koh“, auf ein festgelegtes Ende hin konzipiert. Während die Verlage üblicherweise erfolgreiche Serien möglichst endlos am Markt halten wollen, ging PAM hier ganz bewusst mit dem Auftauchen von Atlantis („Sun Koh“) beziehungsweise dem Abschmelzen des ewigen Eises von Grönland („Jan Mayen“) einen anderen Weg.

Im Gegensatz zur phantastischen Ausprägung Sun Kohs sollte Jan Mayen mehr auf den Spuren eines damals sehr erfolgreichen Hans Dominik wandeln und technische Errungenschaften in den Mittelpunkt stellen. Nicht umsonst wird Jan Mayen in der Utopia-Auflage als „Herr der Atomkraft“ tituliert, oder findet Hermann Oberths Idee eines Sonnenspiegels als maßgebende Idee Eingang in die Serie.

Grundlage der DvR-Edition bietet die Erstausgabe im Bergmann Verlag, die die Änderungen der Utopia-Edition in Fußnoten aufgreift und dokumentiert.

In den ersten zehn Heften, die vorliegend zusammengefasst wurde, lernt der Leser die Helden der Geschichte kennen. Zwar wird Jan Mayen nicht ganz so Aufsehen erregend eingeführt, wie der vom Himmel schwebende Sun Koh, doch auch sein erster Auftritt an Bord eines im Nordmeer kreuzenden Schiffes birgt Dramatik und Spannung zuhauf.

Seit seinem vierten Lebensjahr wird Jan Mayen von einem Freund seines abwesenden Vaters auf seine, ihm selbst unbekannte, Mission vorbereitet. Er lernt nicht nur das Überleben in der Wildnis und den Kampf, sondern studiert auch die technischen wie kulturellen Errungenschaften des Abendlands.

Immer wieder einmal tauchen in den Romanen in Nebensätzen, vermutlich in vorauseilendem Gehorsam in Hinblick auf Prüfung der Texte durch das Reichspropaganda-Ministerium, Aussagen zur Überlegenheit der arischen Rasse auf, diese sind aber zum einen Zeitdokument, zum enderen sehr dezent und, dokumentieren, unter Berücksichtigung der Darstellung der Naturvölker (vorliegend der Indianer, Aborigines, Eskimos) als aufrechte Kameraden sicherlich keine braune Überzeugung.

Inhaltlich geht der Autor seine gewohnt-erfolgreichen Wege. Nach dem abgewandelten Motto „Never change a winning team“- hier Plot – sammelt unser charismatische Held eine Gruppe aufrechter Helfer um sich, sichert sich sein finanziell lukratives Erbe und erobert das Herz einer ebenso begehrenswerten, wie patenten jungen Frau. Es git in Australien, Kanada und Florida Abenteuer zu bestehen, Kämpfe auszutragen, die spätere Frau zu retten und Reichtümer zu sichern. Der jugendliche Helfer darf dabei ebensowenig fehlen wie der Kraftbolzen, und ein wissender Begleiter, der mehr von der Jan Mayen selbst noch unbekannten Mission weiß, vielleicht gar Kontakt zu dem verschollenen Vater Mayens hat, darf auch nicht fehlen, und natürlich machen sich eine ganze Horde fieser Verbrecher auf, unserem Helden das Leben schwer zu machen.

Das ist sicherlich Abenteuerliteratur nach Schema X, dabei aber so herrlich nostalgisch, voller Exotik und Spannung, dass man auch heute noch gerne den Alltag vergisst und mit Jan und seinen Freuden rund um die Welt das Abenteuer sucht.