Detlef Münch: Henry Rider Haggard – Bibliographie der deutschen Erstausgaben 1887 – 2010 (Buch)

Detlef Münch
Henry Rider Haggard – Bibliographie der deutschen Erstausgaben 1887 – 2010
Synergen, 2010, Taschenbuch, 132 Seiten, 24,80 EUR, ISBN 978-3-935634-88-5

Von Carsten Kuhr

Zum nunmehr zweiten Mal widmet Detlef Münch, Herausgeber und Autor des Synergen Verlages, einem seiner Lieblingsautoren ein Werk. Sir Henry Rider Haggard gehört zu den weltweit beachtenswertesten Abenteuerroman-Aautoren der Literaturgeschichte. Sein umfangreiches Oeuvre, von dem nach wie vor diverse Abenteuerromane nicht ins Deutsche übersetzt vorliegen, wurde von Millionen begeisterter Leser auf der ganzen Welt verschlungen und beeinflusste unzählige Autoren in der Art und Weise, wie diese ihre Leser zu unterhalten suchten. Dass sie dabei dem Vorbild oft nicht das Wasser reichen konnten und können spricht nur für die herausragende Erzählkunst Haggards.

Angetrieben von der persönlichen Begeisterung um die Werke des Bestsellerautors stellt uns Münch die 44 in Deutsch publizierten Titel in ihrer jeweiligen Erstausgabe in kurzen Rezensionen vor. Bemerkenswert dabei, dass es dem Autor und Herausgeber gelang, fast alle Titelbilder im Band zu reproduzieren, so dass der Leser auch einen optischen Eindruck von den Büchern bekommt.

Inhaltlich lässt Münch sich ganz von seiner – nachvollziehbaren – Begeisterung für die spannenden Werke leiten. Auf der Strecke blieb hierbei allerdings ein wenig die kritische Aufarbeitung mit dem Werk. So geht Münch nicht auf die rassistisch Einfärbung der Kolonialherren Englands ein, bezeichnet insbesondere serienunabhängige Romane oftmals ohne nähere Begründung als schwächer oder weniger spannend. Anders bei seinen Lieblingstiteln. In den Romanen um „Sie“ und „Allan Quatermain“ merkt man dem Verfasser an, mit wieviel Engagement er bei der Sache ist. Und hier kann er dem Leser seine Begeisterung auch vermitteln, unterstützt diese mit einer nachvollziehbaren Begründung.

Unbestritten ist Haggards Stärke, die in Afrika gesammelten Eindrücke von Land und Leuten in seine Werke einfließen zu lassen, den Leser so eine nicht nur packende, sondern auch authentische Schilderung der Lebensumstände von Engländern, Buren und Zulus zu offerieren. Eine kritische Abgrenzung zu Konkurrenten wie Karl May, Jules Verne oder Robert Kraft aber fehlt. So Manches wiederholt sich, immer wieder wird auf die leider letztlich unvollendete Werksausgabe den Heyne Verlages verwiesen und bemängelt, dass gegenwärtig von Haggard nur drei relativ lieblos aufgemachte Bücher aktuell lieferbar sind. Für den Interessierten sind die Werke jedoch antiquarisch problemlos zu ergattern, die Weiterführung der Heyne Edition scheiterte damals am allgemeinen Niedergang der Verkaufszahlen im Bereich der Fantasy, die erst durch die Verfilmung des „Herrn der Ringe“ und der „Harry Potter“-Titel aufgehalten wurde.

Dennoch scheint die Zeit der großen Abenteuerroman-Schriftsteller in einer Welt, in der es zunehmend virtuell zugeht, vorbei zu sein, die Verlage wagen sich an entsprechende Projekte kaum mehr heran. Kleinverlage stoßen, wie so oft, in die Lücke, im Wunderkammer Verlag wird Emilio Salgari gepflegt, Wurdack legt Boothby auf und Robert Kraft kommt im Benu Verlag zu neuen Ehren. Ob und wer die wünschenswerte Erstausgabe der noch fehlenden Haggard-Titel in Angriff nimmt bleibt offen, zusammen mit Detlef Münch bleibt mir hier nur zu hoffen, dass sich ein mutiger Verleger der Romane annimmt.

Vorliegendes Buch gibt einen vollständigen Überblick über die deutschen Ausgaben Haggards, verwöhnt dabei insbesondere optisch mit den vielen Abbildungen der Cover auch seltener Ausgaben, lässt aber, das will ich nicht unterschlagen, ein wenig die kritische Distanz zu Autor und Werk vermissen.