Stephan R. Bellem: Portal des Vergessens (Buch)

Stephan R. Bellem
Portal des Vergessens
Titelgestaltung von Isabelle Hirtz, HildenDesign
Otherworld, 2011, Paperback, 288 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-8000-9533-9

Von Petra Weddehage

Der junge Student Peter hat seit einem Autounfall, bei dem seine Eltern tödlich verunglückten, sein Gedächtnis verloren. Jede Nacht wird er von Träumen gequält. Darin erlebt er die Geschichte von Vryn, einem jungen Krieger. Dieser ist auf der Suche nach seinem verschollenen Bruder Vorlook.

Je mehr Peter über Vryn und sein Leben erfährt, umso deutlicher wird ihm bewusst, dass er sich in der modernen Welt, die er bewohnt, kein bisschen zu Hause fühlt. Nur in seinen Träumen scheint er ein sinnvolles Dasein zu führen. Er vertraut sich seiner Psychotherapeutin Dr. Wünschler an, die ihn seit seinem Unfall betreut. Während Peter versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen, lernt er Nora kennen und lieben. Endlich scheint der junge Student sein seit dem Unglück sehr chaotisches Leben in ruhigere Bahnen lenken zu können. Da taucht plötzlich eine weitere Frau auf, die von den Behörden für verrückt erklärte Netyra. Warum bloß kommt sie ihm so verdammt vertraut vor? Endlich beschließt er, den Dingen auf den Grund zu gehen und erfährt, dass nicht alles immer so ist, wie es zu sein scheint.

Nicht erst seit seinem Buch „Bluttrinker“ ist der Autor in der deutschen Phantastik-Szene bekannt. Stephen R. Bellem, Jahrgang 1981, gewann beim Deutschen Phantastik Preis 2008 mit seinem Roman „Tharador“ den 2. Platz in der Kategorie ‚Bester deutschsprachiger Roman‘. Seine Bücher erzählen Geschichten aus fernen Welten. Deren Entwicklungsstufe ist meistens mit der des europäischen Mittelalters vergleichbar. Seine Storys handeln dabei von jungen Kriegern, aber auch von wehrhaften Frauen, die diesen in nichts nachstehen. Oft geht es um Magie und einer Bedrohung, die das Universum der jeweiligen Helden in den Abgrund stürzen lässt.

Der vorliegende Roman hebt sich wohltuend von den anderen bis jetzt erzählten Geschichten ab. Der Gegensatz von hochtechnisierter Welt und dem Land des Kriegshandwerks haben einen besonderen Reiz. Auch wird der Leser bis zuletzt im Unklaren gelassen, ob der Protagonist schlicht und ergreifend den Verstand verliert oder ob doch ein Körnchen Wahrheit in seinen Träumen liegt.

Die miteinander agierenden Personen werden wirklichkeitsgetreu beschrieben. Die Faszination liegt eindeutig in dem Wechsel der beiden Welten, in denen Peter/Vryn ‚lebt‘. Dieser Band verfügt auf jeden Fall über das Potential, verfilmt zu werden. Am Ende der Geschichte scheint es so, als würde eine Fortsetzung nicht lange auf sich warten lassen.

Leseratten, die fantastische Geschichten mögen, welche mit der vertrauten Welt und magischen Orten verknüpft sind, werden von „Portal des Vergessens“ sehr gut unterhalten. Die Romantik wird bei dieser Story nicht außer Acht gelassen, so dass auch Leserinnen Gefallen an dem Titel finden dürften.