Conan 15: Der Speer (Comic)

Timothy Truman, Robert E. Howard
Conan 15
Der Speer
(Conan # 35, 36, 40 Conan the Cimmerian # 15, Conan Free Comic Book Day 2006, Conan: The Weight of the Spear, 2006-2010)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration und Zeichnungen von Darrick Robertson und Paul Lee
Farben von Tini Avina & Dave Stewart
Panini, 2011, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86201-061-5

Von Christel Scheja

Es ist interessant, wie sich die Geschichten verschiedener „Conan“-Serien doch immer wieder zu einem Ganzen zusammenfügen lassen. Das beweist der fünfzehnte Band, „Der Speer“, bei dem die Rahmengeschichte um den dekadenten Prinzen und seinen zwielichtigen Wesir fast noch interessanter ist als die abgeschlossenen Episoden um den cimmerischen Barbaren.

Auch der junge Conan mag Zauberer und Priester nicht besonders, vor allem wenn sie aus Stygien kommen. Dies muss ein Zauberkundiger erfahren, dem nur noch ein Artefakt fehlt, um seinen Herrn aus dem Jenseits zurückzurufen. Conan handelt schnell und unerbittlich, nicht ahnend, dass er den Speer, den er in dem Toten zurücklässt, nach vielen Jahren wiedersehen wird. Als König von Aquilonien muss er sich nicht nur gegen innere Feinde zur Wehr setzen sondern auch immer wieder an den Grenzen des Landes Hand anlegen. Diesmal machen die Pikten Schwierigkeiten. Es gelingt ihnen sogar, Conan in einen Hinterhalt zu locken. Doch eine geheimnisvolle Frau rettet dem schwerverletzten König das Leben. Sie erwartet nur eines: Er soll ihr dabei helfen, den Propheten zu besiegen, der viele ihrer Landsleute im Geist versklavt hat. Conan stimmt zu, auch wenn er ihr nicht traut. Das aber ist der Beginn einer abenteuerlichen Reise, mit dem Speer in der Hand, der ihm schon einmal so gute Dienste erwies. Und auch den Toten sieht er wieder – allerdings ahnt er nicht, dass dessen Tod wieder nicht endgültig ist, da sich ein anderer Zauberer des Gebeutelten annimmt: Toth Amon. Und nicht zuletzt begegnet der noch junge Conan in einem finsteren stygischen Gewölbe einer jungen Frau, die für ihre nie verblassende Schönheit und Unsterblichkeit einen hohen Preis zahlt...

Timothy Truman bewegt sich auch in der Graphic Novel auf den Pfaden Robert E. Howards, zeigt diesmal aber überraschenderweise auch sanftere Seiten des barbarischen Kriegers. Denn er kann auch Gnade walten lassen und sieht Fehler ein, wie die letzte Geschichte um die Eroberung eines Königreiches und seine freiwillige Abgabe der Krone an den rechtmäßigen Thronfolger beweist. Auch lässt er Frauen am Leben, die eigentlich seine Feindinnen sein sollen. Dennoch ist Conan dadurch nicht verweichlicht und falsch dargestellt – immerhin sind auch bei Howard Frauen eine Schwäche des Barbaren, die ihn schon manches Mal fast den Kopf gekostet hätten.

Natürlich sind auch diesmal wieder Freund und Feind leicht voneinander zu unterscheiden und die Geschichten verlaufen im klassischen Sinn und mit den gängigen Klischees, aber die Ideen, die dahinterstecken, sind stellenweise doch ungewohnt und machen daher umso mehr Spaß, da man diesmal nicht jedes Detail vorausahnen kann und so die ein oder andere Überraschung erlebt. Conan-Kenner werden problemlos und mit viel Genuss die eine oder andere Anspielung auf Howards Geschichten um den Barbaren und seine frühere Inkarnation Kull von Atlantis wiedererkennen.

Wie immer sind die Kämpfe dynamisch in Szene gesetzt, die Zeichnungen bieten sehr viele schön Details und wissen auch in den Farben zu gefallen, da sie die Atmosphäre verstärken.

Wer also in erster Linie ein kurzweiliges Abenteuer mit viel Action und ein paar überraschenden Wendungen, aber auch den liebgewonnenen Handlungsmustern und Archetypen der Sword & Sorcery erwartet, wird durch „Der Speer“ definitiv nicht enttäuscht werden.