Sarah Pinborough: Die Bürde des Blutes (Buch)

Sarah Pinborough
Die Bürde des Blutes
(A Matter of Blood. The Dog-Faced Gods Book One, 2010)
Aus dem Englischen von Catrin Fischer
Otherworld, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 480 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9535-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Armin Möhle

„Die Bürde des Blutes“ ist der Debütroman der neununddreißigjährigen englischen Autorin Sarah Pinborough.

Der Roman spielt in der nahen Zukunft. Die Finanzkrise hat zur Gründung einer multinationalen Organisation mit dem wenig originellen Titel ‚Die Bank‘ geführt, die die nationalen und internationalen Finanzgeschäfte beherrscht. Das ist auch nicht ohne Einfluss auf die Arbeit der englischen Polizei geblieben: Die Polizisten werden nach der Anzahl der Verurteilungen bezahlt, die sie erreichen, und nehmen Schmiergelder von Gangsterbossen an, um ihre Gehälter aufzubessern.

Detective Inspector Cass Jones muss die Bearbeitung von Serienmorden an jungen Frauen übernehmen. Sie wurden mit einer Überdosis eines Betäubungsmittels getötet, bevor ihnen die Worte „Nichts ist heilig“ auf ihre Brust geschrieben und Fliegeneier in ihren Augenwinkeln abgelegt wurden. Gleichzeitig arbeitet er an der Aufklärung eines Mordes an zwei zehnjährigen Jungen, die bei einem (missglückten) Anschlag auf einen Gangsterboss ums Leben kamen. Im Laufe der Handlung begeht Cass Jones' Bruder Christian, ein höherer Angestellter ‚Der Bank‘, Selbstmord, nach dem er zuvor seine Ehefrau und seinen Sohn tötete.

„Die Bürde des Blutes“ folgt damit konventionellen Krimimustern; lediglich die akkurat in den Augenwinkeln der ermordeten Frauenleichen platzierten Fliegeneier geben nicht nur den Ermittlern Rätsel auf. Cass Jones tappt im Dunkeln, was die Serienmorde angeht. Erst der Selbstmord seines Bruders, der ihn dazu bewegt, sich mit ‚Der Bank‘ und der Vergangenheit seiner Familie zu beschäftigen, lässt ihn auch einen Ansatz zur Lösung der Serienmorde finden. Der Roman beginnt, nach ‚Der Bank‘ ein weiteres phantastisches Element aufzubauen (auch wenn es sich bei ‚Der Bank‘“ eher um eine naheliegende Extrapolation der Realität handelt, für die ein großes Maß an Phantasie nicht erforderlich ist).

Es überrascht, dass das Motiv des Serienmörders durchaus originell ist, im Gegensatz zu den Intrigen in der englischen Polizei, die für den Selbstmord von Cass Jones' Bruder verantwortlich sind. Cass Jones selbst tötete in einem Undercover-Einsatz einen Unschuldigen, weshalb er einem Teil seiner Kollegen suspekt ist – es überrascht in einem größeren Ausmaß, dass er als Polizist weiterarbeiten durfte und nicht in einem Gefängnis sitzt. Aber vielleicht ist das der korrupten Welt geschuldet, die „Die Bürde des Blutes“ schildert. Sonderlich splattermäßig kommt der Roman nicht daher (die Serienmorde wurden unblutig ausgeführt); die Schießereien halten sich im Rahmen des Genres.

Der Originaltitel deutet an, dass der Roman offenbar als Auftaktband eines Zyklus‘ konzipiert ist. Das wäre nicht notwendig gewesen. Die wahre Identität des Serienkillers und seines (früheren) Partners müssen nicht zwingend gelüftet werden; und auf einen weiteren offenen Handlungsstrang, der außerdem erst auf den letzten Seiten eingeführt wird, hätte die Autorin verzichtet können. „Die Bürde des Blutes“ wäre auch ohne diese Option und trotz der einschlägigen Anleihen im Krimigenre ein passabler Debütroman mit einem phantastischen Einschlag gewesen. Der Roman ist immerhin routiniert, für einen Kriminalroman mitunter etwas zu weitschweifig erzählt.

An die nächsten Romane Sarah Pinboroughs können und sollten jedoch höhere Ansprüche gestellt werden, die die Autorin, auf ihrer Routine aufbauend, sicherlich erfüllen kann.