The Warlord 3: Odyssee (Comic)

Mike Grell
The Warlord 3
Odyssee
(The Warlord # 22-28, 1979)
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von Mike Grell
Cross Cult, 2011, Hardcover, 144 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-941248-89-2

Von Christel Scheja

Skartaris ist eine Welt im Inneren der Erde, in der Dinosaurier, Urzeit-Säugetiere und Menschen aller Kulturstufen nebeneinander leben und auch die letzten Überlebenden untergegangener Zivilisationen eine Zuflucht gefunden haben. Dorthin verschlägt es den Piloten Travis Morgan. Er gewinnt die Liebe der Kriegerprinzessin Tara, zieht den Hass des schurkischen Magiers Deimos auf sich und wird schließlich zum Warlord, der immer wieder für die Rechte und die Freiheit der Unterdrückten eintritt.

Doch nun – nach der letzten Konfrontation mit Deimos, die den Tod seines Sohnes zur Folge hatte – ist Travis Morgan nur noch ein Getriebener. Er verlässt seine geliebte Tara, die selbst schwer unter dem Verlust leidet und in der Obhut von Mariah und Machiste bleibt, und streift ziellos durch Skartaris, von dem er nun weiß, dass die Welt zeitlos und voller nur schwer einzuschätzender Gefahren ist.

Die Schuld zerfrisst ihn und lässt ihn nicht nur viele seiner früheren Prinzipien vergessen, sondern auch seine Vorsicht. So legt er sich mit einem Monster an und muss doch erkennen, dass es das Mädchen ist, das er eigentlich beschützen wollte, findet heraus, dass nicht die affenartigen Wesen seine Feinde sind, die immer wieder ein paradiesisches Idyll stürmen wollen, sondern die elfenhaften und makellosen Bewohner, die heimlich kannibalistischen Riten frönen. Eine Meerjungfrau versucht sich seiner anzunehmen und gibt ihn schließlich wieder frei, weil sie erkennt, dass er sie gar nicht wahrnimmt. Schließlich bringen ausgerechnet eine seltsame Vision und ein Dieb Travis Morgan wieder zur Besinnung und erinnern ihn daran, dass es noch andere Dinge gibt, für die es zu kämpfen lohnt. Letzterer und der Warlord werden nach ersten Schwierigkeiten dann doch zu Weggefährten. Da erreicht sie die Kunde, dass es Deimos irgendwie geschafft hat aus dem Totenreich zurückzukehren...

In „Odyssee“, dem dritten Sammelband, der die Hefte 22-27 zusammenfasst, zeigt Mike Grell seinen Helden Travis Morgan erstmals als gebrochenen Mann, der seine Ziele aus dem Auge verloren hat und sich von Schuldgefühlen und Selbstmitleid gequält, einfach nur noch treiben lässt. Man merkt deutlich, dass er sich selbst in schwierige Situationen manövriert, sich von Äußerlichkeiten blenden lässt und lange braucht, um wirklich wieder zur Besinnung zu kommen. Schließlich erfährt er durch eine Vision, dass es ihm vorherbestimmt ist, immer wieder der Warlord zu sein, der „Herr des Krieges“, der nicht aus Eigennutz, sondern für Ideale kämpft. Denn immerhin reichen seine Inkarnationen über Atlantis zurück bis in die ferne Urzeit. So erweist sich die Odyssee auch als Prüfung, ob er wieder zu sich findet oder schließlich doch untergeht.

Auch wenn die Geschichte nicht sonderlich in die Tiefe geht, bekommt man doch Einiges vom Charakter des Helden mit. Wie in den vorhergehenden Bänden badet die Geschichte ansonsten wieder in den Klischees der Sword & Sorcery, vor allem was die Bösewichte angeht, auch wenn sich Mike Grell einige selbstironische Momente erlaubt. Es gibt diesmal unter anderem auch Reminiszenzen an die „Zeitmaschine“, in der das Verhältnis zwischen Eloi und Morlock kurzerhand auf den Kopf gestellt werden. Das ist es aber auch, was den Comic neben den dynamischen und anatomisch sehr gelungenen Zeichnungen von Grell aus der Masse ähnlicher Geschichten aus dieser Zeit hervorhebt.

Wieder bietet „The Warlord“ handfeste Sword & Sorcery im Stil von Edgar Rice Burroughs und Robert E. Howard. Zwar gibt es diesmal viele kleine Geschichten, aber gerade wer sich in den klassischen Abenteuer- und Phantastik-Geschichten auskennt, wird diesmal viele kleine Zitate und augenzwinkernde Reminiszenzen an die Unterhaltungsliteratur aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entdecken können.