Primeval 2: Die Insel jenseits der Zeit, Paul Kearney (Buch)

Primeval 2
Die Insel jenseits der Zeit
Paul Kearney
(Primeval – The Lost Island)
Übersetzung: Anika Klüver
Cross Cult, 2009, Taschenbuch, 286 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-12-0

Von Frank Drehmel

Nachdem es eine Zeit lang recht düster um die in Großbritannien zwar äußerst erfolgreiche, allerdings relativ teuer produzierte und daher gecancelte TV-Serie »Primeval« aussah, kündigte im September 2009 die verantwortliche Sendergruppe, ITV, an, nun doch zwei weitere Staffeln in Auftrag zu geben, deren Ausstrahlung allerdings erst im Frühjahr 2011 beginnen soll. Bis es soweit ist, muss sich Fan mit DVD-Konserven zufrieden geben oder aber – und das ist meine Empfehlung – den bei Cross Cult erscheinenden Romanen eine Chance einräumen, obgleich hier das involvierte Ensemble dem televisionären Status Quo hinterherhinkt.

Die Handlung des vorliegenden Bandes ist relativ schnell zusammengefasst. Um und auf einer kleinen abgelegenen Insel im Nordatlantik, die früher ein militärischer Stützpunkt war und um die sich heute Frankreich und England streiten, tauchen inmitten eines winterlichen Sturmtiefs zahlreiche Zeitanomalien auf, Tore in vergangene Zeiten, durch die Urweltwesen in die Gegenwart gelangen können.
Nick Cutter und ein Team bestehend aus Assistent Stephen, Technikfreak Connor und Tierpflegerin Abby sowie einer kleinen Schar militärischer Spezialisten erhalten vom Leiter des ARC, Sir James Peregrine Lester, den Auftrag, der Sache auf den Grund zugehen, wobei, um diplomatische Querelen mit Frankreich zu vermeiden, äußerste Geheimhaltung gilt.
Die Expedition steht jedoch unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass die Forscher bei der Anlandung auf dem unwirtlichen, sturmumtosten Eiland die Hälfte ihrer Ausrüstung verlieren, auch die Franzosen riechen Lunte. Um einen diplomatischen Zwischenfall zu verhindern, macht sich daraufhin Jenny Lewis, eine PR-Beauftrage des Innenministeriums, ebenfalls zur Insel auf.
Worauf die Ankömmlinge – insbesondere die Soldaten – nicht wirklich vorbereitet waren, sind die Monster, die mittlerweile über die Insel herrschen. Als es die ersten Toten gibt, bleibt der ohne hinreichende Ausrüstung um ihr nackte Überleben kämpfenden Schar schließlich nichts anderes übrig, als selbst in einer Anomalie – und damit in der Urzeit – Zuflucht zu suchen.

Ein grundsätzliches Problem von Franchise-Romanen zu TV-Shows besteht darin, dass die tragenden Figuren unter Artenschutz stehen und der Autor dementsprechend sorgsam mit ihnen umzugehen hat. Damit sind große Überraschungen in Bezug auf Charakterentwicklung oder plötzliches Dahinscheiden ausgeschlossen. Dass diese Vorhersehbarkeit bei Keraney dennoch nicht negativ zu Buche schlägt, liegt zum einen daran, dass er mit dem begleitenden Soldaten, Captain John Willoby, ein starke, sympathische Figur aufbaut, mit der er nach Belieben verfahren, mit der der Leser also leiden kann, und zum anderen an der äußerst intensiven, beklemmenden und bedrohlichen Atmosphäre, welche, obgleich der Handlungsrahmen per se nicht sonderlich innovativlist, der Autor dennoch so gekonnt erschafft, dass auch »Primeval«-Neulinge bestens unterhalten werden.
Für Fans der Serie bringt der Roman zudem zwei weitere Erkenntnisse (falls er es nicht ohnehin schon vermutet hat): Sir James Peregrine Lester ist eigentlich eine ziemlich coole Sau und Abby Maitland ist durch und durch überflüssig.

Fazit: Gefällig geschrieben und trotz aller Vorhersehbarkeit äußerst spannend und stimmig. Ein Franchise-Roman, wie man sich ihn wünscht.