Onkel Dagobert 3 (Comic)

Onkel Dagobert 3
Artwork & Text: Carl Barks
Übersetzung: Dr. Erika Fuchs
Ehapa, 2009, Hardcover, 160 Seiten, 24,95 EUR, ISBN 978-3-7704-3273-8

Von Frank Drehmel

Neben acht längeren Storys – „Der Käse von Kirkebö“ („The Lemming with the Locket“), „Das Wiesenfest“ („The Tuckered Tiger“), „Der Stein der Weisen“ („The Fabulous Philosopher's Stone“), „Die Erbuhr“ („Heirloom Watch“), „Wettfahrt auf dem Mississippi“ („The Great Steamboat Race“), „Die goldene Nase“ („Riches, Riches, Everywhere!“), „Das goldene Vlies“ („The Golden Fleecing“), „Weihnachten in der Südsee“ „(Donald Duck, Christmas in Disneyland“) – enthält der dritte Band der Hardcover-Reihe zehn Onkel-Dagobert-One-Pager, die nicht nur die Struktur des Albums auflockern, sondern die ein ums andere Mal in ihrer pointierten, prägnanten Zuspitzung echte Humor-Highlights darstellen.

Auch dieser dritte Sammelband der Reihe legt – wie könnte es anders sein – Zeugnis sowohl von Barks geradezu überschäumender Phantasie in Bezug auf das Entwerfen von Szenarien und seiner Fähigkeit, selbst die skurrilsten Ideen in stimmige Bilder zu bannen, ab, als auch von dem herausragenden Talent der Übersetzerin Dr. Erika Fuchs (1906 – 2005), eigene griffige Titel sowie humorvolle Namen und Begriffe zu kreieren, statt sklavisch am Originaltext zu hängen.

Gleich in der ersten Geschichte, „Der Käse aus Kirkebö“, manifestieren sich genau diese Eigenschaften geradezu exemplarisch: aus seinem tiefen Bedürfnis nach unbedingter Sicherheit für seine geliebten Talerchen lässt Dagobert einen „unkaputtbaren“, 100%ig einbruchsicheren Geldspeicher bauen, den man nur mittels einer 77stelligen Zahlenkombination betreten kann. Im Zuge einiger unglücklicher Ereignisse landet der einzige Zettel mit der Kombination am Hals eines kleinen Lemmings, der Lemming wiederum auf einem Schiff und das Schiff an der Küste des kleinen norwegischen Ortes Kirkebö, dessen spezieller Käse quasi Weltruf genießt. Die Ducks allerdings haben wenig Sinn für die kulinarische Köstlichkeiten, da sie einen Lemming aufspüren müssen und dabei vor zwei Problemen stehen: erstens beläuft sich die Zahl dieser kleinen Pelztierchen auf zig Tausend und zweitens befinden sich diese seltsamen Wesen auf ihren sprichwörtlichen Sprung über die Klippen in die tosende See.

Wie Barks hier den Bogen von Dagoberts hinlänglich bekannter Einbruchs-Paranoia über verfressene Wühlmäuse, slapstickhafte Verfolgungsjagden bis hin zu runden Käselaiben in einem fernen Land schlägt, dabei eine Pointe neben die andere setzt und diese dichte Geschichte auch noch in dynamisch, putzige Bilder bannt, ist ebenso großes Kino wie Dr. Fuchs’ Übersetzung, in der aus einem relativ profanen „Lemming mit einem Medaillon“ ein „Käse aus Kirkebö“ wird, ein Titel also, bei dem es reicht, sich die Aussprache vorzustellen, um grinsen zu müssen. Sorry, liebe Norweger, aber wenn es so etwas wie quasi natürlich witzige Namen gibt, dann gehört Kirkebö ganz sicher dazu.

Die übrigen Geschichten sind zwar allesamt auch unterhaltsam, humorvoll und pointiert, jedoch fehlt ihnen mit Ausnahme von „Das goldene Vlies“ und – mit Abstrichen – „Der Stein der Weisen“ dieser durch und durch skurrile, verschrobene Unterton, da das Augenmerk eher auf dem Abenteuer als Handlungsrahmen liegt.

Fazit: Der dritte Volltreffer in Folge. An Barks und seiner gutlaunigen Fabulier- und Zeichenkunst kommt kein Funny-Fan vorbei.