Ronald M. Hahn: Socialdemokraten auf dem Monde (Hörbuch)

Ronald M. Hahn
Socialdemokraten auf dem Monde
Sprecher: Manfred Christoph
Technik: Paul Saßmannshausen
Regie: Ralf Savovic
Theater Deutzer Freiheit, 2009, 4 CDs, ca. 240 Minuten, 19,50 EUR, ISBN 978-3-940392-33-6

Von Frank Hebben

Graf Oscar von Reventlow, seine auch im Geiste adlige Gemahlin Clothilde und der Domestik Carl Napp machen sich am 1. Januar 1920 auf, um mit dem Weltraumschiff Excelsior für unseren geliebten Kaiser Wilhelm den Mond in Besitz zu nehmen. Kaum auf dem Mond angekommen, müssen der Graf und seine Gemahlin feststellen, dass der selbige dereinst von Socialdemokraten bevölkert war, dass Carl Napp ein Spion der Roten ist, der seine Befehle von Lenin direkt empfängt, und dass die verhassten Franzosen und Engländer sich schon seit geraumer Zeit auf dem Monde tummeln.

Wer glaubt, dass das schon Verwirrung genug sei, hat nicht mit den noch auf dem Monde lebenden kommunistischen Echsen und den socialistischen Karotten gerechnet, die bei der Kolonisation des Mondes auch noch ein Wörtchen mitzureden haben.

Soweit der offizielle Klappentext, der schon ein wenig vorahnen lässt, worauf sich die getreue Hörerzunft alles gefasst machen muss, falls sie das preußische Rückgrat besitzt, dieses Abenteuer zu bestreiten und mit Graf Reventlow und seiner Herzensdame hoch zu den Sternen aufzusteigen. Auf herrlich kauzige Gestalten, die einen immer wieder schmunzeln lassen, sobald die politische Gesinnung mit ihnen durchgaloppiert. Kostprobe gefällig:

„Während er, im Ohrensessel sitzend, ein Pfeifchen schmauchend, die neueste Ausgabe durchblätterte, verzog sich seine frische Miene, denn das, wessen seine scharfen Soldatenaugen ansichtig wurden, trug nicht dazu bei, in zu entzücken. Mit äußerstem Mißmuth registrierte er, daß die socialdemokratischen Hetzer in der Reichshauptstadt schon wieder Unfrieden unter den Arbeitern säten. Diese roten Rüpel wurden immer frecher!“

Wer das hier also wacker wegliest, der darf sich auf eine fulminante Intonierung von Sprecher Manfred Christoph freuen, der jedes Wort scharfzüngig zum Säbelblitzen bringt … um in der Tonalität zu bleiben.

Noch kauziger ist dann eigentlich nur noch die Geschichte selbst: Spätestens, wenn die Fremdenlegion einrückt, um unseren Helden im Kampf gegen die barbarischen Mohrrüben-Horden beiseite zu stehen, streckt auch der derbste Lachmuskel winselnd alle Viere von sich und bittet um den Gnadestoß, vor Gott und Kaiser und dem stolzen Vaterlande. Jeder ohne durchgestählten Geist sei hiermit also vorgewarnt! (Leider fehlt die hilfreiche, um nicht zu sagen: lebensbewahrende Flammenschrift, die vorne in der Buchvorlage steht: Eine „Weltraum-Clamotte“ – jawohl, das ist es: ein feinsinnig sinnloser Klamauk … und wer denkt: So etwas geht nicht, den wird Ronald M. Hahn flotten Hufes eines Besseren belehren!)

Als schönes Fazit, und weil man es schlichtweg nicht besser sagen kann, hier abschließend ein Zitat aus einer älteren Rezension zur Buchvorlage dieses Hörbuchs, die es zackig auf den Punkt bringt:

„Diese Alternativwelt-[Geschichte] ist das, was Angelsachsen einen „romp“ nennen, eine rasante Schnurrpfeiferei und Münchhausiade – aber auch eine Parodie auf so manche Science-Fiction-Scharteke.“

Jawohl, Jawohl – Darauf ein: Prosit! Auf die Ehre und das Weib!